Mastodonten, Mammuts und menschliche Riesenskelette

Ein aufschlussreicher Zeitungsbericht aus dem Jahr 1879

Abb. 1 Farmer legen im 19. Jahrhundert das Skelett eines menschlichen Riesen frei, das - wie in praktisch allen berichteten Fällen - keineswegs Megafauna-Dimensionen aufweist.

(bb) Zu den beliebtesten 'Argumenten', mit denen Kritiker die enorme Anzahl von Meldungen über Funde riesenhafter menschlicher Skelette in Nordamerika während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vom Tisch wischen wollen, gehört die - z.B. 1934 von Aleš Hrdlička [1] geäußerte - unhaltbare Behauptung, die Finder hätten solche Knochen mit jenen diverser Spezies von Megafauna verwechselt. Solche Verwechslungen gab es tatsächlich - in Europa und der 'Neuen Welt' - in vorausgegangen Jahrhunderten, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielten sie, jedenfalls in den USA, keine Rolle mehr.

Zudem erfolgte ein Großteil der dort gemeldeten Funde im Zusammenhang mit Ausgrabungen von Mounds, also artifiziellen Grabhügeln, in denen bekanntlich Menschen bestattet wurden, nicht aber urzeitliche Tiere. Dazu ist jedoch, wie Dr. Greg Little nach seimem Studium historischer Quellen konstatiert, "nicht ein Report zum Vorschein gekommen, in dem ein Mastodon- / Mammut-Knochen in einem amerikanischen Mound gefunden und für menschlich gehalten wurde." [2]

Mit einiger Sicherheit repräsentativ dürfte hinsichtlich damaliger Megafauna-Entdeckungen und ihrer Bewertung die Schilderung eines Zufallsfundes im US-Bundesstaat New York sein, die ein Autor namens C.A. Stephens 1879 in einem längeren populärwissenschaftlichen Zeitungsartikel beschrieb, der die damaligen Erkenntnisse über vorzeitliche Riesentiere behandelt. Hier ein ins Deutsche übersetzter Auszug daraus:

Aus dem Artikel "MASTODONS AND MAMMOTHS" der Wochenzeitung The True Northener

"An einem schwülen Nachmittag des Jahres 1845 stießen einige Landarbeiter, die in einem Morast auf dem Grundstück von Herrn Nathaniel Brewster in Newburg, Orange County in New York, nach Schmadder [orig.: "muck"; d.Ü.] oder Mergel gruben, indem sie ihre Spaten [in den Boden] stießen, auf etwas, das hart wie ein Stein war. Sie stupsten es skeptisch an, da es unwahrscheinlich erschien, dass ein Felsblock inmitten eines Betts aus Schmand liegen sollte.

Abb. 2 Hier die zeichnerische Darstellung eines amerikanischen Riesen-Mastodons (Mastodon giganteus) aus dem Jahr 1880. Sein Skelett ist unmöglich mit dem eines riesenhaften Menschen zu verwechseln.

>Es ist ein alter Holzklotz<, sagte einer. >Nein<, sagte ein anderer, >es ist zu hart. Es ist eher ein Knochen.< Sie kratzten den Schmutz ab und legten teilweise ein große Masse frei, in welcher sich die Höhlen zweier enormer Augen befanden. Nicht wenig erstaunt, starrten sie das seltsame Objekt mit einem ehrfürchtigen Schauer an. >Es ist der Schädel eines riesenhaften Indianers<, rief einer aus, >und das hier ist sein Grab!< Sie verließen die Grube, gingen, als die dunstige Sonne unterzugehen begannn, nach Hause und sagten Mr. Brewster, dass sie den Schädel eines Riesen gefunden hätten.

Diese Behauptung erregte einige Belustigung auf ihre Kosten. Neugierig geworden, was die Männer wohl wirklich gefunden hätten, gingen Herr Brewster und sein Schwiegersohn, Herr John C. Weeks, früh am nächsten Morgen zu der Schmadder-Grube, wo sie auf den ersten Blick sahen, dass es, wenn auch nicht der Schädel eines Indianers, derjenige irgendeines gigantischen, dem Menschen gegenwärtig noch unbekannten Tieres war. Der junge Weeks schnappte sich eine Schaufel, sprang in die Grube, entfernte mit Hilfe der Arbeiter schon bald das schwarze Erdreich über dem Schädel und legte zwei große weiße Stoßzähne frei. Bei ihrer Suche nach Schmadder waren [die Arbeiter] zufällig auf das 'Grab' eines Mastodon giganteus gestoßen, ein Tier aus der Familie der Elefanten, aber ungemein größer als jene, die heute über die Erde wandeln.

Scherenstangen wurden über der Grube aufgestellt und Gerät herbeigeschafft. Zwischenzeitlich hatten sich dort nicht weniger als einhundert Menschen versammelt, und inmitten großer Aufregung wurden der massive Schädel und die unhandlichen Stoßzähne aus ihrer letzten Ruhestätte herausgehoben. Dabei zerbrach einer der Stoßzähne etwa in seiner Mitte in zwei Teile, wobei der Stumpf in seinem Sockel feststeckte, die Spitze jedoch in ihrem mergelartigen Bett zurückblieb.

Bei der Fortsetzung der Suche wurden die knöchernen Elemente der Wirbelsäule und die langen Rippen gefunden; und nach diesen das breite Schulterblatt; und, tiefer im Mergel, die enormen femora oder Oberschenkelknochen. Tatsächlich war der Prozess der Exhumierung so sorgfältig, dass, abgesehen von den Phalangen oder Zehengliedern des linken hinteren Fußes, alle Knochen des Skeletts gefunden wurden.

Innerhalb der gewölbten Aushöhlung, die von den Rippen geformt wurde, befand sich eine Masse aus fünf oder sechs Büscheln von zerbrochen und zerquetschen Zweigen von Weide, Ahorn und Tanne, vermischt mit etwas, das Blätter und Gras gewesen zu sein scheinen. Dies war zweifellos die letzte Mahlzeit des Mastodons. Es ist wahrscheinlich, dass sichch das gigantische Tier auf der Suche nach Wasser in den Morast vorgewagt hatte und dann im Sumpf versank. Es scheint so, dass viele dieser großen und schweren Tiere ihre Gräber in solchen Sümpfen fanden. Das Gewicht dieses Mastodons zu Lebzeiten wurde auf 20.000 Pfund geschätzt.

Das Skelett wurde in etlichen Städten ausgestellt, sowohl in New York als auch in Neuengland. Schließlich wurde es von Dr. John C. Warren erworben, einem Bostoner Mediziner und Naturforscher, der ein Werk [3] verfasste, in dem es akkurat beschrieben wurde. Später errichtete er ein Gebäude aus Stein und Eisen auf der Chestnut Street, um seine sichere Erhaltung zu gewährleisten. Dort hat es der Verfasser einige Jahre später gesehen. Direkt daneben steht das Skelett des alten Elefanten 'Pizarro', welches neben seinem Verwandten aus alter Zeit wie das eines Pygmäen erscheint." [4]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Bernhard Beier, "Aleš Hrdlička versus Giganten-Theorie", 2014, bei Atlantisforschung.de
  2. Quelle: Dr. Greg Little, "Die Wahrheit über Riesenskelette in indianischen Mounds", 2015, bei Atlantisforschung.de
  3. Siehe: Dr. John C. Warren, "The Mastodon giganteus of North America". 2d ed., with additions. Boston (Wilson), 1855
  4. Quelle: C.A. Stephens (in The Youth's Companion); nach: Derselbe, "MASTODONS AND MAMMOTHS", 2. Mai 1879, in The True Northerner (online bei CHRONICLIN AMERICA - Historic American Newspapers; abgerufen: 05. März 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Chris L. Lesley, "7 Feet 6 Inch Giant Iowa Skeleton", bei Greater Ancestors World Museum
2) Popular Science Monthly, Volume 17, 1880; nach: Ineuw (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:PSM V17 D243 Mastodon giganteus.jpg