'Atlantis ist mitten unter uns' - eine Schlussbetrachtung

Atlantologische Betrachtungen über: "Atlantis ist mitten unter uns" (Teil 5)

(bb) Aus atlantologischer Sicht kann Röttges (abgesehen von den geschilderten krypto-archäologischen Funden) nicht viel Konkretes oder Neues liefern. Wie bei den meisten esoterischen Autoren lässt sich auch bei ihm in einem Vergleich mit nonkonformistischen, alternativ-historischen Modellen eine gewisse Kongruenz feststellen; skizziert er doch ein Szenario, dass sich im Grundsatz nur wenig (bezüglich der Tiefenzeit) von den empirischen erarbeiteten Konzepten unterscheidet, die im 20. Jahrhundert als Gegenpol zu schulwissenschaftlichen Szenarien für spät- und postglaziale Zeiten entwickelt wurden.

Abb. 21 Auch bei diesem ausdrucksvollen "Steinkopf" der Röttges-Sammlung stellt sich die Frage nach seinem Ursprung. (Foto: © Rolf B. Röttges)

Allerdings beruht diese Skizze im wesentlichen nicht auf irgend einer überprüfbaren Untersuchung und nachvollziehbaren Interpretation archäologischer Evidenzen und mythologischer Überlieferungen, sondern auf mehr oder weniger dubiosen okkulten Quellen ("Seth"), denen kaum irgendwelche Beweiskraft zukommt. Lediglich in seinen Betrachtungen zu kataklysmischen Erdumwälzungen baut er, wie gezeigt, seine Argumentation auf den Forschungsergebnissen von Dr. Immanuel Velikovsky auf: bei allem schuldigen Respekt vor Velikovsky und seinem Werk eine etwas einseitige Angelegenheit.

Durchaus symphatisch - neben Röttges´ Altruismus - erscheint bei der Lektüre seines Buches die Tatsache, dass der Autor nicht versucht, seiner Leserschaft eine bestimmte Glaubensrichtung oder esoterische Ideologie (im Sinne einer ideologisch-religösen Gemeinschaft mit einem festgelegten Kanon von Regeln und Glaubenssätzen) anzudienen. Vielmehr lässt er es bei seinen, angesichts der Weltentwicklung keineswegs grund- oder sinnlosen, Aufrufen zur Besinnung bewenden. Dabei bewegt er sich allerdings konsequent in subjektiven Glaubenskriterien: "Kraft seines freien Willens gestaltet der Mensch seine eigene Realität aufgrund seiner zu Glaubenssätzen verdichteten Gedanken und Gefühle. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, ab und zu in das eigene Innere zu horchen und sich nicht alleine mit dem zu begnügen, was von der Umwelt und der Gesellschaft geboten wird." (Röttges, op. cit., S. 41) Röttges stellt sich selber keineswegs mit der Attitüde des allwissenden Adepten dar. Auch dies ist ein Grundzug seines Buches, durch das es sich angenehm von den meisten anderen Publikationen esoterischer und okkulter Atlantissucher unterscheidet.

Beachtenswert erscheinen jedenfalls seine grundsätzlichen Überlegungen zu urgeschichtlicher "atlantidischer" - aus unserer Sicht allgemein weit prähistorischer - Kunst sowie einige der von ihm präsentierten Objekte, von denen wir mehrere in dieser Rezension abbilden. Der künstlerischen Faszination einiger Fundstücke aus seiner Sammlung kann man sich selbst bei einer nüchternen Betrachtungsweise kaum entziehen. Zudem erscheinen auch einige seiner Überlegungen zu "dem Menschen innewohnende[n] Kräften" ('Drittes Auge'?) durchaus interessant, werden aber leider nur angerissen, und lediglich durch esoterische Quellen gestützt. Es wäre sehr zu wünschen, dass gerade die Röttges-Objekte einer eingehenden und vorurteilsfreien Untersuchung unterzogen werden, um in jedem Einzelfall Klarheit über ihren Charakter zu erhalten. Möglicherweise stehen ja den betreffenden Fachwissenschaftlern, den Atlantisforschern - und der Öffentlichkeit - noch einige Überraschungen ins Haus...

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Bild-Quelle

(21) Rolf B. Röttges, "Atlantis ist mitten unter uns - Die ersten Funde über Atlantis"