Buchbesprechung: Daniela Mattes: Baba Wanga

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Abb. 1
Daniela Mattes:
Baba Wanga
Auf den Spuren der blinden Prophetin
Ancient-Mail Verlag, Groß-Gerau, 1. Neuauflage März 2022; 1. Auflage 2016
ISBN: 9783754959312
Preis: EUR 5.49
ebook, 35 Bilder, meist farbig

(rmh) Um es gleich vorwegzunehmen: Das Grundproblem bei diesem E-book ist, dass die Autorin keine russischen oder bulgarischen Quellen nutzen konnte. So musste sie ihre Informationen deutsch- bzw. englischsprachigen Büchern und Internetseiten entnehmen, und im Internet finden sich sehr oft Gerüchte oder gar "Fakes", und es ist sehr schwierig, die Informationen richtig einzuordnen. Allerdings hatte Mattes Hilfe von ihrem Autorenkollegen Alexander Popoff, der russisch spricht und ihr bei der Recherche geholten hat, was das Problem etwas verringert.

Das zweite Problem betrifft das Layout. Leider ist das Buch durchsetzt von Silbentrennungszeichen inmitten der Zeilen, denen noch dazu eine Leerzeile folgt, und leider folgt an einigen Stellen mitten im Absatz ein Umbruch. Leider stört beides etwas den Lesefluss. Es verwundert etwas, dass weder der Autorin noch dem Verleger diese Probleme aufgefallen zu sein scheinen.

Im ersten von sechs Teilen berichtet Mattes über die Person Baba Wanga, die im südwestlichen Bulgarien als Wahrsagerin wirkte. Ihre Blindheit rührt aus einer Windhose her, bei der sie stürzte. Schmutz gelangte in ihre Augen, und als man sie fand, gelang es niemandem, die Augen ausspülen. Schließlich erblindete sie.

Ihre erste Version hatte Wanda im Jahr 1940, als die blinde Baba an der Quelle, an der sie immer Wasser holte, einen Reiter "sah". Bis August hatte sie mehre Visionen. Sie sagte voraus, dass am 6. April deutsche Soldaten einmarschieren würden und hatte damit Recht. Weiter sagte sie voraus, wer lebend aus dem Krieg zurückkommen würde und wer nicht und beschrieb die Schlachten detailliert – alles war zutreffend, wie Mattes schreibt. Es folgte zumindest eine weitere Vision im Jahr 1942, die wieder den Krieg betraf, und bei der sie Recht behielt.

Die Kunde der sich als wahr erwiesenen Visionen sprachen sich herum, und nun wurde sie von Personen aufgesucht. Auch Prominente kamen zu ihr. Sie machte richtige Voraussagen, und heilte auch scheinbar unheilbare Krankheiten.

Wanga litt an Brustkrebs und wurde im August 1996 erschöpft, dehydriert und unterernährt in Krankenhaus eingeliefert und starb in der Folge. Sie selbst hatte den Tod nur als den Übergang in eine andere Wirklichkeit angesehen.

Ihre Beerdigung wurde im bulgarischen Fernsehen übertragen, und hochrangige Politiker waren anwesend. Unter den Gästen war der damalige bulgarische Präsidentschaftskandidat Petar Stojanow, über den sie prophezeit hatte, dass er Präsident werden würde, was schließlich eintraf. Ihr Haus wurde später zu einem Museum.

Mattes listet etliche Prominente, von Schriftstellern bis hin zu Kosmonauten, auf, die bei Baba Wanga Rat suchten. Auch Adolf Hitler soll unter ihnen gewesen sein. Die Prophetin scheint auch richtigerweise voraus zu haben, dass die gerade aus der Haft gekommene Indira Gandhi bald wieder an die Macht kommen, aber rasch sterben würde.

Was die Heilungen betrifft, die Baba Wanga bewirkte, so heilte sie nicht persönlich sondern überwies die Ratsuchenden an geeignete Ärzte oder Kliniken, wie es auch Edgar Cayce – der "schlafende Prophet" aus den USA – häufig getan hatte. Eine andere Gemeinsamkeit, die sie mit Cayce hatte, war, dass sie sich selbst an ihre eigenen Ratschläge oft nicht hielt – wie Cayce rauchte sie entgegen ihren eigenen Empfehlungen. Im Unterschied zu Cayce, der quasi auf Spendenbasis arbeitete, ließ sich Wanga allerdings fest bezahlen, was Mattes für vollkommen legitim hält, manche Skeptiker ihr jedoch ankreiden. Was Baba Wanga von anderen Wahrsagern oder Sehern und auch wieder von Cayce unterscheidet, ist, dass sie behauptet hat, ihre Aussagen von Außerirdischen erhalten zu haben.

Wanga war Angestellte an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften am neugegründeten Institut für Suggestologie in Sofia. Dieses Institut ist jedoch kaum bekannt, wie Mattes' Recherchen ergaben. Zwei bekannte bulgarische Psychiater, Prof. Georgi Lozanow und Nicola Shipkovensky, führten – wie Mattes ebenfalls ermittelte – in der 1950er Jahren eine ausführliche Studie über Wangas Fähigkeiten durch und kamen so zu der bereits erwähnten Trefferquote von 80 Prozent. Auch andere Studien anderer Wissenschaftler führten zu ähnlichen Ergebnissen.

Abb. 2 Die Autorin

Wanga war überzeugt davon, dass die Zukunft festgeschrieben sei und nicht verändert werden könne – eine Einstellung, die nicht sehr oft vertreten wird. Manchmal erhielt sie ihre Informationen von Verstorbenen, die sie genauso wahrnehmen konnte wie Lebendige. Darüber hinaus war Wanga davon überzeugt, dass es über uns noch einen höheren Verstand im Kosmos gibt, dass vor uns auf der Erde andere große Zivilisationen existiert haben, und dass wir "diese anderen, also die Aliens" bald treffen würden. Die Heimat der Außerirdischen war Wanga zufolge ein Planet namens "Wamfin" – einer mehr in der vielen Reihe von angeblichen Heimatplaneten von außerirdischen Besuchern, die bei Begegnungen mit UFOs von angeblichen Außerirdischen genannt wurden.

Im Teil 6 (Weitere Vorhersagen damals und heute) teilt uns Mattes mit, dass Wanga für 1981 prophezeite, dass die Erde in einen neuen Zeitabschnitt einträte, die ein neues Denken, ein anderes Bewusstsein und qualitativ neue Menschen erfordere. Dies stand offensichtlich im Zusammenhang mit Aussagen darüber, dass die Welt im Jahr 1980 "dramatische Veränderungen über sich ergehen lassen müsse", wenn Abgesandten des Himmels anfingen, mit den Menschen in Kontakt zu treten. Diese Prophezeiung ist sehr schwammig und offensichtlich nicht eingetreten. Natürlich kann man sie sich aber so zurechtbiegen, dass die Prophezeiung doch eingetreten ist bzw. noch eintreten wird. Nicht nachprüfbar ist ihre Behauptung, dass ab 1982 sich "neue Geister auf der Erde ansiedelt" werden, von denen Beruhigung und viel Hoffnung ausgehen würde. Derartige Prophezeiungen auszusprechen ist nicht schwer, zumal sie auch eine beruhigende Wirkung auf die Zuhörer bzw. Leser haben könnte. Ganz sicher nicht eingetreten ist eine Prophezeiung, derzufolge 1984 ein Krieg in Syrien stattfinden würde, der auch Jerusalem und Bagdad mit einbeziehen würde. Eine weitere Prophezeiung von Wanga ist, dass "die älteste Lehre auf die Erde zurückkehren" würde, was auch immer sie damit meint.

Wanga sagte auch das Bienensterben voraus, allerdings im Rahmen anderer Prophezeiungen, die vorher hätten eintreten müssen, es aber nicht taten. Allerdings sagte Wanga in diesem Zusammenhang auch, dass die Milch schädlich werden würde, und Mattes bezieht sich auf neue Studien, die dies zu bestätigen scheinen. Ähnlich verhält es sich mit der von Wanga vorhergesagten möglichen Heilmittel gegen Krebs.

Die Voraussage von Baba Wanga, dass 1991 von zahlreichen Katastrophen verschiedener Art heimgesucht würde, trat nicht ein. Ebenso die Aussage, dass 2010 der dritte Weltkrieg begänne. Einige andere nicht eingetroffene Prophezeiungen gesellen sich hinzu. Vorhersagen von 2023 bis 2043 können logischerweise noch nicht beurteilt werden. Hier sticht allerdings eine Vorhersage für 2033 heraus, demzufolge die Polkappen schmelzen werden. Dies zeichnet sich zumindest ansatzweise ab.

Für 2167 sagte Wanga das Entstehen einer neuen Weltreligion voraus, was sich jedoch mit einer späteren Aussage beißt, denn für 2299 prophezeite sie das Entstehen einer Partisanenbewegung gegen muslimische Herrscher. Mit Recht fragt Mattes, wo denn die neue Religion geblieben sei.

Erwähnenswert aber Wangas Hinweis, dass im Jahr 3797 die Erde unbewohnbar wäre und die Menschheit auf einen anderen Planeten umziehen müsste – das letzte Jahr, für das Nostradamus nach Kurt Allgeier folgendes voraussah:

"Der Jüngste Tag ist angebrochen. Himmel und Erde werden 'neu'. Der Mensch erlangt Unsterblichkeit. Das Böse und Gemeine in ihm ist endgültig besiegt, Der Tod selbst wird sterben."

Wangas Prophezeiungen gehen allerdings über das Jahr 3797 hinaus, sie reichen bis ins Jahr 5079. Für dieses Jahr sagt sie den "Weltuntergang" bzw. das "Ende der Welt" voraus.

Mattes fand heraus, dass viele der "Listen" über die Voraussagen der Baba Wanga, die im Internet kursierten, nicht authentisch sind.

Laut "Prawda" vom 03.02.2006 hat Wanga möglicherweise aber die Terroranschläge auf das WTC vorausgesagt, indem sie sagte, dass "die amerikanischen Brüder unter Angriffen von Vögeln aus Stahl fallen" würden. Auch den Tod von Prinzessin Diana sagte Baba Wanga angeblich voraus, Mattes belässt es allerdings bei dieser Feststellung. Den Untergang des U-Bootes Kursk am 12. August 2000 scheint die Seherin jedoch ganz klar vorausgesehen haben, als sie 1980 sagte "An der Wende des Jahrhunderts, im August 1999 oder 2000 wird die Kursk mit Wasser bedeckt sein, und die ganze Welt wird über sie weinen". Noch andere Ereignisse soll Wanga richtig vorausgesagt haben, die wir an dieser Stelle jedoch nicht ansprechen wollen. Sie alle sind jedoch unüberprüfbar, wie Mattes selbst feststellt.

Die Autorin hat so gründlich recherchiert, wie es ihr möglich war – aber da liegt eben die Crux. Wie sie selbst zugibt, sind viele Quellen nicht nachprüfbar und viele Fakeaussagen kursieren. Insofern ist es schwierig, die Glaubwürdigkeit von Baba Wanga richtig einzuschätzen. Einiges scheint sie aber tatsächlich richtig vorausgesagt zu haben, wenn wir auch die nicht eingetroffenen Voraussagen nicht vergessen dürfen. Auf jeden Fall scheint Baba Wanga eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen zu sein. Zumindest das vermittelt dieses interessante Buch klipp und klar.