Christian und Barbara Joy O'Brien

Abb. 1 Christian O'Brien

(bb) Der britische Geologe, Alternativ-Historiker und Buchautor Christian O’Brien (geb. 9. Jan. 1914 in Fulham, London – gest. 17. Feb. 2001 in Dunmow, Essex) hat gemeinsam mit seiner Frau Barbara Joy O'Brien wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung der Klassischen Atlantis-Theorie und zur alternativen Zivilisations-Geschichtsforschung geleistet, sowie Akzente in der Erforschung der Religionsgeschichte gesetzt.

Nach Christians Schulzeit auf der Tiffin Boys School, Kingston-upon-Thames studierte er am Christ's College der Universität Cambridge Naturwissenschaft, und graduierte dort im Jahr 1935. 1936 begann er für die damalige Anglo-Iranian Oil Company - heute British Petrol (BP) - zu arbeiten.

Seine Tätigkeit als Explorationsgologe begann Christian O'Brien im Südiran unter Anleitung des Senior-Geologen Victor Boileau, dem er u.a. im Winter 1936–37 bei seiner der Wiederentdeckung des Zikkurats der elamitischen Residenzstadt Tschoga Zanbil assistierte - ein Ereignis, das sicherlich in nicht geringem Maße dazu beitrug, sein besonderes Interesse für die frühesten Anfänge der Zivilisation und ihre Erforschung zu wecken. O'Brien blieb zunächst drei Jahre im Iran, und kehrte dann vorübergehend nach England zurück, wo er den Ausbruch des II. Weltkriegs erlebte, an dem er bei den Royal Engineers in Italien und Tunesien teilnahm, um schließlich seine Militärlaufbahn als Major zu beenden. In der Nachkriegszeit kehrte er in den Iran zurück, war aber aber auch an geologischen Erkundungen in Kanada und anderen Ländern beteiligt.

Abb. 2 Barbara Joy O'Brien: Forscherin und Poetin

Am 16. Oktober 1958 heirateten er und Barbara Joy Kelly. Die 1921 in Manchester geborene, aus einer Familie von Farmern und Getreidehändlern stammende, Barbara Joy hatte nicht nur ein Faible für Literatur und Poesie, sondern sie teilte auch das Interesse ihres Mannes an der Archäologie und Urgeschichtsforschung. Nachdem dieser in der Öl-Branche Karriere gemacht hatte, ging er 1970 in den Ruhestand und erhielt für seine Verdienste um die britische Wirtschaft die Auszeichnung "Commander of the Order of the British Empire" (CBE), die dritte Stufe des britischen Ritterordens (Order of the British Empire) Nun konnte er sich - gemeinsam mit Barbara Joy, deren Kernkompetenz im Bereich der Religionsgeschichte lag - ganz seiner Leidenschaft, der Erforschung von prähistorischen Rätseln, widmen.

So entdeckten und erforschten die beiden zwei prähistorische Observatorien, das 'Integrated Astronomical Observatory Line A' - zwischen Hatfield Forest und Wandlebury - in der Nähe von Cambridge, und den astronomischen Komplex Bodmin Moor in Cornwall, England, beide datiert auf ca. 2500 v. Chr. Obwohl die O'Briens dazu im Verlauf der folgenden Jahre mehrere detaillierte Publikationen vorlegten und überwältigende mathematische Beweise dafür präsentieren konnten, dass diese Anlagen einst tatsächlich zu explizit astronomischen Zwecken errichtet wurden, fiel die Reaktion der 'Fachwelt' so erbärmlich aus, wie dies bei so genannten "Laienfunden" fast immer der Fall zu sein scheint: man ignorierte sie weitgehend.

Auf ihrer gemeinsamen Suche nach den kulturell hochstehenden Konstrukteuren von 'Line A' und dem Komplex von Bodmin Moor, verfolgten Christian und Barbara Joy O'Brien deren Spuren zurück bis in den Mittleren Osten, nach Kanaan and Sumer. Dies führte sie zur näheren Beschäftigung mit der Frage, wer eigentlich ca. 9500 v. Chr. die Begründer von Landwirtschaft und Zivilisation im Nahen Osten waren, was mit der Notwendigkeit einherging, die sumerische Keilschrift und altertümliche Sprachen, wie Aramäisch und Hebräisch zu erlernen, um alte Schriftquellen im Original studieren zu können - eine Herausfordeung, der Christian O'Brien sich erfolgreich stellte.

Abb. 3 In den 1970er Jahren - nach seiner Pensionierung - begann Christian O'Brien sich ganz auf die Erforschung der Geheimnisse aus fernster Vergangenheit zu konzentrieren

Beeindruckt von den Arbeiten Samuel Noah Kramers (1897-1990), einem der führenden Assyrologen und Sumerologen seiner Zeit, machten Christian und Barbara Joy O'Brien sich nun daran, mit Hilfe der frühesten schriftlichen Aufzeichnungen aus Sumer und Babylon einer vergessenen alten Zivilisation nachzuspüren, deren Angehörige sich offenbar vor mehr als 10.000 Jahren in vielen Teilen der Welt als 'Kulturbringer' betätigt haben. Im Ergebnis erschien 1985 ihr Buch "The Genius of the Few", in dem die O'Briens u.a. eine interdisziplinär geschmiedete Kette von Indizien und Evidenzen dafür vorlegten, dass es sich bei dem Kharsag (einem mythischen Ort aus der assyro-babylonischen Religion [1]) und dem alt-testamentarischen Garten Eden um ein und den selben, durchaus realen und reidentifizierbaren Ort, gehandelt habe, wo die Ursprünge der bisher bekannten, holozänen Zivilisations-Geschichte liegen.

Christian O'Brien kam zu dem Schluss, dass das südliche Tal von Rachaiya, am Fuß des Berges Hermon im heutigen Libanon, der viel versprechendste Örtlichkeit für die Suche nach Kharsag/Eden sei. Dort habe sich um 8200 v. Chr. (die Zeitangabe wurde zwischenzeitlich rekalibriert auf 9300 v. Chr.) eine Gruppe kulturell und technologisch hoch entwickelter Menschen niedergelassen, und diesen Ort zu einer Art Schulungszentrum für Landwirtschaft und andere kulturelle Errungenschaften gemacht, die der einheimischen Bevölkerung vermittelt wurden.

Mit ihrem folgenden, ebenfalls 1985 erschienenen, Buch "The Path of Light" legten die O'Briens mittels einer neuen, säkularen Übersezung primärer Quellendokumente des Christentums, die sich mit den überlieferten Aussagen Jesu befassen, ein eindringliches Plädoyer für die Notwendigkeit einer umfassenden Revision christlicher Doktrinen vor. In diesem provokativen Werk, in dem sie u.a. auf alte Schriften der Koptischen Kirche Ägyptens zurückgriffen, die sich mit dem frühen Christentum befassen, legten O'Brien und O'Brien ihre Argumente dafür vor, dass der historische Jesus sowohl in der druidischen Ideenwelt, als auch in jener der orientalischen Hochkulturen seiner Zeit verhaftet gewesen sei.

Im Jahr 1999 erschien dann erstmals "The Shining Ones", das man sicherlich als Hauptwerk der beiden O'Briens bezeichnen darf. Zunächst präsentierten sie darin noch einmal in überarbeiteter Form alle Materialien, welche sie bereits in The Genius of the Few vorgestellt hatten. Dieses Material wird jedoch ergänzt durch eine Fülle zusätzlicher Informationen zur Ausbreitung der 'Shining Ones', wie die O'Briens die von ihnen beschriebenen Kultur-Heroen in Anlehnung an den alttestamentarischen Ausdruck "Elohim" bezeichneten, vom südlichen Libanon über die ganze Welt, sowie zu deren hoch entwickelten Technologie und den Spuren, die sie in den folgenden 8000 Jahren hinterließen.

Abb. 4 Das Cover der aktuellen Neuauflage von 'The Shining Ones'

Den Anfang dieser Entwicklung soll die Gründung von sechs weiteren größeren Siedlungen - Jericho, Ba'albek, Ebla, Çatal Hüyük, Olympus und On - gemacht haben, die schon bald nach der zentralen Niederlassung der 'Shining Ones' von Kharsag (Eden) erfolgt sein soll. Die weitere Entwicklung dieser Stadtstaaten habe dann zur Entwicklung der bekannten, großen Zivilsationen Mesopotamiens, Ägyptens, des Iran, Indiens, Chinas und in Amerika geführt.

Dem euhemeristischen Denkansatz der O'Briens zufolge, sollen die 'Shining Ones' / 'Elohim' dann später, im Verlauf der Jahrhunderte, von den Menschen 'vergöttlicht' worden sein. So wurden dann vermutlich auch in den Erzählungen über sie schlichte Aussagen, wie "die Leuchtenden schauten mit Wohlgefallen auf die Hochländer und Tiefländer", kosmologisch und religiös überfrachtet, und es hieß nun: "Gott schuf den Himmel und die Erde". Aus den Weisen namens "Elohim" (unstrittig die Mehrzahl von "El" = Der Strahlende, Leuchtende) wurde nach und nach ein singulärer "Gott".

Zu den sicherlich zu Recht umstrittenen Aussagen der O'Briens bezüglich der Äktivitäten der technologisch hoch entwickelten 'Elohim' gehört die Annahme, diese hätten auch gezielte Manipulationen am Erbgut ihrer menschlichen 'Schutzbefohlenen' durchgeführt, was u.a. zum Entstehen einer, genetisch überlegenen, "hebräischen Rasse" geführt habe, deren "Reinheit" u.a. durch Befolgung einschneidender Vorschriften bezüglich der Ernährung und eines Verbotes der Vermischung mit Angehörigen anderer "Rassen" sicher gestellt werden sollte. Jedenfalls hätten vor allem die Hebräer bis in die Gegenwart die Erinnerung an den 'Garten Eden' als ihre einstige Heimstätte, und an ihre Wohltäter, die "Engel" (Griechisch: "angelos" = "Boten") wach gehalten.

Aber woher kamen die geheimnisvollen Elohim oder 'Shining Ones' nun eigentlich? Christian O'Brien, der von der Historizität wiederholter Kataklysmen in der jüngsten Erdgeschichte überzeugt war, brachte hierzu (In Kap. 18 des Buches) das Atlantis-Problem ins Gespräch. Interessanter Weise stellte er sich als Berufsgeologe gegen den Mainstream seiner Zunft und machte aus seiner gewachsenen Überzeugung keinen Hehl, dass es sich bei Atlantis in der Tat um eine versunkene Landmasse im Gebiet des Mittelatlantischen Rückens gehandelt habe, deren Überreste die heutigen Azoren seien. [2]

Mit seiner - auf geologischen und hydrographischen Indizien und Evidenzen beruhenden - Annahme einer, unter katastrophischen Umständen massiv abgesunkenen, vormaligen Azoren-Großinsel hat Christian O'Brien im Rahmen nonkonformistischer Atlantisforschung einen wesentlichen Akzent gesetzt und ein (aus Sicht des geologischen Mainstreams) höchst unbequemes Erbe hinterlassen, das vor allem von seinem Neffen Edmund Marriage und dessen Golden Age Project hochgehalten und weitergeführt wird.


Beiträge bei Atlantisforschung.de:

Beweise für die vormalige Existenz einer Großinsel auf dem Mittelatlantischen Rücken (Christian und Barbara Joy O'Brien)


Literatur von Christian und Barbara Joy O'Brien:

  • O'Brien, C.A.E., 1953, Salztektonik in Südpersien, Stuttgart.
  • O'Brien, C.A.E., 1957, Salt Diapirism in South Persia, London and Amsterdam.
  • O'Brien, C.A.E., 1960, The Structural Geology of the Boule and Bosche Ranges in the Canadian Rocky Mountains, London.
  • O'Brien, C.A.E., 1975, The Wandlebury-Hatfield Heath Astronomical Complex, Thaxted.
  • O'Brien, C.A.E., An Integrated Astronomical Complex of Earthworks at Wandlebury and Hatfield Forest from the Third Millenium BC: For the Establishment of Solar and Lunar Calendars and for an Apparent Attempt at Measuring the Circumference of the Earth, (Paperback) 1976
  • O'Brien, C.A.E., 1983, The Megalithic Odyssey, A.C. Wellingborough. ISBN 0-85500-188-7
  • O'Brien, C.A.E. & O'Brien B.J., 1985, The Genius of The Few, Wellingborough. ISBN 0-946604-17-7 (Revised edition by Dianthus Publishing 1999)
  • O'Brien, C.A.E., 1985, The Path of Light, The Deram Beas, India. ISBN 0-09466-0427-4 (Revised edition by Dianthus Publishing 1999)
  • O'Brien, C.A.E. & O'Brien B.J., 1999, The Shining Ones, Dianthus Publishing ISBN 0-946604-20-7 (Revised edition by Dianthus Publishing, 2001)
  • O'Brien, C.A.E. & O'Brien B.J., 2005, Eastern Odyssey – Experiences of a Young Geologist, E & E Plumridge, Cambridge. ISBN 0-9516563-9-2


Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

The Golden Age Project, unter: Biographies - Golden Age Project People

Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Christian O'Brien (Stand: 04.09.2010)

Mysterious Planet - Geoff Ward explores the alternative universe, unter: Ancient Civilisations - Deciphering the Phaistos Disk / Was this the site of the Garden of Eden?

Hyarama, Atlantis & the Advanced Prehistoric World - WEB PAGE 2, unter: 18. "THE SHINING ONES" — THE GARDEN OF EDEN & THE RE-FOUNDERS OF CIVILIZATION

  1. Anmerkung: Die Zylinder und Tafeln, auf welchen die Epen um Kharsag aufgezeichnet sind, gehören heute zur Nippur-Sammlung des University Museum, Philadelphia in den USA. Sie beschreiben detailliert die agrikulturellen und technisch hoch entwickelten Aktivitäten der sumerischen Haupt-Gottheiten An, Enlil und Ninhursag. Einige Details aus den Kharsag-Epen finden sich in den apokryphen Büchern Enoch sowie in den ersten Kapiteln der Genesis.
  2. Red. Anmerkung: Siehe zu O'Briens Atlantis-Lokalisierung bei Atlantisforschung.de auch: "Die Azoren und Atlantis" (Edmund Marriage)


Bild-Quellen

(1) The Golden Age Project, unter: Biographies - Golden Age Project People

(2) Mysterious Planet - Geoff Ward explores the alternative universe, unter: Ancient Civilisations - Deciphering the Phaistos Disk / Was this the site of the Garden of Eden? (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)

(3) The Golden Age Project, unter: Retirement in 1970 followed by 30 years of research with his wife Barbara Joy starting with the discovery of Line A - The Cam Valley Loxodrome 1976

(4) The Golden Age Project, unter: The Shining Ones