Nibiru (Planet X)

von Tony O’Connell

Abb. 1 Eine Darstellung der exzentrischen Umlaufbahn des hypothetischen Planeten Nibiru um die Sonne

Planet X, auch als Nibiru, Draco oder Plutinos [1] bekannt, wurde der Welt erstmals vor mehr als 30 Jahren von Zecharia Sitchin vorgestellt. Er behauptete, dass dieser Planet eine Umlaufbahn aufweist, die ihn in die äußeren Regionen unseres Sonnensystems trägt, ihn dann aber alle 3600 Jahre zu den inneren Planeten einschließlich der Erde zurückführt (Abb. 1). Zudem behauptete er auf Grundlage seiner Interpretation sumerischer Texte, dass sich auf Planet X eine überlegene Zivilisation entwickelt habe, und dass sie während einer seiner periodischen Annäherungen an die Erde hier gelandet sei und den Menschen geschaffen habe, zu dessen Gottheiten ihre Angehörigen wurden. Diese absonderliche Vorstellung wurde von anderen übernommen und weiter ausgestaltet, wobei bisweilen die Periodizität des Planeten verändert und behauptet wurde, dass verschiedene katastrophische Ereignisse, wie die biblische Sintflut, die ägyptischen Plagen und die Vernichtung von Atlantis durch eine Nahbegegnung mit Planet X verursacht worden seien. Auch wurde eine weitere Verwüstung bei seiner Rückkehr im Jahr 2012 vorhergesagt [2]. Bücher, die sich als Ratgeber für das Überleben dieses Ereignisses präsentierten, wurden breit angelegt beworben. Wie es scheint, ist die Verwendung von Angst ein effektiver Weg, um Bücher zu verkaufen. Übrigens war auch Rob Solárion, ein Befürworter der Theorie eines 'Atlantis in Antarktika' [3], ein Anhänger von Sitchins Planet X-Hypothese. [4]

Abb. 2 Phantasievolle Darstellung energetischer Entladungen bei einer Nahbegegnung von Erde und Nibiru

Es wurden schwächelnde Versuche unternommen, dieser närrischen Vorstellung eine wissenschaftliche Grundlage zu verleihen, wie etwa der Vorschlag, dass Anomalien der Umlaufbahnen von Uranus und Neptun nur durch die gravitative Anziehung von Planet X erklärt werden könnten. 1993 wurde jedoch herausgefunden, dass diese 'Anomalien' das Resultat von Berechnungsfehlern hinsichtlich der Orbits waren. Ferner ist die Vorstellung, dass dieser '12. Planet' Leben beherbergt, welches dem unseren ähnlich ist, ein noch größerer Unsinn. Das Leben auf der Erde würde aussterben, wenn uns die Wärme und das Licht der Sonne auch nur für kurze Zeit entzogen wird. Somit ist die Annahme, ein Planet könne über tausende von Jahren hinweg die äußeren Bereiche des Sonnensystems durchwandern und trotzdem Leben erhalten, so wie wir es kennen, ebenso töricht wie die Idee einer flachen Erde.

Allerdings gab es im Januar 2016 die Behauptung [5], dass vermutlich in den äußeren Regionen des Sonnensystems ein größerer Planet existiert, da dies die wahrscheinlichste Erklärung für unerwartete Bewegungen von Objekten in Kuiper-Gürtel ist. Im selben Monat veröffentlichte Daniel Whitmire, ein pensionierter Physikprofessor "in der Januar-Ausgabe der Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Befunde dazu, dass der bisher noch unentdeckte 'Planet X' Meteorschauer auslöse, die in Verbindung mit den Massenaussterben stehen, die sich auf der Erde in Intervallen von etwa 27 Millionen Jahren ereignen." [6] Dies war seinerseits keine neue Annahme, da er "und sein Kollege John Matese erstmals 1985 im Journal Nature zur Forschung über einen Zusammenhang von Planet X und Massenaussterben publizierten, während sie als Astropysiker an der University of Louisiana at Lafayette arbeiteten. Ihre Arbeit wurde 1985 in einer Titelgeschichte des Magazins Time mit der Überschrift Did Comets Kill the Dinosaurs? A bold New theory about mass extinctions vorgestellt." [7]


Aktuelles Addendum

Abb. 3 Auch der von Herrn David Meade für den September oder Oktober 2017 prophezeite Weltuntergangs-Crash von Erde und Nibiru ist ausgeblieben. Ist die Story um den wandernden 'Todesplaneten' damit endlich vom Tisch?

(red) Im Jahr 2016 feierte Nibiru, um den es nach seinem Ausbleiben anno 2012 recht still geworden war, eine Art mediale 'Wiederauferstehung' als Erde und Menschheit bedrohendes kosmisches 'Schreckgespenst'. Erst hieß es, er werde am 23. September 2017 das Ende der Welt verursachen, dann bekam unser Blauer Planet noch eine 'Gnadenfrist' bis zum Oktober zugebilligt. "Urheber der Behauptung ist", wie es bei Giga.de heißt, "der Verschwörungstheoretiker David Meade. In seinem Buch Planet X – The 2017 Arrival erklärt er, dass sich Nibiru auf einem Kollisionskurs mit der Erde befindet und im Oktober 2017 einschlagen wird. Der Aufprall soll am Südpol erfolgen und eine Naturkatastrophe epischen Ausmaßes auslösen. Wie bei Weltuntergangsszenarien üblich, droht die Auslöschung der gesamten Menschheit." [8]

Inzwischen schreiben wir den 28. November 2017, der Weltuntergang ist - einmal mehr - ausgeblieben und innerhalb des Sonnensystems ist nach wie vor keine Spur von Nibiru zu entdecken - und damit sollte dieses Thema eigentlich definitiv erledigt sein. Aber: wer weiß? Womöglich dauert es nur erneut ein paar Jahre, bevor wieder jemand diesen öffentlichkeitswirksamen planetaren 'Popanz' aus der Schublade holt, um damit eine gewisse, wenn auch nur kurzfristige Popularität zu erlangen und Geld zu machen.


Externa


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde in englischsprachiger Original-Fassung erstmals am 30. Mai 2010 unter dem Titel "Planet X (M)" bei Atlantipedia.ie veröffentlicht. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung nach der bei WaybackMachine archivierten Urfassung durch Atlantisforschung.de im November 2017.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Die Benennung "Plutinos" erfolgte offenbar auf Grundlage des astronomischen Fachbegriffs "Plutino".
  2. Siehe dazu einführend z.B.: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter "Nibiru cataclysm" (abgerufen: 27. November 2017)
  3. Siehe zu dieser Theorie bei Atlantisforschung.de: "Atlantis im "ewigen" Eis? - Polare Lokalisierungen" (rmh)
  4. Siehe: Rob Solàrion, "Planet X - Nibiru: Slow-Motion Doomsday", bei bibliotecapleyades.net (abgerufen: 27. November 2017)
  5. Red. Anmerkung: Der BBC-Artikel (Link), den Tony O’Connell hierzu als Referenz angibt, ist leider nicht mehr online.
  6. Quelle: "Researcher links mass extinctions to 'Planet X'", 3. März 2016, bei phys.org (abgerufen: 27. November 2017)
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: Selim Baykara, "Weltuntergang 2017: Löscht Nibiru wirklich alles Leben aus?", 04. Januar 2017, bei Giga.de (abgerufen: 27. November 2017)

Bild-Quellen:

1) Ellie Chrystal, "Nibiru", bei Chrystalinks.com
2) Shana Shaninia, "Außerirdische Einflussnahme nicht nur auf die frühe, sondern auf die gesamte Menschheitsentwicklung in allen Zeiten." (PDF-Datei), bei: VieleWelten.at - Die Seite für Exopolitik, Kosmologie, Raumfahrt und mehr
3) Disclose.tv, unter: NASA Prepares To Take First Pictures Of Planet X Nibiru