Das Eisen der Pharaonen 2.0

Neues Forschungsprojekt zum Eisen der Pharaonen hat begonnen!

Abb.1 Dr. Dominique Görlitz (links) und Dr. hab. Bernd Lychatz vor dem Rennofen im Museumsdorf Düppel

(dg/bb) Am Wochenende startete das ABORA Projekt im Museumsdorf Düppel in Berlin ein neues Forschungsprojekt. Das Ziel ist die vollständige Rekonstruktion der Entstehung der Magnetitschicht an den schwarzen Zungen in der Cheops-Pyramide. Dafür vollziehen erfahrene Materialforscher den gesamten Prozess von der Eisenverhüttung über das Ausschmieden bis zum Anpressen des zunderhaltigen Schmiedeeisens nach.

Es ist auch nach dem Cheops-Projekt noch immer eine ungelöste Frage, wie sich an der Decke der Königskammer diese deutlich sichtbare und kräftige Magnetitschicht auf dem Granit absetzen konnte. Eisen in jeglicher Form rostet nicht zu Magnetit (Fe3O4). Vielmehr endet der Verwitterungsprozess beim Hämatit (Fe2O3). Hämatit konnte jedoch in der schwarzen Patina an der Decke der Königskammer (Bild) nicht festgestellt werden. Ebenso kommt Magnetit in diesen hohen Konzentrationen im Granit nicht natürlich vor. Wie also kam es an die Decke der Cheops-Pyramide?

Abb. 2 Ein interessiertes Publikum beobachtete im Museumsdorf Düppel die ersten Schritte des Projekts - hier das 'Abklopfen' einer im Rennofen gewonnenen Eisenluppe.

Über diese Frage zerbrechen sich schon seit zwei Jahren der Eisenspezialist Dr. hab. Bernd Lychatz (TU Bergakademie Freiberg) und der Experimentalarchäologe Dr. Dominique Görlitz (post-doc an der TU Dresden) den Kopf. Gemeinsam verfolgen sie den Ansatz, dass sich das Magnetit beim vermeintlichen Ausschmieden als Zunderschicht auf den schmiedeeisernen Arbeitsgerätschaften gebildet haben könnte. Dort hat es sich beim Anbringen der Transportklammern mit dem Granitstein verbacken und zur Ummineralisierung an der Oberfläche geführt. Soweit die Theorie…

Aufgrund des Fehlens jeglicher Gerätschaften (sie sind vermutlich vor über 4.500 Jahren verloren gegangen) müssen die Wissenschaftler über das „archäologische Experiment“ die fehlenden Befunde rekonstruieren, um den Prozess der Magnetitbildung zu verstehen. Dafür muss die gesamte Kette von der Verhüttung über das Ausschmieden des Eisenblechs bis zum Kontakt von Eisen und Granit sorgfältig nachvollzogen werden. Diese Forschungsarbeit wird mehrere Monate umfassen, da die verschiedenen Arbeitsschritte sehr aufwendig sind. Das erste interdisziplinäre Teilprojekt startete jetzt am Wochenende unter Hinzuziehung von Experten aus verschiedenen Fachgebieten.

Die Verhüttung von Eisenerz zu Schmiedeeisen fand nach alten Quellen im Rennverfahren statt, um in altertümlicher Weise in einem einfachen Rennofen eine Eisenluppe zu produzieren. Die Bilder [1] zeigen Ausschnitte aus der Produktionskette. Als nächster Schritt muss das Luppeneisen durch einen erfahrenen Schmied in ein Transportblech ausgeschmiedet werden. Dies wird vermutlich im September 2016 erfolgen. Das gesamte Projekt wird von der Zeitschrift SUPERillu begleitet, die in Kürze darüber berichten wird.

In der Sonderausstellung im sauerländischen Lennestadt ist alles Wissenswerte über das Eisen der Pharaonen zusammengefasst. Sie läuft noch bis zum 16. November 2016. Der Galileo-Park lädt dazu herzlich ein. Bitte schauen Sie auch auf die Homepage des Galileo-Parks in Hinsicht auf mögliche kurzfristige Änderungen!



Mehr Informationen bei: galileo-park.de oder ABORA.eu


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Entwurf zur Pressemitteilung "Neues Forschungsprojekt zum Eisen der Pharaonen hat begonnen: Das Eisen der Pharaonen 2.0" von Dr. Dominique Görlitz, 30.05.2016

Fußnote:

  1. Anmerkung: Eine Bildstrecke zur ersten Projektphase ist in Vorbreitung.

Bild-Quelle: