Lemuria - Eine archäologische Argumentation (IV)

von Lewis Spence (1932)

Abb. 1 Eine Übersicht über den heute als Nan Madol bekannten, ins Meer an der Küste von Temwen Island, einer Nebeninsel von Pohnpei, hineingebauten Komplex. Offenbar gehörte er vormals zu einem größeren Bau-Komplex auf der Hauptinsel.

Die Stadt Metalanim war auf der einen Seite vom Land umschlossen, und auf der zum Meer hin gelegenen von drei großflächigen Wellenbrechern aus Basalt, was im Ganzen ein annähernd rechteckiges Areal belegte. An der nordwestlichen Ecke ermöglichte ein See-Tor Schiffen beachtlicher Größe den Zugang, und dieses war sorgsam geschützt durch einen großen Wellenbrecher aus immensen Reihen [orig.: "courses"; d.Ü.] des Basalts, der charakteristisch für die Stätte ist. Die Uferzone gen Osten ist einer Terrasse zugewandt, die aus massiven Blöcken von etwa sieben Fuß [ca. 2,13 m; d.Ü.] Breite erbaut wurde, [und] über der finster die enorme Halte-Mauer [?; orig.: "retaining-wall"; d.Ü.] der Anlage von Nan Tanach thront, dem "Ort der erhabenen Wälle", von welchem die Überreste seines großen Eingangstors noch immer bis zu einer Höhe von etwa 80 Fuß [ca. 24,38 m; d.Ü.] aufragen.

Eine kolossale Treppe führt zu einem befestigten Hof, der mit den Fragmenten umgestürzter Säulen übersät ist, welche [wiederum] eine zweite terrassierte Einfriedung mit einem vorspringenden Fries oder Gesims umschließen. Die Dimensionen der äußeren Einfriedung betragen etwa 185 mal 115 Fuß [ca. 56,39 m mal 35,05 m; d.Ü.], und die Stärke ihrer Mauern liegt bei 15 Fuß [ca. 4,57 m; d.Ü.]. Innerhalb der inneren Umgrenzung befindet sich das zentrale Gewölbe, oder die "Schatzkammer", einer legendären Dynastie, die in örtlichen Überlieferungen als Chan-te-leur oder "Könige der Sonne" bekannt ist.

Abb. 2 Foto des Zugangs zu einer der - teilweise verschütteten - überbauten Anlagen von Nan Madol

Die Natur des Baumaterials, das den altertümlichen Steinmetzen zur Verfügung stand, welche Melanahim errichteten, legt die Schwierigkeiten dar, die sich beim Aufbau großer Gebäude auf einem künstlichen Untergrund ergeben. Die immensen Basalt-Kristalle, die sie verwendeten, müssen mit den von ihnen benutzten primitiven Werkzeugen fast nicht zu bearbeiten gewesen sein; und da die megalithischen Massen, mit denen sie umgingen, üblicherweise fünf-, sechs- und achtkantig waren, vernitteln die Strukturen, zu denen sie gehören, einen "borstigen" [?; orig: "bristling"; d.Ü.] Eindruck. Einige der Mauern und Plattformen sind nur mit diesen riesigen Kristallen verkleidet, wobei ihre Zwischenräume mit kleinen Korallen ausgefüllt sind.

Abb. 3 Blick auf einen kleinen Teil-Bereich der erstaunlichen Anlage von Nan Madol

Nan-Tanach, das Zentrum der Stadt, scheint, obwohl es im Nordwesten in einem Winkel des Wellenbrechers liegt, der Kern [der Anlage] gewesen zu sein, von dem aus sich die zahlreichen Kanäle über die geisterhafte Länge der Örtlichkeit hinweg verbreiten. Es wird vermutet, dass die großen Blöcke, aus welchen er erbaut wurde, mittels einer abschüssigen Fläche an ihre Position gebracht wurden - einem Gefälle aus mit Kokosnuss-Öl eingefetteten Baumstümpfen. Der Prozess des Anhebens soll durch die Nutzung von aus grüner Hibiskus-Rinde gefertigten Seilen und Hebeln aus Hartholz unterstützt worden sein.

Eine Ausgrabung der auf dieser Stätte entdeckten Grüfte hat das Vorhandensein von aus Muscheln gefertigten Äxten, Perlen aus abgeschmirgelten Muscheln, die dem Wampum oder dem Muschelgeld amerikanischer Indianer sowie Armbänder und andere Schmuckstücke aus dem selben Material enthüllt. Die Äxte hatten mit ziemlicher Sicherheit einen zeremoniellen Charakter und konnten schwerlich benutzt worden sein, um Holz oder Stein zu behauen. Vor dem großen Treppenaufgang, der hinauf zum zentralen Hofraum von Nan Tanach und dessen Altar-Gruft führt, sind nacheinander immense basaltische Kristalle [platziert], die traditionell der Herstellung eines polynesischen Getränks namens Kava zugeordnet werden.

Es ist ausgesprochen schwierig, eine Vermutung hinsichtlich der rassischen Zugehörigkeit der Erbauer von Metalahim zu wagen. Die Untersuchung der Evidenzen scheint [jedenfalls] nicht auf ein polynesisches Volk als seine Gründer und Architekten hinzudeuten. Jedenfalls ist es unübersehbar, dass die Karolinen-Inseln während der Periode der Inbesitznahme dieser Örtlichkeit eine sehr viel größere Bevölkerung unterhalten haben müssen als in heutiger Zeit.


Navigation


Anmerkungen und Quellen

Spence-Lemuria.jpg
Dieser Beitrag von Lewis Spence (1874-1955) wurde seinem Buch "The Problem of Lemuria - The Sunken Continent of the Pacific" (Kapitel II, The Argument from Archaeology) entnommen, das im Jahr 1932, S. 27 ff.[1] erstveröffentlicht wurde. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im März 2019 nach dem 2002 bei The Book Tree erschienen Reprint des Buches.

Fußnoten:

Bild-Quellen:

1) Hobe / Holger Behr (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Map FM-Nan Madol.PNG
2) Dr. James P. McVey, NOAA Sea Grant Program, bei Wikimedia Commons, unter: File:Nan Madol 12.jpg
3) CT Snow aus Hsinchu, Taiwan (Urheber), bei Wikimedia Commons, unter: File:Nan Madol 2.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung 2.0 generisch“, US-amerikanisch)