Kampf um Atlantis

Abb. 1 Dieser öde Streifen verdient mit Fug und Recht eine Nominierung zum Wettbewerb um den "Worst Movie of All Times Award".

(bb) Wenn das Atlantis-Motiv in einem Herakles-Sandalenfilm aus den 1960er Jahren 'verhackstückt' wird [1], ist ja für alle Zuschauer generell 'Alarmstufe rot' angesagt, deren Intelligenzquotient höher liegt als der von getoastetem Weißbrot; was jedoch den Schinken Kampf um Atlantis (ital. Original-Titel: Il Conquistatore di Atlantide) aus dem Jahr 1965 angeht, so ist dieses Produkt italienisch/ägyptischer "Filmkunst" ("Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker...") allenfalls bzw. ausschließlich praktizierenden Masochisten zu empfehlen.

Hier zunächst einmal der Inhalt des Films in der ausführlichen Zusammenfassung beim COLLEGIUM ARTIUM ANTIQUARUM METAMENSE, in welcher bereits zwischen den Zeilen einiges an ironischer Kritik des dortigen Rezensenten durchblitzt, die aus Sicht des Verfassers dieser Besprechung allerdings höchst moderat erscheint: "Prinzessin Virna und ihre Beduinen-Truppe finden den am Strand deponierten Herakles. Das Techtelmechtel ist von kurzer Dauer und Herakles irrt alleine weiter. Dieser Film hält einige äußerst lange Kamerafahrten parat, so auch hier, als Herakles 3 Minuten lang ohne Schnitt eine Düne erklimmt. Allerdings hat sich die Aktion gelohnt, denn dahinter greifen Beduinen andere Beduinen an, so dass Herakles erfolgreich eingreift.

Herakles lernt den Chef der Guten, Karr, kennen und erfährt, dass Beduinen-Fürst Assur mit seiner Tochter Virna (aah!) die Wüste terrorisiert. Quod erat demonstrandum, denn schon greifen die fiesen (blauen) Beduinen wieder an und es gelingt, den Hauptmann zu ergreifen. Karr will Assurs Versteck und greift zur Folter mit Faust und Spiegel, die wirkungslos bleibt. So reitet Herakles alleine los und will von anderen Beduinen an anderen Oasen alles wissen, so halten wir fest: Grausame Gemetzel finden in den Oasen statt und an allem sind die Totengeister schuld. Da Totengeister gewöhnlich schwer zu finden sind, ist Assur der Buhmann. Herakles, der alte Investigativ-Journalist, tappt daraufhin Assur in die Falle, trifft Virna wieder und alle hören plötzlich gräusliche Klageschreie über dem Wüstenhimmel.

Die nächste Oase musste dran glauben und langsam entsteht ein Täterprofil: Geister in schwarzen Gewändern, die nur Gold suchen. Während der anschließenden Brotzeit in Assurs Zelt, wehklagt es wieder, das Licht geht aus, Zack Bumm und Virna fehlt. Karr und Herakles sind mächtig sauer und stiefeln zu Fuß den Fährten in der Wüste nach. Wieder ertönt Wehklagen und Herakles erkennt, dass nach diesen Geräuschen immer Ärger droht. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Eine Explosion hätte die beiden fast erwischt. Man erreicht den Zielbahnhof „Totenstadt im Totengebirge“ und findet 10 quälende Minuten nichts. Eine Treppe führt in eine videoüberwachte Gaskammer, die man mit dem guten alten Wasserlappen vor der Nase meistert und dann steht man in einem Vulkankrater samt Märchen-Schlösschen.

Abb. 2 Die uniformierten Zombi-Gardisten von Atlantis sind weit weniger Grauen erregend als die Dialoge in diesem Film!

Durch einen Geheimgang gestolpert finden sich Herakles und Assur in einem türkis-ocker bepinselten Thronsaal wieder und werden in Ramirs Labor gebracht. Warum dieser Film nun eine „Flash Gordon“-Folge ist, wissen nur die Autoren, der Bruch ist hart, aber besser als die „Herkules-in-der-Wüste“-Nummer. Ramir hat einen knallgrünen Lametta-Bart samt Iro-Perücke und zeigt die >Geister<: Eine mit Goldschimmer überzogene und in türkis-farbige Ganzkörperoveralls gepresste Zombiearmee. (Abb. 2) Anschließend wird ein „Geist“ produziert, wobei ein Mensch in ein blaues, rotes und güldenes Becken getaucht wird (wie beim Schnitzel panieren) und auf einem Frankensteinoperationstisch eine Ladung grünes Licht verpasst bekommt. Fertig ist der Zombie-Soldat, der nur mit einer schlangenförmigen Laserpistole getötet werden kann.

Wir befinden uns übrigens in Atlantis, das es auf einen Vulkan verschlagen hat, so dass man enorm wichtige Hebel nicht nach unten drücken darf, sonst schepperts. Der Trash erfahrene Zuschauer erahnt, dass Ramirs Erklärwut unweigerlich nach hinten los gehen kann, dazu später völlig unvorhersehbar mehr. Eine anschließende Audienz bei Königin Ming (Virna hat wohl eine Gehinrwäsche erhalten und steht mit dabei) offenbart Atlantis als Schurkenstaat Nummer eins und alle fallen plötzlich in Bewusstlosigkeit. Grund waren zwei [...] Kammerzofen, die Karr und Herakles aufs Kissen haben wollten, wobei als Bestrafung ein gezielter Schuss mit der Laserpistole ausreicht. Herakles gelingt ein Ausbruch aus der Zelle, Karr nicht.

In Ramirs Labor kann Herakles durch Faustschlag (gegen die Widerstandskraft) und grünes Licht Virna wieder heilen, und auch der mittlerweile etwas aggressiv gepolte Karr kann sich erfolgreich dieser Therapie unterziehen. Eine erbeutete Laserpistole beseitigt die Königin und alles flüchtet. Herakles schickt Virna und Karr voraus, die sich mit Beduinen-Verstärkung und Eisenkugeln bewaffnet gegen die Zombie-Armee (unterstützt durch schwarze Einheiten) stellen, und kümmert sich um die Blue Man Group. Ein Pfeil streckt ihn nieder, aber die Amazonen-Truppe Mings will sich >später um ihn kümmern<. Gute Idee, Herakles steht nämlich wieder auf, nutzt das zufällig sperrangelweit offenstehende Burgtor und drückt gemeinerweise alle Hebel nach unten: Atlantis klappt zusammen, die Zombies fallen um und der Film ist aus." [2]

Hinzuzufügen ist dem nicht mehr viel. Trotzdem wollen wir hier auch die zusätzliche Kritik des eben zitierten Rezensenten nicht unterschlagen, der unter Verweis auf die nächtliche Ausstrahlung dieses "Meisterwerks" im TV konstatiert: "Dass dieser Film zwischen 3 und 5 Uhr früh läuft, hat seine Berechtigung, denn so richtet er den wenigsten zerebralen Schaden an. Alfonso Brescia wollte das mittlerweile erlahmte Genre mit einem Plottwist aus Tradition und Science-Fiction renovieren, was ihm durchaus gelungen ist. >Kampf um Atlantis< ist grenzdebil kurzweilig und Trash der allerfeinsten Sorte, der allerdings einen hohen Aufwand an Statisten, Außendrehs und technisch hochwertigen Kulissen aufbietet. Deshalb: Hirn aus, TV an!"

"Nix da!", hält der Verfasser dem entgegen: "Hirn an, TV aus!", müsste es heißen, denn selbst eingefleischte Trash-Fans werden sich wohl kaum um solch eine Uhrzeit wachhalten, um sich wegen zwei oder drei unfreiwillig komischer Szenen durch die 88 Minuten dieses tödlich öden "Aprilscherzes" (die Premiere des Films in Italien war am 1. April 1965) zu quälen, deren Unterhaltungswert vor allem auf der völlig talentfreien Darbietung des Herkules-Darstellers Kirk Morris (alias Adriano Bellini) beruht. Jedenfalls muss es im vorliegenden, an Körperverletzung grenzenden, Fall von Zuschauer-Beleidigung ganz eindeutig "grenzdebil langweilig" heißen, und wer "Trash der allerfeinsten Sorte" sehen möchte, sollte sich besser den "Angriff der Killertomaten" zu Gemüte führen.


Film-Daten

Titel (USA): Conqueror of Atlantis
Titel (Spanien): El conquistador de la Atlántida
Titel (Frankreich): Goldocrack à la conquête de l'Atlantide
DVD-Titel (Deutschland): Kampf um Atlantis
Titel (UK): Kingdom in the Sand
Titel (Portugal): O Conquistador da Atlântida
Titel (Griechenland): O megalyteros athlos tou Irakleous

Land: Italien/Ägypten
Regie: Alfonso Brescia
Drehbuch: Alfonso Brescia und Franco Cobianchi
Länge: 88 Min. (D), 93 Min. (USA), 84 Min. (UK)
Premiere: 1. April 1965 (Italien)

Darsteller:

Kirk Morris als: Hercules
Luciana Gilli als: Virna
Piero Lulli als: Ramir
Hélène Chanel als: Königin Ming
Andrea Scotti als: Karr
Mahmoud El-Sabbaa als: Scheich Assur
Fortunato Arena als: 'Goldener Geist'
sowie: Livia Rossetti, Mohammed Tawfik, Caterina (Kathleen) Trentini

(zusammengestellt aus versch. Quellen)


Anmerkungen und Quellen


Bild-Quellen

(1) Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Conqueror of Atlantis

(2) SUPERSTRANGEVIDEO.COM, unter: Hercules and Friends