Katastrophismus: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 8: Zeile 8:
 
([[Das Team|red]]) Der Begriff >'''Katastrophismus'''< (Engl.: >'''Catastrophism'''<) wurde zu Beginn der 1830er Jahre von dem britischen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whewell William Whewell] '''(Abb. 1)''' eingeführt (der ebenfalls von ihm geprägte Gegenbegriff lautet: '''Uniformitarismus'''). Er bezeichnet eine wissenschaftliche Denkrichtung oder Grundhaltung, welche die überragende Bedeutung katastrophischer Ereignisse für die Geschichte unseres Sonnensystems, der Erde und ihrer Biosphäre, sowie der Entwicklung und Zivilisationsgeschichte der Menschheit hervorhebt.
 
([[Das Team|red]]) Der Begriff >'''Katastrophismus'''< (Engl.: >'''Catastrophism'''<) wurde zu Beginn der 1830er Jahre von dem britischen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whewell William Whewell] '''(Abb. 1)''' eingeführt (der ebenfalls von ihm geprägte Gegenbegriff lautet: '''Uniformitarismus'''). Er bezeichnet eine wissenschaftliche Denkrichtung oder Grundhaltung, welche die überragende Bedeutung katastrophischer Ereignisse für die Geschichte unseres Sonnensystems, der Erde und ihrer Biosphäre, sowie der Entwicklung und Zivilisationsgeschichte der Menschheit hervorhebt.
  
In der modernen [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Geologie]] - von der [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyon_Sprague_de_Camp Lyon Sprague de Camp] pointiert erklärt, sie sei im "''17. und 18. Jahrhundert''" aus "''vagen Spekulationen darüber''" entstanden, "''ob Felsen sich wie Tiere fortpflanzen''" <ref>Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyon_Sprague_de_Camp Lyon Sprague de Camp], "[http://books.google.de/books?id=U8pWMQAACAAJ&dq=Lyon+Sprague+de+Camp+Versunkene+Kontinente Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria u. anderen untergegangenen Zivilisationen]", 1975, S. 158</ref>, stellte der '''Katastrophismus''' zunächst  
+
In der modernen [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Erdgeschichtsforschung]] - von der [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyon_Sprague_de_Camp Lyon Sprague de Camp] pointiert erklärt, sie sei im "''17. und 18. Jahrhundert''" aus "''vagen Spekulationen darüber''" entstanden, "''ob Felsen sich wie Tiere fortpflanzen''" <ref>Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyon_Sprague_de_Camp Lyon Sprague de Camp], "[http://books.google.de/books?id=U8pWMQAACAAJ&dq=Lyon+Sprague+de+Camp+Versunkene+Kontinente Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria u. anderen untergegangenen Zivilisationen]", 1975, S. 158</ref>, stellte der '''Katastrophismus''' zunächst das vorherrschende [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigma Paradigma] bezüglich der Interpretation geologischer Formationen dar. Außerdem dienten katastrophistische Modelle bereits zur Erklärung fossiler Ablagerungen, bevor die [http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4ontologie Paläontologie] sich unter diesem Namen <ref>Anmerkung: Die Bezeichnung '[http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4ontologie Paläontologie]' wurde 1825 von dem französischen Zoologen und Anatomen [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_Marie_Ducrotay_de_Blainville Henri Marie Ducrotay de Blainville] (1777-1850) eingeführt, und ersetzte allmählich die älteren Bezeichnungen Oryktologie (gr. oryktós – "ausgegraben") und Petrefaktenkunde (gr. Petrefakt "Versteinerung").</ref> zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelte.
  
 +
Dabei orientierten sich die geologisch/paläontologisch/anthropologischen Vorstellungen der frühen Pioniere des '''Katastrophismus''' im 18. Jahrhundert - wie praktisch die gesamte westliche Wissenschaft dieser Zeit - noch völlig an den Vorgaben biblischer Weltordnung. So dienten sie z.B. dem englischen Physikprofessor [http://de.wikipedia.org/wiki/John_Woodward John Woodward] (1665–1728) und dem schweizer Naturforscher [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jakob_Scheuchzer Johann Jakob Scheuchzer] (1672-1733) zur Bestätigung des alttestamentarischen [[Sintflut|Sintflutberichts]].
  
 +
Doch in dem einsetzenden Emanzipationsprozess der sich entwickelnden 'Welt der Wissenschaft' waren es gerade katastrophistisch argumentierende Forscher wie z.B.
 +
der britische Theologe und Physiker [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston William Whiston] (1667-1752), die trotz ihres eindeutigen Bekenntnisses zur christlichen Religion unter dem Eindruck neu entdeckter Evidenzen auf Distanz zu einer fundamentalistischen Auslegung der Bibel gingen, und geradezu 'aufrührerische' Gedanken in den Diskurs einbrachten.
  
Der bedeutendste Vertreter des Katastrophismus dieser gilt der französische Naturforscher Baron Georges de Cuvier (1769-1832) mit seiner Kataklysmentheorie. Cuvier vermutete, dass am Ende einzelner geologischer Epochen alle Tiere und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet durch riesige Naturkatastrophen ('Revolutionen') vernichtet wurden. Wie die meisten seiner Zeitgenossen dachte er hierbei v.a. an große Überschwemmungen, wie etwa die Sintflut. Die vernichteten Lebewesen würden danach von anderen (neu zugewanderten, oder neu erschaffenen) Arten ersetzt. Hiermit versuchte er, die überall zu beobachtenden, markanten Veränderungen im Fossilbestand der Gesteine zu erklären.
+
[[Bild:William Whiston.jpg|thumb|'''Abb. 2''' Wlliam Whiston (1667-1752) erweiterte den Katastrophismus um eine kosmologische Komponente.]]
  
''Einige zentrale Persönlichkeiten des Frühen Katastrophismus'''
+
So bemerkt etwa der Wissenschaftshistoriker [[Dr. Horst Friedrich]]: "''[http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whiston] war ein Schüler [http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton Newtons], der ihn zunächst sehr schätzte und als sein Promotor fungierte. Später brach [http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton Newton] jedoch mit ihm, weil er meinte, [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whistons] Katastrophismus würde letztlich alle traditionellen Vorstellungen über die Ordnung des Kosmos, ja sogar die Existenz Gottes in Frage stellen.'' <ref>Anmerkung von [[Dr. Horst Friedrich|Horst Friedrich]]: Hierzu Augen öffnend von [http://en.wikipedia.org/wiki/Livio_Catullo_Stecchini Livio C. Stecchini]: "[http://www.quantavolution.org/QUANTAVOL/va_docs/va_2.pdf The Inconstant Heavens]" [hier als PDF-File, 232,59 KB - oder als [http://grazian-archive.com/quantavolution/QuantaHTML/vol_15/velikovsky_affair_03.htm HTML-Fassung]; d. Red.], in [http://www.velikovsky.info/Alfred_de_Grazia Alfred de Grazia] (Ed.): "[http://books.google.de/books?id=TdYlAAAAMAAJ&q=The+Velikovsky+Affair&dq=The+Velikovsky+Affair The Velikovsky Affair], London, 1966, S. 91-96"</ref> ''Aus eben diesem Grund bekam [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whiston] später sogar Schwierigkeiten mit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Church_of_England Church of England], die sich wohl bereits mit der 1681 publizierten These [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whistons], ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Komet Komet] habe die biblische [[Sintflut]] verursacht, nicht hatte anfreunden können. ''<ref>Anmerkung von [[Dr. Horst Friedrich|Horst Friedrich]]: Whiston hatte also gewissermaßen, wenn auch nicht in den Details, das [[Sintflut]]-Buch der [[Atlantis, der Sintflut-Impakt und Nostradamus: Die Theorien von A. und E. Tollmann|Tollmanns]] [siehe: "[http://books.google.de/books?id=O3nvPgAACAAJ&dq=Und+die+Sintflut+gab+es+doch Und die Sintflut gab es doch: vom Mythos zur historischen Wahrheit]", Droemer Knaur, 1993; d. Red.] schon vorweggenommen, worin ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Komet Komet] als [[Sintflut]]-Verursacher um -7553 postuliert wird.</ref> ''Diese [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whiston]-Episode ist sehr lehrreich, zeigt sie doch drastisch, wie spannungsgeladen - weil sakrosankte Weltbilder berührend! - die Atmosphäre schon damals wurde, sobald der '''Katastrophismus''' ernsthaft ins Spiel gebracht wurde. Die Verbreitung solcher ketzerischen, revolutionierenden Lehren tat nach Ansicht der Obrigkeiten den >Untertanen< und Kirchen->Schafen< nicht gut.''" <ref>Quelle: [[Dr. Horst Friedrich]], "[http://books.google.de/books?id=w_X0AgAACAAJ&dq=Jahrhundertirrtum+Eiszeit Jahrhundertirrtum Eiszeit]", [http://www.efodon.de/ EFODON] (Edition Meson), 2. Auflage 2006, S. 50</ref>
  
[http://de.wikipedia.org/wiki/John_Woodward John Woodward] (1665–1728)
+
Es erscheint jedenfalls bei einer wissenschaftsgeschichtlichen Betrachtung durchaus bedeutsam, dass [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whiston] das argumentative Arsenal des '''Katastrophismus''' um eine kosmologische Komponente erweiterte - ein Aspekt, der auch in den Arbeiten späterer Kataklysmiker des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle spielen sollte. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt [http://www.velikovsky.info/Johann_Gottlieb_Radlof Johann Gottlieb Radlof] (1775-1846), ein Sprachforscher, der 1823 '''(Abb. 3)''' ein z.T. verblüffend modern anmutendes katastrophistisches Szenario für einen prähistorischen, interplanetaren [http://de.wikipedia.org/wiki/Kataklysmus Kataklysmus] entwickelte. <ref>Siehe: [http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Radlof,_Johann_Gottlieb Radlof, Johann Gottlieb]: "[http://books.google.de/books?id=qRI5AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Johann+Gottlieb+Radlof+Zertr%C3%BCmmerung+der+groe%EF%B8%A3n+Planeten+Hesperus+und+Phaeton,+und+darauf&lr=#v=onepage&q=&f=false Zertrümmerung der grossen Planeten Hesperus und Phaethon und die darauf folgenden Zerstörungen und Ueberflutungen auf der Erde; nebst neuen Aufschlüssen über die Mythensprache der alten Völker]", G. Reimer, Berlin, 1823.</ref>
  
[http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jakob_Scheuchzer Johann Jakob Scheuchzer] (1672-1733)
+
Bei [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. Burns] heißt es dazu: "''In a remarkable display of prescience, Radlof essentially enunciates Velikovsky's theories almost 130 years before Velikovsky. Radlof suggests that a planet between Mars and Jupiter exploded after being struck by a comet. One fragment collided with the Earth, giving rise to the legends of Phaeton, deluges, and combat myths with cosmic monsters like Typhon. Another fragment, taking on a cometary orbit and appearance, encountered the planet Mars and later settled down into its current orbit as the planet Venus. Radlof, a philogist, tries to support his contentions with mythological evidence -- including some of the very same material Velikovsky, among others, later used. This book appears to have been mostly ignored, although the theme of the fragmented fifth planet as Phaeton informed a number of later authors.''" <ref>Quelle: [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns], [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/othercat.htm Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists]</ref>
  
 +
[[Bild:Radlof 1.gif|thumb|'''Abb. 2''' Das Titelblatt von Johann Gottlieb Radlofs katastrophistischem Werk aus dem Jahr 1823]]
  
 +
Schon einge Zeit vor [http://www.velikovsky.info/Johann_Gottlieb_Radlof Radlof] hatte sich auch der italienische [http://de.wikipedia.org/wiki/Polyhistor Polyhistor] [[Giovanni Rinaldo Carli]] (1720-1795) mit kosmischen Ursachen irdischer Großkatastrophen befasst, und in seinen 'Amerikanischen Briefen' <ref>Siehe: Carli, Comte Giovanni Rinaldo. Lettres Americaines.
 +
Buisson, Paris: 1788</ref> die biblische [[Sintflut]] quasi entmythifiziert. [http://www.pibburns.com/pib.htm Burns] bemerkt dazu: "''Carli baut auf den Ideen [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston Whistons] auf und vermutet, dass die Begegnung mit einem großen Kometen die zuvor kreisförmige Umlaufbahn der Erde'' [um die Sonne] ''in einen elliptischen Orbit verändert hat. Jedes Jahr wurde um zehn Tage, eine Stunde und dreißig Minuten verlägert. Die Nahbegegnung mit dem Kometen hob die Ozeane zu einer acht Meilen hohen Flutwelle an, die zusammen mit atmosphärischer [http://de.wikipedia.org/wiki/Kondensation Kondensation] die [[Sintflut]] verursachte.''" <ref>Quelle: [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns]: [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/othercat.htm Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists]</ref>
  
[http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston William Whiston] (1667-1752)
+
Tatsächlich waren die Repräsentanten dieses quasi 'kosmologischen Katastrophismus' jedoch eher eine Minderheit innerhalb des Spektrums der frühen Kataklysmiker. Die meisten anderen "''Katastrophisten, wie [http://www.kalkriese.de/L%C3%A9once_%C3%89lie_de_Beaumont.html Léonce Élie de Beaumont] (1798-1874), unterstrichen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen und Erdbeben auf die Gestalt der Erde''" <ref>Quelle: [http://www.kalkriese.de/index.htm Kalkriese.de], Stichwort: [http://www.kalkriese.de/Katastrophismus.html Katastrophismus]</ref>, oder betonten, wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Alcide_Dessalines_d%E2%80%99Orbigny Alcide Dessalines d’Orbigny] (1802-1857) die Bedeutung gewaltiger Flutereignisse für die Geschichte der Erde und der auf ihr lebenden Organismen.
  
  
[http://de.wikipedia.org/wiki/Alcide_Dessalines_d%E2%80%99Orbigny Alcide Dessalines d’Orbigny] (1802-1857)
 
  
  
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Georges Cuvier] (1769-1832)
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Georges Cuvier] (1769-1832)
  
[[Giovanni Rinaldo Carli]] (1720-1795)
+
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Sylvain_Bailly
  
Carli, Comte Giovanni Rinaldo. Lettres Americaines.
+
http://de.wikipedia.org/wiki/Georges-Louis_Leclerc_de_Buffon
Buisson, Paris: 1788.
 
  
Carli expands upon the ideas of Whiston and suggests an encounter with a large comet modified earth's previously circular orbit into an elliptical orbit. Each year was lengthened by ten days, one hour, and thirty minutes. The cometary passage pulled the oceans up into and eight mile high flood tide, which together with condensation from the atmosphere, caused the Deluge.  
+
Cuviers katastrophistisches Ideengebäude stellte glei in mehrfacher Hinsicht einen rigorosen Bruch mit der biblischen [[Sintflut]]-Überlieferung dar. Zunächst einmal setzte er in der zeitgenössischen Wissenschaft mit Vehemenz die Ansicht durch, dass es in der Erdgeschichte keineswegs nur ein einzige große Flutkatastrophe gegeben habe, sondern dass 'Noahs Flut' bereits viele frühere Umwälzungen voraus gegangen seien. "''Tatsächlich hatte'', wie es bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia] heißt, "''schon der vielseitige englische Naturforscher [http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Hooke Robert Hooke] (1635–1703) nachweisen können, dass die zu beobachtenden mächtigen Fossilschichten auf keinen Fall innerhalb einer einzigen, nur 150 Tage andauernden Flut hatten abgelagert werden können.''" <ref>Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophismus Katastrophismus] (Stand: 13.09.09)</ref>
  
Andere Katastrophisten, wie [http://www.kalkriese.de/L%C3%A9once_%C3%89lie_de_Beaumont.html Léonce Élie de Beaumont] (1798-1874), unterstrichen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen und Erdbeben auf die Gestalt der Erde.
 
  
Quelle: [http://www.kalkriese.de/index.htm Kalkriese.de], Stichwort: [http://www.kalkriese.de/Katastrophismus.html Katastrophismus]
 
  
  
[http://www.velikovsky.info/Johann_Gottlieb_Radlof Johann Gottlieb Radlof] (1775-1846)
 
  
  
Siehe: [http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Radlof,_Johann_Gottlieb Radlof, Johann Gottlieb]: "[http://books.google.de/books?id=qRI5AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Johann+Gottlieb+Radlof+Zertr%C3%BCmmerung+der+groe%EF%B8%A3n+Planeten+Hesperus+und+Phaeton,+und+darauf&lr=#v=onepage&q=&f=false Zertrümmerung der grossen Planeten Hesperus und Phaethon und die darauf folgenden Zerstörungen und Ueberflutungen auf der Erde; nebst neuen Aufschlüssen über die Mythensprache der alten Völker]", G. Reimer, Berlin, 1823.
+
Der bedeutendste Vertreter des Katastrophismus dieser gilt der französische Naturforscher Baron Georges de Cuvier (1769-1832) mit seiner Kataklysmentheorie. Cuvier vermutete, dass am Ende einzelner geologischer Epochen alle Tiere und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet durch riesige Naturkatastrophen ('Revolutionen') vernichtet wurden. Wie die meisten seiner Zeitgenossen dachte er hierbei v.a. an große Überschwemmungen, wie etwa die Sintflut. Die vernichteten Lebewesen würden danach von anderen (neu zugewanderten, oder neu erschaffenen) Arten ersetzt. Hiermit versuchte er, die überall zu beobachtenden, markanten Veränderungen im Fossilbestand der Gesteine zu erklären.
  
"''In a remarkable display of prescience, Radlof essentially enunciates Velikovsky's theories almost 130 years before Velikovsky. Radlof suggests that a planet between Mars and Jupiter exploded after being struck by a comet. One fragment collided with the Earth, giving rise to the legends of Phaeton, deluges, and combat myths with cosmic monsters like Typhon. Another fragment, taking on a cometary orbit and appearance, encountered the planet Mars and later settled down into its current orbit as the planet Venus. Radlof, a philogist, tries to support his contentions with mythological evidence -- including some of the very same material Velikovsky, among others, later used. This book appears to have been mostly ignored, although the theme of the fragmented fifth planet as Phaeton informed a number of later authors.''"
 
  
Quelle: [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns], [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/othercat.htm Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists]
 
  
 +
[[Bild:Cuvier jung.jpg|thumb|'''Abb. 4''' ]]
  
  
  
 +
Dieser [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigmenwechsel Paradigmenwechsel] erfolgte innerhalb weniger Jahrzehnte: "''From around 1850 to 1980, most geologists endorsed uniformitarianism (the present is generally the same as the past) and gradualism (geologic change occurs slowly over long periods of time) and rejected the idea that cataclysmic events such as earthquakes and volcanic eruptions played any significant role in the formation of the Earth's surface. In part, the geologists' rejection was fostered by their impression that the catastrophists of the 19th century believed that God was directly involved in determining the history of Earth. Catastophism of the 19th and early 20th centuries was closely tied to religion and catastrophic origins were considered miraculous rather than natural events.''"
  
 +
Quelle: [http://www.experiencefestival.com/a/catastrophism/id/1948386 Catastrophism: Encyclopedia - Catastrophism]
  
  
 
  
Earth's history was viewed as the result of an accumulation of catastrophic events over a relatively short time period. It was basically the only way to rationalize the observations of early geologists with a believed short history of Earth before the 18th and 19th centuries.
 
  
[[Bild:Radlof 1.gif|thumb|'''Abb. 2''' Das Titelblatt von Johann Gottlieb Radlofs katastrophistischem Werk aus dem Jahr 1823]]
 
  
+
"''Von nun an wurde für lange Zeit jede Möglichkeit katastrophischer Einflüsse auf erdgeschichtliche Entwicklungen kategorisch ausgeschlossen. Der Katastrophismus galt als Ausdruck noch nicht restlos überwundener religiöser Dogmen, insofern Katastrophen auch religiös gedeutet werden konnten, z.B. als punktuelles Eingreifen göttlicher oder dämonischer Kräfte. In der Tat bildete der Katastrophismus für manche Naturwissenschaftler die Brücke zwischen ihrer religiöden Orientierung und ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen'' [...]
  
Starting in the late 18th century, scientists began looking to other paradigms for explaining geological formations. Two early proponents of the gradualist explanations for the formation of sedimentary rock and the beginnings of an understanding of the immense stretch of geological time or 'Deep time' were the 18th century 'father of geology' James Hutton and the 19th century geologist Charles Lyell.
+
''Mit dieser Abkehr vom Katstrophismus allerdings entstand gewissermaßen ein neuer, antireligiös und streng naturwissenschaftlich gemeinter, letztlich aber ebenso erkenntnisbehindernder Dogmatismus, der allein allmähliche evolutionäre Übergänge für natur- und erdgeschichtliche Prozesse anerkannte. Die Kränkung des Menschen, nicht mehr die Krone der Schöpfung, sondern lediglich der Abkömmling eines prähistorischen Affen zu sein, wurde gewissermaßen dadurch kompensiert, dass für die Anthropogenese extrem lange Zeiträume angenommen wurden, so dass der Mensch nun gewissermaßen als die Krone, ja als das Ziel der Evolution erscheint.''" <ref>Quelle: '''Eckhard Rohrmann''', [http://books.google.de/books?id=WdIYkB0yUGAC&pg=PA3&dq=Mythen+und+Realit%C3%A4ten+des+anders-seins:+Gesellschaftliche+Konstruktionen+seit+der+fr%C3%BChen+Neuzeit#v=onepage&q=&f=false Mythen und Realitäten des anders-seins: Gesellschaftliche Konstruktionen seit der frühen Neuzeit], VS Verlag, 2007, S. 70 --- Anmerkung von '''E. Rohrmann''': In jüngerer Zeit scheint sich dagegen wieder die Auffassung durchzusetzen, dass der darwinsche Weg des graduellen Gleitens der Evolution immer wieder auch dramatisch unterbrochen, teilweise auch beschleunigt werde durch katastrophische Einflüsse... --- Red. Anmerkung: In diesem Sinne vergl. auch die evolutionsbiologische Definition von '''Katastrophismus''' bei [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Hauptseite Lit Lex]: "''Unter dem Begriff Katastrophismus versteht man in der Evolutionsbiologie die These, dass wichtige Entwicklungen und Änderungen auf evolutionärer Basis durch verschiedene Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, u.a.) ausgelöst und vorangetrieben wurden. Laut der These des Katastrophismus kommt es immer nach großen Katastrophen, denen meist ein Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt folgte, zu besonders schnellen Anpassungen an die veränderten Bedingungen im Zuge der Evolution.''" Quelle: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Hauptseite Lit Lex], Stichwort: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Katastrophismus Katastrophismus]</ref>
  
At the beginning of the nineteenth century, the great French geologist and naturalist Baron Georges Cuvier proposed what came to be known as the Catastrophe theory or Catastrophism. According to the theory, the abrupt faunal changes geologists saw in rock strata were the result of periodic devastations that wiped out all or most extant species, each successive period being repopulated with new kinds of animals and plants, by God's hand.
+
Es sollte mehr als sechzig Jahre dauern, bis sich - zunächst außerhalb des universitären Betriebs - eine fundamenale Opposition zu formieren begann, die dem Dogma des Aktualismus/Uniformitarismus den Kampf ansagte: der [[Neo-Katastrophismus]]
  
 
 
From around 1850 to 1980, most geologists endorsed uniformitarianism (the present is generally the same as the past) and gradualism (geologic change occurs slowly over long periods of time) and rejected the idea that cataclysmic events such as earthquakes and volcanic eruptions played any significant role in the formation of the Earth's surface. In part, the geologists' rejection was fostered by their impression that the catastrophists of the 19th century believed that God was directly involved in determining the history of Earth. Catastophism of the 19th and early 20th centuries was closely tied to religion and catastrophic origins were considered miraculous rather than natural events.
 
 
A 1950s proponent of catastrophism was Immanuel Velikovsky, who wrote a number of popular books proposing such speculations as the planet Venus being a "comet" which was ejected from Jupiter 3,500 years ago and which made a number of catastrophic close passes by Earth and the other planets before settling into its current orbit. Velikovsky used this to explain the Biblical plagues of Egypt, the Biblical reference to the "Sun standing still" for a day (explained by changes in Earth's rotation), and the sinking of Atlantis. Most scientists consider Velikovsky's speculations to be pseudoscience at best, and sheer nonsense at worst.
 
 
Over the past 25 years, however, a scientifically based catastrophism has gained wide acceptance with regard to certain events in the distant past. One impetus for this change came from the publication of a historic paper by Walter and Luis Alvarez in 1980. This paper suggested that a 10-kilometer asteroid struck Earth 65 million years ago at the end of the Cretaceous period. The impact wiped out about 70% of all species, including the dinosaurs, leaving behind the so-called K-T boundary. In 1990, a 180-kilometer candidate crater marking the impact was identified at Chicxulub in the Yucatan Peninsula of Mexico.
 
 
Since then, the debate about the extinction of the dinosaurs and other mass extinction events has centered on whether the extinction mechanism was the asteroid impact, widespread volcanism (which occurred about the same time), or some other mechanism or combination. Most of the mechanisms suggested are catastrophic in nature.
 
 
The observation of the Shoemaker-Levy 9 cometary collision with Jupiter illustrated that catastrophic events occur as natural events.
 
 
Modern theories also suggest that Earth's anomalously large moon was formed catastrophically. In a paper published in Icarus in 1975, Dr William K. Hartmann and Dr Donald R. Davis proposed that a stochastic catastrophic near-miss by a large planetesimal early in Earth's formation approximately 4.5 billion years ago blew out rocky debris, remelted Earth and formed the Moon, thus explaining the Moon's lesser density and lack of an iron core. See giant impact theory for a more detailed description.
 
 
One of the key differences between catastrophism and gradualism is that to function, gradualism requires the assumption of vast timelines, whereas catastrophism can function with or without assumptions of long timelines.
 
 
Today most geologists combine catastrophist and gradualist standpoints, taking the view that Earth's history is a slow, gradual story punctuated by occasional natural catastrophic events that have affected Earth and its inhabitants.
 
 
 
[http://www.experiencefestival.com/a/catastrophism/id/1948386 Catastrophism: Encyclopedia - Catastrophism]
 
 
 
 
http://books.google.de/books?id=tEBG40-ALR8C&pg=PA70&lpg=PA70&dq=Katastrophismus&source=bl&ots=jN9R31gsT6&sig=8sHP4L_mWwlmeIBw4b_Ltf86i7o&hl=de&ei=Ew2rStOIE8nK_gaN9oW1Bg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7#v=onepage&q=Katastrophismus&f=false
 
 
 
 
 
 
 
 
 
You are here: Creation >> Catastrophism
 
 
Catastrophism -- Past Cataclysmic Activity
 
Der Katastrophismus  the idea  crustal features (strata layers, erosion, polystrate fossils, etc) formed as a result of past cataclysmic activity. In other words, the Earth’s surface has been scarred by catastrophic natural disasters.
 
 
Catastrophism -- Uniformitarianism
 
Catastrophism is contrary to Uniformitarianism, the accepted geological doctrine for over 150 years. Uniformitarianism states that current geologic processes, occurring at the same rates observed today, in the same manner, account for all of earth's geological features. As present processes are thought to explain all past events, the Uniformitarianism slogan is "the present is the key to the past." Uniformitarianism ignores the possibility of past cataclysmic activity upon the surface of the earth. James Hutton first purposed the doctrine of uniformity in his publication, Theory of the Earth (1785). Sir Charles Lyell endorsed Uniformitarianism in his work, Principles of Geology (1830). Uniformitarianism is fundamental to Lyell's geologic column. Uniformitarianism and the geologic column, both of which assume uniformity, have been disputed in recent years by geologic features such as poly-strata fossils, misplaced fossils, missing layers and misplaced layers (including layers in reverse order or "ancient" layers found above "modern" layers). Furthermore, observed cataclysmic events such as the eruption of Mt. St. Helens in 1980 have leant credibility to Catastrophism. Prior to the introduction of Uniformitarianism, Catastrophism was the accepted geological doctrine. Once again, Catastrophism is becoming accepted as an accurate interpretation of earth's geologic history.
 
 
Catastrophism -- Empirical Evidence
 
Catastrophism is supported by actual, recorded hi Nearly 300 ancient flood legends have survived the ravishment of time. Legends of a worldwide deluge, commonly known as the "Noachian Flood," are found in Europe, Asia, Africa, Australia, North American and South America. Furthermore, earth's sedimentary layers with the fossil record seem to suggest a past marine cataclysm. Sedimentary rock (sandstone, siltstone, shale, limestone, etc) is primarily the result of moving water, laid down layer upon layer by hydrologic sorting. Animals whose fossil remains are found within those layers must have been caught in this running water appear to have been buried and preserved. The remains, as well as the rocks, would be sorted according to density or specific gravity. Otherwise, the carcasses would rot or be scavenged. Approximately 95% of all earth's fossil remains discovered thus far are marine invertebrates. Of the remainder, approximately 4.74% are plant fossils, 0.25% are land invertebrates (including insects), and 0.0125% are vertebrates (the majority of which are fish). Roughly 95% of all land vertebrates discovered and recorded to date consist of less than one bone. The overwhelming majority of the plant fossils found appear to demonstrate an instantaneous burial. The leaves are pressed in fine sediment as if placed between the pages of a book and show no signs of decay or rot.
 
 
 
 
http://www.allaboutcreation.org/Catastrophism.htm
 
 
 
 
 
 
 
'''Fachspezifische Definitionen'''
 
 
'''Evolutionsbiologie''': "''Unter dem Begriff Katastrophismus versteht man in der Evolutionsbiologie die These, dass wichtige Entwicklungen und Änderungen auf evolutionärer Basis durch verschiedene Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, u.a.) ausgelöst und vorangetrieben wurden.''
 
 
''Laut der These des Katastrophismus kommt es immer nach großen Katastrophen, denen meist ein Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt folgte, zu besonders schnellen Anpassungen an die veränderten Bedingungen im Zuge der Evolution.''" <ref>Quelle: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Hauptseite Lit Lex], Stichwort: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Katastrophismus Katastrophismus]</ref>
 
 
 
 
 
 
http://www.pibburns.com/catastro.htm
 
 
http://www.pibburns.com/catastro/othercat.htm
 
  
 
===Anmerkungen und Quellen===
 
===Anmerkungen und Quellen===
 
'''Verwendetes Material'''
 
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophismus Katstrophismus]
 
  
 
<references />
 
<references />
Zeile 148: Zeile 78:
 
(1) '''Dr. David C. Bossard''', [http://www.geology.19thcenturyscience.org/book-index.html Library of 19th Century Science - The Golden Age of Geology]
 
(1) '''Dr. David C. Bossard''', [http://www.geology.19thcenturyscience.org/book-index.html Library of 19th Century Science - The Golden Age of Geology]
  
(2) [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns]: [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/radlof.htm Title Page of Radlof's Book]
+
(2) [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], unter: [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston William Whiston]
 +
 
 +
(3) [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns]: [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/radlof.htm Title Page of Radlof's Book]
 +
 
 +
(4) [http://www.macroevolution.net/index.html macroevolution.net], unter: [http://www.macroevolution.net/georges-cuvier.html Baron Georges Cuvier]

Version vom 14. September 2009, 05:25 Uhr

Der Beitrag ist in Arbeit!


Begriffsbestimmung und Geschichte

Abb. 1 William Whewell (1794–1866) prägte und popularisierte Anfang der 1830er Jahre den noch heute gebräuchlichen Ter- minus 'Katastrophismus' und auch das Gegenwort 'Uniformitarismus'.

(red) Der Begriff >Katastrophismus< (Engl.: >Catastrophism<) wurde zu Beginn der 1830er Jahre von dem britischen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker William Whewell (Abb. 1) eingeführt (der ebenfalls von ihm geprägte Gegenbegriff lautet: Uniformitarismus). Er bezeichnet eine wissenschaftliche Denkrichtung oder Grundhaltung, welche die überragende Bedeutung katastrophischer Ereignisse für die Geschichte unseres Sonnensystems, der Erde und ihrer Biosphäre, sowie der Entwicklung und Zivilisationsgeschichte der Menschheit hervorhebt.

In der modernen Erdgeschichtsforschung - von der Lyon Sprague de Camp pointiert erklärt, sie sei im "17. und 18. Jahrhundert" aus "vagen Spekulationen darüber" entstanden, "ob Felsen sich wie Tiere fortpflanzen" [1], stellte der Katastrophismus zunächst das vorherrschende Paradigma bezüglich der Interpretation geologischer Formationen dar. Außerdem dienten katastrophistische Modelle bereits zur Erklärung fossiler Ablagerungen, bevor die Paläontologie sich unter diesem Namen [2] zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelte.

Dabei orientierten sich die geologisch/paläontologisch/anthropologischen Vorstellungen der frühen Pioniere des Katastrophismus im 18. Jahrhundert - wie praktisch die gesamte westliche Wissenschaft dieser Zeit - noch völlig an den Vorgaben biblischer Weltordnung. So dienten sie z.B. dem englischen Physikprofessor John Woodward (1665–1728) und dem schweizer Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) zur Bestätigung des alttestamentarischen Sintflutberichts.

Doch in dem einsetzenden Emanzipationsprozess der sich entwickelnden 'Welt der Wissenschaft' waren es gerade katastrophistisch argumentierende Forscher wie z.B. der britische Theologe und Physiker William Whiston (1667-1752), die trotz ihres eindeutigen Bekenntnisses zur christlichen Religion unter dem Eindruck neu entdeckter Evidenzen auf Distanz zu einer fundamentalistischen Auslegung der Bibel gingen, und geradezu 'aufrührerische' Gedanken in den Diskurs einbrachten.

Abb. 2 Wlliam Whiston (1667-1752) erweiterte den Katastrophismus um eine kosmologische Komponente.

So bemerkt etwa der Wissenschaftshistoriker Dr. Horst Friedrich: "Whiston war ein Schüler Newtons, der ihn zunächst sehr schätzte und als sein Promotor fungierte. Später brach Newton jedoch mit ihm, weil er meinte, Whistons Katastrophismus würde letztlich alle traditionellen Vorstellungen über die Ordnung des Kosmos, ja sogar die Existenz Gottes in Frage stellen. [3] Aus eben diesem Grund bekam Whiston später sogar Schwierigkeiten mit der Church of England, die sich wohl bereits mit der 1681 publizierten These Whistons, ein Komet habe die biblische Sintflut verursacht, nicht hatte anfreunden können. [4] Diese Whiston-Episode ist sehr lehrreich, zeigt sie doch drastisch, wie spannungsgeladen - weil sakrosankte Weltbilder berührend! - die Atmosphäre schon damals wurde, sobald der Katastrophismus ernsthaft ins Spiel gebracht wurde. Die Verbreitung solcher ketzerischen, revolutionierenden Lehren tat nach Ansicht der Obrigkeiten den >Untertanen< und Kirchen->Schafen< nicht gut." [5]

Es erscheint jedenfalls bei einer wissenschaftsgeschichtlichen Betrachtung durchaus bedeutsam, dass Whiston das argumentative Arsenal des Katastrophismus um eine kosmologische Komponente erweiterte - ein Aspekt, der auch in den Arbeiten späterer Kataklysmiker des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle spielen sollte. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt Johann Gottlieb Radlof (1775-1846), ein Sprachforscher, der 1823 (Abb. 3) ein z.T. verblüffend modern anmutendes katastrophistisches Szenario für einen prähistorischen, interplanetaren Kataklysmus entwickelte. [6]

Bei Philip R. Burns heißt es dazu: "In a remarkable display of prescience, Radlof essentially enunciates Velikovsky's theories almost 130 years before Velikovsky. Radlof suggests that a planet between Mars and Jupiter exploded after being struck by a comet. One fragment collided with the Earth, giving rise to the legends of Phaeton, deluges, and combat myths with cosmic monsters like Typhon. Another fragment, taking on a cometary orbit and appearance, encountered the planet Mars and later settled down into its current orbit as the planet Venus. Radlof, a philogist, tries to support his contentions with mythological evidence -- including some of the very same material Velikovsky, among others, later used. This book appears to have been mostly ignored, although the theme of the fragmented fifth planet as Phaeton informed a number of later authors." [7]

Abb. 2 Das Titelblatt von Johann Gottlieb Radlofs katastrophistischem Werk aus dem Jahr 1823

Schon einge Zeit vor Radlof hatte sich auch der italienische Polyhistor Giovanni Rinaldo Carli (1720-1795) mit kosmischen Ursachen irdischer Großkatastrophen befasst, und in seinen 'Amerikanischen Briefen' [8] die biblische Sintflut quasi entmythifiziert. Burns bemerkt dazu: "Carli baut auf den Ideen Whistons auf und vermutet, dass die Begegnung mit einem großen Kometen die zuvor kreisförmige Umlaufbahn der Erde [um die Sonne] in einen elliptischen Orbit verändert hat. Jedes Jahr wurde um zehn Tage, eine Stunde und dreißig Minuten verlägert. Die Nahbegegnung mit dem Kometen hob die Ozeane zu einer acht Meilen hohen Flutwelle an, die zusammen mit atmosphärischer Kondensation die Sintflut verursachte." [9]

Tatsächlich waren die Repräsentanten dieses quasi 'kosmologischen Katastrophismus' jedoch eher eine Minderheit innerhalb des Spektrums der frühen Kataklysmiker. Die meisten anderen "Katastrophisten, wie Léonce Élie de Beaumont (1798-1874), unterstrichen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen und Erdbeben auf die Gestalt der Erde" [10], oder betonten, wie Alcide Dessalines d’Orbigny (1802-1857) die Bedeutung gewaltiger Flutereignisse für die Geschichte der Erde und der auf ihr lebenden Organismen.



Georges Cuvier (1769-1832)

http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Sylvain_Bailly

http://de.wikipedia.org/wiki/Georges-Louis_Leclerc_de_Buffon

Cuviers katastrophistisches Ideengebäude stellte glei in mehrfacher Hinsicht einen rigorosen Bruch mit der biblischen Sintflut-Überlieferung dar. Zunächst einmal setzte er in der zeitgenössischen Wissenschaft mit Vehemenz die Ansicht durch, dass es in der Erdgeschichte keineswegs nur ein einzige große Flutkatastrophe gegeben habe, sondern dass 'Noahs Flut' bereits viele frühere Umwälzungen voraus gegangen seien. "Tatsächlich hatte, wie es bei Wikipedia heißt, "schon der vielseitige englische Naturforscher Robert Hooke (1635–1703) nachweisen können, dass die zu beobachtenden mächtigen Fossilschichten auf keinen Fall innerhalb einer einzigen, nur 150 Tage andauernden Flut hatten abgelagert werden können." [11]




Der bedeutendste Vertreter des Katastrophismus dieser gilt der französische Naturforscher Baron Georges de Cuvier (1769-1832) mit seiner Kataklysmentheorie. Cuvier vermutete, dass am Ende einzelner geologischer Epochen alle Tiere und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet durch riesige Naturkatastrophen ('Revolutionen') vernichtet wurden. Wie die meisten seiner Zeitgenossen dachte er hierbei v.a. an große Überschwemmungen, wie etwa die Sintflut. Die vernichteten Lebewesen würden danach von anderen (neu zugewanderten, oder neu erschaffenen) Arten ersetzt. Hiermit versuchte er, die überall zu beobachtenden, markanten Veränderungen im Fossilbestand der Gesteine zu erklären.


Abb. 4


Dieser Paradigmenwechsel erfolgte innerhalb weniger Jahrzehnte: "From around 1850 to 1980, most geologists endorsed uniformitarianism (the present is generally the same as the past) and gradualism (geologic change occurs slowly over long periods of time) and rejected the idea that cataclysmic events such as earthquakes and volcanic eruptions played any significant role in the formation of the Earth's surface. In part, the geologists' rejection was fostered by their impression that the catastrophists of the 19th century believed that God was directly involved in determining the history of Earth. Catastophism of the 19th and early 20th centuries was closely tied to religion and catastrophic origins were considered miraculous rather than natural events."

Quelle: Catastrophism: Encyclopedia - Catastrophism



"Von nun an wurde für lange Zeit jede Möglichkeit katastrophischer Einflüsse auf erdgeschichtliche Entwicklungen kategorisch ausgeschlossen. Der Katastrophismus galt als Ausdruck noch nicht restlos überwundener religiöser Dogmen, insofern Katastrophen auch religiös gedeutet werden konnten, z.B. als punktuelles Eingreifen göttlicher oder dämonischer Kräfte. In der Tat bildete der Katastrophismus für manche Naturwissenschaftler die Brücke zwischen ihrer religiöden Orientierung und ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen [...]

Mit dieser Abkehr vom Katstrophismus allerdings entstand gewissermaßen ein neuer, antireligiös und streng naturwissenschaftlich gemeinter, letztlich aber ebenso erkenntnisbehindernder Dogmatismus, der allein allmähliche evolutionäre Übergänge für natur- und erdgeschichtliche Prozesse anerkannte. Die Kränkung des Menschen, nicht mehr die Krone der Schöpfung, sondern lediglich der Abkömmling eines prähistorischen Affen zu sein, wurde gewissermaßen dadurch kompensiert, dass für die Anthropogenese extrem lange Zeiträume angenommen wurden, so dass der Mensch nun gewissermaßen als die Krone, ja als das Ziel der Evolution erscheint." [12]

Es sollte mehr als sechzig Jahre dauern, bis sich - zunächst außerhalb des universitären Betriebs - eine fundamenale Opposition zu formieren begann, die dem Dogma des Aktualismus/Uniformitarismus den Kampf ansagte: der Neo-Katastrophismus


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Lyon Sprague de Camp, "Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria u. anderen untergegangenen Zivilisationen", 1975, S. 158
  2. Anmerkung: Die Bezeichnung 'Paläontologie' wurde 1825 von dem französischen Zoologen und Anatomen Henri Marie Ducrotay de Blainville (1777-1850) eingeführt, und ersetzte allmählich die älteren Bezeichnungen Oryktologie (gr. oryktós – "ausgegraben") und Petrefaktenkunde (gr. Petrefakt "Versteinerung").
  3. Anmerkung von Horst Friedrich: Hierzu Augen öffnend von Livio C. Stecchini: "The Inconstant Heavens" [hier als PDF-File, 232,59 KB - oder als HTML-Fassung; d. Red.], in Alfred de Grazia (Ed.): "The Velikovsky Affair, London, 1966, S. 91-96"
  4. Anmerkung von Horst Friedrich: Whiston hatte also gewissermaßen, wenn auch nicht in den Details, das Sintflut-Buch der Tollmanns [siehe: "Und die Sintflut gab es doch: vom Mythos zur historischen Wahrheit", Droemer Knaur, 1993; d. Red.] schon vorweggenommen, worin ein Komet als Sintflut-Verursacher um -7553 postuliert wird.
  5. Quelle: Dr. Horst Friedrich, "Jahrhundertirrtum Eiszeit", EFODON (Edition Meson), 2. Auflage 2006, S. 50
  6. Siehe: Radlof, Johann Gottlieb: "Zertrümmerung der grossen Planeten Hesperus und Phaethon und die darauf folgenden Zerstörungen und Ueberflutungen auf der Erde; nebst neuen Aufschlüssen über die Mythensprache der alten Völker", G. Reimer, Berlin, 1823.
  7. Quelle: Philip R. "Pib" Burns, Cathastrophism, unter: Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists
  8. Siehe: Carli, Comte Giovanni Rinaldo. Lettres Americaines. Buisson, Paris: 1788
  9. Quelle: Philip R. "Pib" Burns: Cathastrophism, unter: Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists
  10. Quelle: Kalkriese.de, Stichwort: Katastrophismus
  11. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Katastrophismus (Stand: 13.09.09)
  12. Quelle: Eckhard Rohrmann, Mythen und Realitäten des anders-seins: Gesellschaftliche Konstruktionen seit der frühen Neuzeit, VS Verlag, 2007, S. 70 --- Anmerkung von E. Rohrmann: In jüngerer Zeit scheint sich dagegen wieder die Auffassung durchzusetzen, dass der darwinsche Weg des graduellen Gleitens der Evolution immer wieder auch dramatisch unterbrochen, teilweise auch beschleunigt werde durch katastrophische Einflüsse... --- Red. Anmerkung: In diesem Sinne vergl. auch die evolutionsbiologische Definition von Katastrophismus bei Lit Lex: "Unter dem Begriff Katastrophismus versteht man in der Evolutionsbiologie die These, dass wichtige Entwicklungen und Änderungen auf evolutionärer Basis durch verschiedene Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, u.a.) ausgelöst und vorangetrieben wurden. Laut der These des Katastrophismus kommt es immer nach großen Katastrophen, denen meist ein Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt folgte, zu besonders schnellen Anpassungen an die veränderten Bedingungen im Zuge der Evolution." Quelle: Lit Lex, Stichwort: Katastrophismus


Bild-Quellen

(1) Dr. David C. Bossard, Library of 19th Century Science - The Golden Age of Geology

(2) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: William Whiston

(3) Philip R. "Pib" Burns: Cathastrophism, unter: Title Page of Radlof's Book

(4) macroevolution.net, unter: Baron Georges Cuvier