Madeira (Archipel)

Ein Relikt von Atlantis?

Basis-Informationen

Abb. 1 Eine topographische Karte des Archipels von Madeira

(bb) Das biogeographisch zur ostatlantischen Inselwelt Makaronesiens und politisch (als autonome Region) zu Portugal gehörende Madeira-Archipel (Abb. 1) befindet sich ca. 600 km vor der afrikanischen Nordwestküste und 1000 km südwestlich der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.

Von den fünf Inseln des Archipels sind heute nur zwei bewohnt, nämlich die ca. 736 km² große Hauptinsel Madeira sowie die nur 42 km² große Insel Porto Santo. Die übrigen drei kleinen Eilande Bugio, Deserta Grande und Ilhéu Chão mit einer Gesamtfläche von 14,21 km² werden als Ilhas Desertas ("Die menschenleeren Inseln") bezeichnet. [1]

Die Inselgruppe bzw. ihre Hauptinsel, die im 15. Jahrhundert von den Portugiesen wiederentdeckt [2] und annektiert worden sein soll, war vermutlich schon den Phöniziern und Griechen der Antike bekannt, doch es wird davon ausgegangen, dass diese sie nicht regelmäßig besuchten oder besiedelten. [3] Auch zuvor - in prähistorischen Zeiten - soll das Archipel unbewohnt und menschenleer gewesen sein.

Eine vergessene Vorgeschichte Madeiras?

Abb. 2 Eine der höchst rätselhaften Strukturen auf Madeira, die im Jahr 2011 von doloreshaze1935 auf Satellitenbildern der Insel entdeckt wurden. Ein Indiz für ihre prähistorische Besiedlung - und ein Argument für eine dortige Atlantis-Lokalisierung?

Spätestens seit 2011 ist auch diese Lehrmeinung der Historiker kritisch zu hinterfragen. In diesem Jahr entdeckte doloreshaze1935 (Nickname) auf Satellitenbildern der Hauptinsel Madeira die Überreste augenscheinlich artifizieller und uralter Strukturen (Abb. 2 und 3), die er/sie in zwei Videos [4] bei YouTube vorstellt.

Zwar werden dort in vielen Fällen - vor allem was vermeintliche Exemplare von Mega-Geoglyphen angeht - auch Strukturen präsentiert, die als Resultate von Pareidolie betrachtet werden können; jedenfalls erscheinen zumindest einige dieser Spezimen (vobehaltlich ihrer bis dato noch ausstehenden archäologischen Authentifizierung) durchaus als Überreste früher menschlicher Besiedlung und Bautätigkeit. Ob es sich bei ihnen jedoch um Relikte von Atlantis handelt, wie doloreshaze1935 ohne weiteres voraussetzt, steht allerdings zur Dispostition.

Madeira, Makaronesien und Atlantis

Abb. 3 Ein weitere der von doloreshaze1935 ausgemachten, vermutlich archäologisch auswertbaren Stätten auf Madeira - zur besseren Erkennbarkeit von ihr/ihm gelb nachgezeichnet.

Naürlich ist die Vorstellung, bei Madeira handele es sich - ebenso wie bei den Kanarischen Inseln und den Azoren - um geologische Überbleibsel der von Platon beschriebenen Großinsel Atlantis keineswegs neu. Ins Leben gerufen wurde sie bereits durch den berühmten Philosophen Voltaire (1694-1778), den spanischen Priester José Viera y Clavijo (1731-1813) und den französischen Naturforscher Bory de Saint-Vincent (1780-1846). Im späten 19. Jahrhundert wurde sie durch Ignatius Donnelly (1831-1901) popularisiert, und im 20. Jahrhundert schlossen sich ihr weitere AutorInnen an (siehe unten).

Aus heutiger wissenschaftlicher - und nicht zuletzt atlantologischer - Sicht sprechen allerdings gewichtige Gründe gegen die Annahme, Madeira gehöre zu den Überresten einer hypothetischen vormaligen Großinsel Makaronesiens, oder einer noch größeren atlantischen Landmasse der Vorzeit. Dazu bemerkt der Atlantologie-Enzykopädist Stelios Grant Pavlou in seiner Atlantipedia:

1.) Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dieses Archipel einst eine größere Insel war.
2.) Es existieren keinerlei Hinweise darauf, dass es jemals mit den Kanarischen Inseln oder den Azoren verbunden war. [5]
3.) Es gibt dort keine Spuren einer megalithischen Zivilisation. [6]
Abb. 4 Links: Eine der zahlreichen prä- oder protohistorischen Pyramiden auf den Azoren. Dieses Exemplar befindet sich auf der Insel Pico (Foto: APIA). Rechts: Skizze der megalithischen Strukturen, die 1981 von einem Taucher-Team unter Pippo Cappellano in ca. 22 m Wassertiefe vor der Küste der Kanaren-Insel Lanzarote entdeckt wurden. Neben den 'Pyramiden von Güimar' auf Teneriffa [7] und der 2012 auf Terceira (Azoren) entdeckten prähistorischen Höhlen-Felskunst [8] gehören diese uralten Relikte zum ständig wachsenden Pool von Indizien und Evidenzen, die eine sehr frühe Besiedlung Makaronesiens und Seefahrt auf dem offenen Atlantik belegen.

Obwohl zumindest der dritte Punkt inzwischen in Frage zu stellen ist (siehe oben), spricht jedenfalls schon der geologische Befund gegen Madeira als atlantidische Haupt- oder Restinsel. Anders verhält es sich allerdings, wenn wir diese Inselgruppe als Teil einer atlantidischen Inselwelt betrachten, bzw. als kleinen insularen Bestandteil eines zu vermutenden panatlantischen Kulturkomplexes der Vorzeit, welcher auch Küstengebiete Europas, Afrikas und Amerikas umfasste, und dessen Primhistorie womöglich bis zu den Seefahrern des Solutréen [9] zurückreicht. Dieses panatlantische 'Reich' - besser sollten wir von einem Einzugs- oder Einflussgebiet sprechen -, das in der Tat "'größer als Asien [Kleinasien] und Libyen [Nordwestafrika] zusammen" war (Platon, Timaios 24e; Kritias 108e), existierte vermutlich in unterschiedlicher Form und mit Unterbrechungen, u.a. bedingt durch kataklysmische Ereignisse, bis in die späte Bronzezeit oder (in kleinerem Umfang) in die Eisenzeit hinein.

Für die ostatlantischen (makaronesischen) Inselgruppen der Kanaren und Azoren liegen ja bereits entsprechende archäologische Evidenzen vor. So etwa die kanarischen Pyramiden, die die seitens der archäologischen Orthodoxie und ihrer Mitläufer noch immer zu Unrecht als moderne Konstruktionen aus dem 19. Jahrhundert 'verkauft' werden [10], sowie der - von Fachwissenschaftlern geflissentlich ignorierte - Fund mysteriöser Strukturen (Abb. 4, rechts) vor der Küste von Lanzarote im Jahr 1981. [11]

Abb. 5 Warten auf den Inseln der Madeira-Gruppe womöglich noch 'Paradigmen sprengende' Funde auf die Verfechter einer ergebnisoffenen, alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung? Umso mehr Forscher/innen sich künftig auf die Suche machen werden, desto größer ist die Chance, sie gegebenenfalls zu entdecken! (Foto: die Ponta de São Lourenço im Osten der Hauptinsel des Archipels)

Hinsichtlich der Azoren zeigen die dort befindlichen ca. 140 Pyramiden-Bauten (Abb. 4, links) [12] sehr deutlich, welche enorme Bedeutung dieses anzunehmende 'Sprungbrett nach Amerika' [13] für die atlantischen Seelords und Profit suchende Kauffahrteifahrer jener Tage gehabt haben muss. Sollte sich künftig zudem noch beweisen lassen, dass zumindest auch auf der Hauptinsel Madeiras prä- oder protohistorische Siedlungen existierten, so wäre dies sowohl für die Verfechter der Annahme sehr früher transatlantischer Seereisen als auch für die Anhänger atlantologischer Inselwelt-Szenarien - sprichwörtlich formuliert - 'Wasser auf ihre Mühlen'.

Madeira und die Mytho-Geographie der Hellenen

Abschließend werfen wir noch einen kurzen Blick auf Madeira in Hinsicht auf Versuche, sagenhaft-legendäre Örtlichkeiten aus der Werken Homers, Hesiods und anderer altgriechischer Autoren zu identifizieren. Schon der antike Universalgelehrte Claudius Ptolemäus bezeichnete die Hauptinsel von Madeira als "Erythia" und die nördlichere kleinere Insel Porto Santo als "Paena" [14], wobei "Erythia" offensichtlich nur eine andere Schreibweise von "Erytheia" ist, einer mythisierten Insel, von der u.a. bei Hesiod, Strabon Herodot und Apollonius von Rhodos die Rede war.

Bei Tony O’Connell erfahren wir zudem: "In den 1920er Jahren notierte Edwin Björkman [15], dass viele seiner Fachkollegen davon ausgingen, bei Madeira handele es sich um Homers Ogygia. Einige Kommentatoren, wie etwa Gilbert Pillot, haben [dagegen] auf die Ähnlichkeit Madeiras mit der Insel Aiolia hingewiesen, die in Homers Odyssee beschrieben wird." [16]


Weitere Forscher und AutorInnen, welche Madeira als Überrest von Atlantis identifizierten


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Hauptquelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Madeira (Inselgruppe)" (abgerufen. 5. August 2016)
  2. Anmerkung: Was die Wiederentdeckung von Madeira betrifft, so darf die gängige Lehrmeinung angezweifelt werden. Immerhin sind auf der sogenannten Medici-Karte von 1351 drei der afrikanischen Küste vorgelagerte - Porto Séo, Deserta und Isola de Lolegname genannte - Inseln eingezeichnet (Quelle, Stand: 4. August 2016), die sich offenbar einigermaßen genau im Gebiet der Madeira-Gruppe befinden.
  3. Siehe dazu folgende Angaben in der deutschsprachigen Wikipedia: "Vermutlich wurde Madeira bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. von Phöniziern entdeckt, so berichtet es zumindest Diodor [Diodor, 5,19–20]. Plinius der Ältere berichtet in seiner Naturalis historia gegenüber dem vorspringenden Kap des Hohen Atlas von einer Insel Atlantis [Naturalis historia 6,36.], die mit Madeira identifiziert werden kann. Plutarch hat wahrscheinlich in seiner Biographie des Sertorius auch bereits die beiden Inseln Madeira und Porto Santo erwähnt. Plinius bezeichnet die ganze Inselgruppe als die Purpurinseln. [...] Hinweise auf ständige Besuche oder eine Besiedlung in dieser Zeit gibt es allerdings nicht." (Quelle, Stand: 4. August 2016)
  4. Siehe: doloreshaze1935, "I discovered Atlantis ruins on Madeira island.mpg", Video (2:34 Min.), 13.07.2011, bei YouTube; sowie: doloreshaze1935, "Ruines of Atlantis on Madeira Island", Video (4:26 Min.), 10.03.2012, bei YouTube
  5. Red. Anmerkung: Vergl. dazu auch die bereits 1910 veröffentlichten Forschungsergebnisse des Geologen Curt Gagel (1865-1927) zur Inselwelt Makaronesiens.
  6. Quelle: Stelios Grant Pavlou, "Madeira", bei atlantipedia.com (abgerufen. 4. August 2016)
  7. Siehe zu diesen: Jan Möckel, "Die Pyramiden von Güimar", 15. August 2002, bei Mysteria3000 - Alternative Archäologie & PaläoSETI-Forschung, Ausgabe 3/2002 (abgerufen: 03. August 2016)
  8. Siehe dazu online: Carolina Matos, "Archaeology: Prehistoric rock art found in caves on Terceira Island – Azores", 27. August 2012, bei Portuguese American Journal (abgerufen: 04. August 2016)
  9. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: William R. Corliss, "Paradigmenbeben: Steinzeitliche Europäer in Paläo-Amerika!" (2000), Peter Marsh, "Die Clovis-Solutréen-Connection", sowie: Bernhard Beier, "Kartographiegeschichte und alternative Prähistorik"
  10. Siehe dazu z.B. bei Atlantisforschung.de: Andreas Delor, "Señor Kon-Tiki", Teil 4, "Unter der Gürtellinie"
  11. Siehe: "Die Entdeckung des Pippo Cappellano bei den Kanaren" (red); sowie: William R. Corliss, "Lanzarote: un noveau bimini?" (Text auf Englisch), in Science Frontiers, No. 58 - Juli / August 1988 (Online-Version abgerufen: 6. Aug. 2016)
  12. Siehe dazu: Dominique Görlitz, "Die vergessenen Pyramiden der Azoren - Transatlantische Handelsfahrten vor Kolumbus", in: Mysteries, Ausgabe 5/2014; Einleitung: "Rund 140 Stufenpyramiden auf den Azoren stellen unser traditio­nelles Geschichtsbild auf den Kopf! Die dortigen Bauwerke offenbaren eine grosse Ähnlichkeit mit Pyra­midenkom­plexen auf den Kanaren und in Sizilien. Was hat das zu bedeuten?" --- Siehe online auf Englisch: paj.cm, "Pico: New archaeological evidence reveals human presence before Portuguese occupation – Azores", 28 August 2013, bei Portuguese American Journal (abgerufen: 05. August 2016) --- Für aussagekräftiges Bild-Material siehe: Simone Corradini, "Piramidi delle Azzorre (Pyramids of Azores)" (Video, 7:52 Min), (hochgeladen) 21.08.2011 bei YouTube (abgerufen: 05. August 2016)
  13. Siehe zu archäologischen Spuren prä- und protohistorischer Kontakte zwischen 'Alter' und 'Neuer Welt' im Westatlantik und in Amerika bei Atlantisforschung.de: o.A., "Der große Schwindel um die 'Bimini Road'" (sowie extern als PDF-Datei: Dr. Greg Little, "Underwater Stone Formation at Bimini: Ancient Harbor Evidence — Uncovering the Bimini Hoax", 2005) --- Bernhard Beier, "Eine vergessene prähistorische Zivilisation in Nordamerika" - Mit John M. Jensen Jr. auf den Spuren der altertümlichen 'Kanal- und Hafenbauer'-Kultur im Gebiet der heutigen US-Atlantikstaaten --- Derselbe, "Prähistorischer Kupferbergbau in Nordamerika und eine frühe Transatlantik-Connection" --- William R. Corliss, "Vorchristliche und weit prähistorische Atlantikfahrten" --- Derselbe, "Die steinernen Rätsel von Neuengland" --- Tony O’Connell, "Red Paint People (Ocker-Leute)"
  14. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter "Madeira", Abschnitt "Frühgeschichte" (abgerufen: 4. August 2016)
  15. Siehe: Edwin Björkman, "The Search for Atlantis: Excursions by a Layman Among Old Legends and New Discoveries, in Three Parts", New York (Alfred Knopf), 1927, S. 68
  16. Quelle: Tony O’Connell, "Madeira (I)", 23. Mai 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 4. August 2016; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Bourrichon - fr:Bourrichon, bei Wikimdia Commons, unter: File:Madeira topographic map-lt.svg (Lizenzen wie dort angegeben)
2) Google Earth und doloreshaze1935, "I discovered Atlantis ruins on Madeira island.mpg", Video (2:34 Min.), 13.07.2011, bei YouTube (Screenshot und Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) ebd.
4) Links: Portuguese Association of Archaeological Research (APIA); nach: paj.cm, "Pico: New archaeological evidence reveals human presence before Portuguese occupation – Azores", 28 August 2013, bei Portuguese American Journal
4) Rechts: Alf Bajocco, "Lanzarote: un Nouveau Bimini?", in: Kadath, No. 66, Winter 1987, S. 6; nach: William R. Corliss, "Lanzarote: un noveau bimini?", in Science Frontiers, No. 58 - Juli / August 1988
5) Hofi0006 bei Wikimdia Commons, unter: File:Ponta de São Lourenço (north side), Madeira Island.jpg (Lizenz wie dort angegeben)