Anton Wilhelm Brøgger

Forscherportrait

Abb. 1 Dr. phil. Anton Wilhelm Brøgger auf einem Foto aus dem Jahr 1934

Anton Wilhelm Brøgger (* 11. Oktober 1884 in Stockholm; † 29. August 1951 in Oslo) war ein bedeutender norwegischer Prähistoriker [1], der die weitere Entwicklung der Archäologie in Norwegen maßgeblich beeinflusste. Brøgger gehörte zu den akademischen Befürwortern präkolumbischer transatlantischer Kontakte zwischen Alter und Neuer Welt. [2]

Durch seinen Vater, den international renommierten Mineralogen und Geologen Waldemar Christofer Brøgger (1851–1940), dem er schon während seiner Schulzeit bei dessen Forschungen assistierte, kam er bereits früh mit wissenschaftlicher Arbeit in Berührung. Nach seinem Abitur im Jahr 1903 hörte Brøgger - offenbar in unregelmäßigen Abständen - Vorlesungen über Archäologie und skandinavische Geschichte. 1905 veröffentlichte er seine erste bekannt gewordene wissenschafliche Publikation, eine kurze, viel bearchtete Studie über die norwegische Steinzeit mit dem Titel "Øxer av Nøstvettypen". [3]

Obwohl A.W. Brøgger offenbar nie einen durchgehenden Studiengang absolviert hat, konnte er im Jahr 1909 mit einer weiteren Arbeit über die norwegische Steinzeit ("Den arktiske stenalder i Norge") an der Universität Oslo zum Dr. phil. promovieren. Danach war er bis 1913 als Kurator des Museums von Stavanger, tätig, das er umfassend reorganisierte. Zu dieser Zeit führte er auch umfangreiche Ausgrabungen in der Steinzeitsiedlung von Vistehola durch, etwa zehn Kilometer nordwestlich von Stavanger in der Küstenlandschaft Jæren. [4]

Abb. 2 Der Hof des Konzentrationslagers Grini, in dem A.W. Brøgger von September 1941 bis Oktober 1942 interniert war

1913 wurde Brøgger Direktor des Historischen Museums (Universitetets Oldsaksamling) der Universität Oslo (seinerzeit: Christiania) und 1915 dortselbst ordentlicher Professor für Archäologie, ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung 1949 innehatte. Zudem war er von 1918 bis 1934 Vorsitzender des Landesverbandes der norwegischen Museen (Norske museers landsforbund) und von 1936 bis zu seinem Tod im Jahre 1951 Generalsekretär der von ihm mitbegründeten Norwegischen Archäologischen Gesellschaft (Norsk Arkeologisk Selskap). Unterbrochen wurde seine wissenschaftliche Arbeit während der deutschen Besetzung Norwegens vonn 1940 bis 1945. Aufgrund seines engagierten Auftretens gegen die Besatzungsmacht wurde er zweimal verhaftet. Vom September 1941 bis zum Oktober 1942 war er im Polizeihäftlingslager Grini (Abb. 2) inhaftiert. [5]

Wenig bekannt ist heute die Tatsache, dass Anton Wilhelm Brøgger alles andere als ein Verfechter des isolationistischen Paradigmas zur völlig getrennten Entwicklung alt- und neuweltlicher Kulturen war, das im Verlauf seines Berufslebens mehr und mehr zu einem regelrechten Dogma der Altamerikanistik ausartete. Bei Tony O’Connell heißt es dazu: "Er war davon überzeugt, dass weitreichende Entwicklungen im Bereich der Seefahrt während der Bronzezeit zu einer sehr frühen Entdeckung Amerikas durch Europäer führte, und dass diese ‘Neue Welt’ der den Tatsachen entsprechende Kern im Atlantisbericht sei, der von Plato nacherzählt wurde." [6] Darüber hinaus ging Brøgger aber auch von späteren transatlantischen Seefahrten vor Kolumbus aus, z.B. durch die Wikinger. Bereits Ende der 1930er Jahre wurde z.B. sein Werk "Winlandfahrten" mit Argumenten für diese These auch in Deutscher Sprache veröffentlicht. [7]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Zeitweilig betätigte sich auch als Politiker. So war er von 1928 bis 1930 Abgeordneter im norwegischen Parlament (Stortinget) und von 1930 bis 1931 als Vorsitzender der linksliberalen Partei "Frisinnende Venstre" tätig.
  2. Anmerkung: Vergleiche dazu bei Atlantisforschung.de auch die Beiträge in der Rubrik "Präkolumbische transatlantische Kontakte".
  3. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Anton Wilhelm Brøgger (abgerufen: 08. Juni 2015)
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: ebd.
  6. Quelle: Tony O’Connell, "Brogger, Anton Wilhelm (I)", 18. Jan. 2011, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 07. Juni 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  7. Siehe: Anton Wilhelm Brøgger, "Winlandfahrten: Wikinger entdecken Amerika" (übersetzt von H. Kurtzweil), Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1939

Bild-Quellen:

1) Ordensherre und Byzantium Purple bei Wikimedia Commons, unter: File:Anton Wilhelm Brøgger.jpg
2) Kjetil r bei Wikimedia Commons, unter: File:Grini 1941-43.jpg