Die 'Pyramiden von Muribeca' (Paratoari, Peru)

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...von Menschen geschaffen oder eine natürliche Sandsteinformation?

Abb. 1 Die Aufnahme des Satelliten Landsat II aus dem Jahr 1975, welche erstmals die mysteriösen pyramidalen Strukturen im Südosten Perus dokumentierte (Markierung durch Rick Richards)

(bb) Viele der rund um unseren Globus verstreuten, rätselhaften Strukturen, die möglicherweise monumentale Relikte längst vergessener oder nur durch Mythen und Legenden in Erinnerung gebliebener Uralt-Kulturen darstellen, sind naturgemäß umstritten. Zu ihnen gehören die so genannten Pyramiden von Muribeca (auch als Paratoari bekannt) in Peru, die wir hier kurz vorstellen möchten. Über ihre Entdeckung Mitte der 1970er Jahre der Grenzwissenschafts-Autor Rick Richards schreibt: "Am 30. Dezember 1975 wurde dieses Foto (Abb. 1) vom Landsat II-Satelliten aus einer Höhe von 500 Meilen über den Dschungeln des Südostens von Peru bei 71 Grad und 30 Minuten westlicher Länge in der Madre de Dios-Region des Amazonas aufgenommen. Das Foto zeigt acht symmetrische Strukturen am Rande des Amazonas-Dschungels. Diese Pyramiden sind nur wenig kleiner als die Große Pyramide Ägyptens!" [1] Wie ein aktuelleres und detaillierteres Satelliten-Bild (Abb, 2) deutlich macht, handelt es sich sogar um insgesamt neun pyramidenartige Erhebungen, denn ein weiteres, noch größeres Exemplar befindet sich augenscheinlich ganz in der Nähe, im Westen der 'Pyramiden-Allee'.

Abb. 2 Dieses zweite Satelliten-Bild jüngeren Datums zeigt sehr deutlich die geometrisch exakte Ausrichtung der Paratoari-Struktur.

Schon bald nach der 1976 erfolgten Veröffentlichung des ersten Satelliten-Bilds der Struktur, die in einem schwer zugänglichen Gebiet des heutigen Nationalparks Manú liegt [2] und in den 1970er und 1980er Jahren wiederholt von Aufklärungs-Flugzeugen gesichtet wurde [3], begannen vereinzelte Spekulationen über einen ägyptischen, atlantischen oder sogar außerirdischen Ursprung der Anlage. Größere Aufmerksamkeit erlangten die Pyramiden von Muribeca - zumindest in Lateinamerika - im Jahr darauf durch eine Reihe von Artikeln einer Autorin namens Ursula Thiermann, die in drei Ausgaben der Zeitschrift "South American Explorer" (eine Publikation des South American Explorers Club) erschien und eine geologische Erklärung des Phänomens nahelegte. [4] [5]

Immerhin dauerte es laut angelsächsischer Wikipedia ca. 20 Jahre - genauer gesagt bis zum August 1996 - bis eine Expedition vor Ort Untersuchungen an den 'Pyramiden von Muribeca' vornahm. Damals "waren der in Boston ansässige Forscher Gregory Deyermenjian vom Explorers Club zusammen mit [seinen] peruanischen Partnern Paulino Mamani, Dante Núñez del Prado, Fernando Neuenschwander, Ignacio Mamani und Machiguenga >Roberto<, seiner Frau >Grenci< und ihrer kleinen Tochter [6] >Reina< die ersten, die eine Erkundung vor Ort vornahmen. Ihre Untersuchung identifizierte Paratoari als natürliche Sandsteinformationen, nicht so symmetrisch in der Platzierung oder in der Größe, wie es ihr Bild auf der Satellitenfotografie vermuten lässt, und ohne Anzeichen für den Einfluss einer antiken Kultur." [7]

Ohne vorschnell einen natürlichen Ursprung der Paratoari völlig ausschließen zu wollen, möchte der Verfasser hierzu bemerken: Vom Boden aus lässt sich die Symmetrie derart vom Dschungel überwucherten Formationen, wie es die 'Pyramiden von Muribeca' sind, nicht ohne massive Rodungen und intensive geodätische Landvermessung keineswegs so gut erfassen, wie dies mittels moderner Satelliten-Technik möglich ist. Auch die Frage, ob die Paratoari selber natürlichen oder künstlichen Ursprungs sind, lässt sich letztlich nur im Rahmen zeitaufwendiger Feldforschung lösen, nicht aber bei einem 'Kurzbesuch', wie er im Fall von Deyermenjian et al. voraus zu setzen ist. Was schließlich den von ihm konstatierten angeblichen Mangel an "Anzeichen für den Einfluss einer alten Kultur" betrifft, kommen wir später noch darauf zurück.

Abb. 3 Diese Aufnahme eines Teilabschnitts der von üppiger Tropenflora überwucherten Paratoari vermittelt zwar auf den ersten Blick nicht den Eindruck einer vormaligen Kulturlandschaft mit Monumenten aus Menschenhand, aber das besagt nicht viel.

Bei der englischsprachigen Wikipedia gehen die beteiligten Autoren jedenfalls ohne Wenn und Aber davon aus, dass der Komplex von Paratoari auf ganz und gar natürliche Weise entstanden ist, wozu es dort heißt: "Die Formationen, die sich am Rand eines höher gelegenen Gebiets befinden, das in den unteren Dschungel abfällt, wurden als eine natürliche Landform bezeichnet, die als abgestumpfte Firstsporne bekannt ist." Ursula Thiermanns Bildmaterial zufolge "stellen diese Formationen jedoch eine weitere natürliche Geländeform dar, die von Geomorphologen als >Flatiron< bezeichnet wird. Deyermenjian hat in den Jahren 1999 und 2006 verschiedene, sehr ähnliche Orte im Gebiet des Río Timpía gesehen und fotografiert, mit faszinierenden pyramidenförmigen, riesigen natürlichen Formationen." [8]

Gibt es tatsächlich 'Flatirons' oder abgestumpfte Firstsporne, die wie auf einem Schachbrett aufgereiht in der Landschaft stehen? Oder müssen wir zu dem Schluss kommen, den man auf der bekannten englischsprachigen Grenzwissenschafts-Webseite Ancient Code zieht: "Die Pyramiden von Paratoari sind symmetrisch arrangierte Strukturen, die keine natürlichen Formationen sein können, sondern das Produkt menschlicher Hände sind." [9] Ganz vom Tisch scheint diese Hypothese jedenfalls noch nicht zu sein. Rick Richards, der ebenfalls für einen artifiziellen Charakter der Paratoari plädiert, verweist dazu auch auf eine Aufnahme des Terrains (Bild), die bei einem Helikopterflug entstand. Bei näherer Betrachtung dieses Fotos werden, wie es bei ihm heißt, "pyramidenförmige Strukturen mit >Auswaschungen< [orig.: "washouts"; d.Ü.] sichtbar, die darauf zurückzuführen sind, dass Bäume keinen festen Halt auf der Flanke der Struktur finden. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Strukturen künstlich aufgebaut sind." [10]

Aber vielleicht müssen wir, um einer Lösung des Rätsels der 'Pyramiden von Muribeca' näher zu kommen, die scheinbare Unvereinbarkeit der beiden Thesen von natürlichem und artifiziellem Ursprung dieser Struktur/en kritisch zu hinterfragen beginnen. Diesbezüglich von allergrößtem Interesse sind die Ergebnisse der Feldforschung des französischen Historikers, Archäologen und Geographen Thierry Jamin und seiner Team-Kollegen, die zwischen 1998 und 2002 (aber auch später) mehrere Forschungsreisen dorthin unternahmen. Jamin - der die Paratoari übrigens, ebenso wie die meisten anderen Fachwissenschaftler, im Grundsatz für Naturprodukte hält - räumt unumwunden ein, dass "einige von ihnen von Menschen bearbeitet worden zu sein scheinen." [11] Sollte im vorliegenden Fall ein ähnliches Szenario anzunehmen sein, wie wir es auch hinsichtlich der Unterwasser-Strukturen vor der heutigen Küste der japanischen Insel Yonaguni vorauszusetzen haben? Fanden Angehörige alter Kulturen einst hier wie dort geologisch gewachsene Monumente der Natur vor, die sie dann mit einem ungeheuren Arbeitsaufwand in jene Form brachten, die sie noch heute haben? Die bei den im Gebiet der 'Pyramiden von Muribeca' ansässigen Indios vom Volk der Machiguenga, die den 'Pyramiden' den Namen Paratoari gaben, betrachten sie jedenfalls, wie Thierry erläutert, "als ein großes Heiligtum der >Alten<" und geben an, in einigen davon gebe es Gänge oder Tunnel. [12]

Zudem stießen Thierry Jamin et al. bei ihren Forschungen vor Ort auch auf "eine beeindruckende Anzahl von Inka-Objekten, welche die Anwesenheit der Söhne der Sonne in dieser Zone belegen". Dies hat den Forscher zur Ansicht kommen lassen, dass sich irgendwo in dieser Gegend die Überreste einer einer nicht unbedeutenden Siedlung der Inka befinden müssen. [13] [14] Jedenfalls waren diverse Gelehrte der Ansicht, dass das heutige als Madre de Dios Region bezeichnete Gebiet den Inka nach dem Marsch der spanischen Eroberer auf Cusco im Jahr 1533 als Rückzugsraum und Versteck diente. "Wäre es nicht logisch, dass die Inka Monumente und Strukturen in dieser Region errichteten?", fragt man bei Ancient Code. [15] Dies mag in der Tat so sein, aber dass die Inka irgendetwas mit der Errichtung oder Bearbeitung der Paratoari zu tun hatten, erscheint zumindest dem Verfasser dieses Beitrags eher zweifelhaft. Vermutlich existierten die 'Pyramiden von Muribeca' schon Jahrtausende vor der Entstehung ihres Reiches.


Externum:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Rick Richards, "Is this an Ancient Lost City?", auf rickrichards.com - Truth is Stranger than Fiction (abgerufen: 15. Januar 2019; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  2. Quelle: o.A., "Pyramids of Paratoari, Peru, South America", auf megaliths.org (abgerufen 15. Januar 2015)
  3. Quelle: Thierry Jamin, "The mysterious Amazonian 'pyramids' (1998-2002)", © 1998-2019, auf granpaititi.com (THE EXPLORERS OF GRAN PAITITI)] (abgerufen: 16. Januar 2019)
  4. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter "Paratoari" (abgerufen: 16. Januar 2019; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Red. Anmmerkung: Zu zwei dieser angeblich drei Artikel haben wir folgende Informationen gefunden. Siehe: Ursula Thiermann, (1977) "The Dots of Pantiacolla", in: South American Explorer Magazine 1: 1,4-5; sowie: Dieselbe, (1978) "Dots Update", in: South American Explorer Magazine, 2: 26-27 (Quelle: Jesus Egido, "PAITITI", Lulu.com, 2017, S. 249)
  6. Anmerkung des Übersetzers: Im englischsprachigen Original-Text heißt es hier wörtlich "baby daughter". Da kann ich mir die Frage nicht verkneifen: Was für Eltern müssen das sein, die ihr Kleinkind auf eine Expedition in den Dschungel Amazoniens mitnehmen?
  7. Quelle: ebd
  8. Quelle: ebd.
  9. Quelle: Ivan, "The Enigmatic Pyramids of the Amazon: An ancient civilization lost in time", auf Ancient Code (abgerufen: 16. Januar 2019; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  10. Quelle: Rick Richards, op. cit. (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  11. Quelle: [ Thierry Jamin], op cit. (abgerufen 16. Januar 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  12. Quelle: ebd.
  13. Quelle: ebd.
  14. Siehe weiterführend auch: Thierry Jamin & Pierre-Albert Ruquier, "L’Eldorado inca - A la recherche de Païtiti", Paris (éditions Hugo & Cie), 2006
  15. Quelle: Ivan, op. cit. auf Ancient Code (abgerufen 16. Januar 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Rick Richards, "Is this an Ancient Lost City?", auf (Truth is Stranger than Fiction)
2) "Pyramids of Paratoari, Peru, South America", auf megaliths.org
3) Yurileveratto (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Piramides Pantiacolla.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)