Laos und das Rätsel der Steinkrüge

von unserem Gastautor Luc Bürgin

Abb. 1 Die rätselhaften Steinkrüge von Laos

Megalithische Strukturen gibt es auch in Ostasien. In Laos finden sich so genannte "Steinkrüge". Weder ihr Sinn noch die Art ihres Transports sind bislang geklärt.

Wer sich die Mühe macht, archäologische Fachliteratur zum Thema "Steintransporte" zu wälzen. wird dort mit schöner Regelmäßigkeit auf regelrechte "Konjunktiv-Orgien" stoßen. Wörter wie "vielleicht" oder "möglicherweise" sind keine Seltenheit. wenn es darum geht. Bearbeitung und Transport megalithischer Steinblöcke, mit denen unser Erdball übersät ist. zu beschreiben. Tatsächlich stehen die Archäologen hier vor einem gewaltigen Rätsel. Nur mit viel Mühe und einer gehörigen Portion Phantasie können sie sich den Transport der oft gigantischen Steinriesen vor Tausenden von Jahren offensichtlich ausmalen.

Kaum verwunderlich, wenn wir in denselben Publikationen gelegentlich auf recht unbeholfene technische Erklärungsversuche stoßen, die - ausgehend von unserem heutigen Wissensstand - krampfhaft die damaligen Mammutleistungen zu erklären versuchen. Das ist insoweit vertretbar, wenn derartige Gedankenkonstruktionen als Spekulationen gekennzeichnet werden. Ob solche Formulierungen dagegen, wissenschaftlich gesehen, zufriedenstellend sind, ist eine andere Frage. Außerdem wird mitunter übersehen. dass es sich hier um ein globales Problem handelt. Die Paläo-SETI-Forschung hat in diesem Zusammenhang bereits auf verschiedene rätselhafte Steinartefakte in Europa. Ägypten, Libanon oder Südamerika aufmerksam gemacht, die untereinander beachtliche Parallelen aufweisen.

Abb. 2 Wer schuf diese Mysteriösen Megalith-Strukturen, und welchem Zweck dienten sie?

Eher wenig Beachtung fand bisher der asiatische Raum, obwohl archäologische Fundstätten auch hier Fragen aufwerfen. So befindet sich etwa 200 Kilometer von der asiatischen Hauptstadt Vientiane entfernt die so genannte "Ebene der Tonkrüge". Bis zu drei Meter hohe, steinerne "Blumentöpfe" lagern dort über weite Strecken verstreut. Ihr Ursprung reicht in die Jungsteinzeit zurück.

Intensiv hat sich der Forscher Andreas Reinecke vom Deutschen Archäologischen Institut in Bonn mit diesem Thema beschäftigt. Reinecke hält ausdrücklich fest, dass die geheimnisvollen Steingefäße nicht aus Ton verfertigt wurden - wie uns heute so manches Lexikon oder Fachbuch in kompetentem Ton verkündet - sondern vielmehr aus Sandstein geschlagen wurden. Sinn und Zweck der laotischen Konstruktionen liegen bis heute im Dunkeln, wenngleich diverse Spekulationen und Überlegungen in dieser Sache angestellt worden sind [1]

Derzeit wird den Steingefäßen ein Alter von rund 2000 Jahren zugeschrieben, was angesichts der in der Umgebung von Laos vorhandenen Megalithstrukturen eher vorsichtig bemessen erscheint. Als ich Ende Juli 1995 mit Reinecke telefonierte, meine Zweifel an der Datierung äußerte und meiner Vermutung darüber Ausdruck verlieh. dass die Steinskulpturen womöglich weitaus älteren Datums sein könnten. musste der Bonner Wissenschaftler denn auch einräumen, dass die Altersfrage in der Tat ein ungelöstes Problem bilde: "Zwar gibt es einige spärliche Hinweise. aber letztlich beruht die Datierung lediglich auf einer Vermutung."

Auch sonst bleiben viele Fragen offen, Reinecke wörtlich: "Herstellung und Transport der einzelnen, teilweise über ein Dutzend Tonnen schweren Steingefäße erforderten eine Organisation und Kraftanstrengung, die mit denen der jungsteinzeitlichen Erbauer der Großsteingräber im nördlichen Mitteleuropa vergleichbar sind. Großflächige moderne archäologische Ausgrabungen. die in den nächsten Jahren mit ausländischer Hilfe in Angriff genommen werden, führen sicherlich zur Lösung einiger Rätsel um die Steingefäße in der laotischen Bergprovinz von Xieng Khoang." [2]

Ob moderne archäologische Untersuchungen die Rätsel um den Transport der steinernen Krüge wirklich lösen werden. wage ich zu bezweifeln. Auch die französische Archäologin Madelaine Colani (sie untersuchte die archäologische Stätte bereits vor vielen Jahrzehnten, und ihre mustergültige Dokumentation gilt bis heute als einsames archäologisches Standardwerk über Laos) hatte schon Mühe, die Transportfrage zu klären, scheinen die kolossalen Steinriesen unter Überwindung beträchtlicher Höhenunterschiede doch häufig über weite Strecken hinweg transportiert worden zu sein. [3] So finden wir auch in Colanis Abhandlung viele Fragezeichen und Skizzen. mit welchen primitiven Hilfsmitteln die Transporte womöglich durchgeführt worden sein mögen: Kompetente Gedanken, aber keine befriedigenden Antworten.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Luc Bürgin © wurde erstmals bei: "Ancient Skies" Nummer 1/1996, Seite 10-11 publiziert; online wurde er erstmals unter: http://www.aas-fg.org/sz/laos.shtml veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er in einer redaktionell bearbeiteten Neufassung.

Fußnoten:

  1. Quelle: Reinecke. A.: Die "Blumentöpfe" vom Tranh-Ninh-Plateau. DAMAES, 2/1994, S.35; sowie: Reinecke, A.: Brief an den Autor vom 13.12.94
  2. Quelle: Reinecke. A.: Die Steingefässe in der Hochebene von Xieng Khoang in Laos. DAS ALTERTUM, Vol.40, 1994, S.57-62.
  3. Siehe: Colani. M.: MÉGALITHES DU HAUTLAOS. Paris 1935.

Bild-Quellen:

1) http://www.aas-fg.org/sz/laos.shtml (nicht mehr online)
2) http://lcweb2.loc.gov/frd/cs/laos/la01_01a.jpg Library of Congress]