Lemuria - Eine archäologische Argumentation (II)

von Lewis Spence (1932)

Abb. 1 Als die Vorfahren der heutigen Maori Neuseeland erreichten, war der dortige Großraum keineswegs unbewohnt, wie vielfach zu unrecht angenommen wird.

Die Prähistorie Neuseelands ist für eine generelle Betrachtung pazifischer Archäologie von Wichtigkeit, da die Maori-Siedler bei ihrer Ankunft (Abb. 1) vor etwa dreißig Generationen feststellten, dass die Inseln bereits von einer Rasse bewohnt waren [1] [2], den Moriori, die älter als die Maori waren und sich hinsichtlich ihres physischen Typus völlig von ihnen unterschieden.

Dieses Volk baute Bewässerungs-Terrassen, Bergfesten [orig.: "hillforts"; d.Ü.], deren Überreste noch erhalten sind, und welche keinerlei Ähnlichkeit mit irgendwelchen polynesischen Arbeiten haben. Zudem waren sie bemerkenswerte Künstler, insbesondere was Grauren betrifft, und zwar sowohl in Holz als auch in Stein. In der Gegend des Pelorus Sound sind die Spuren einer alten, ackerbautreibenden Bevölkerung, die dort in beträchtlicher Zahl gewohnt haben muss. Diese Leute waren ebenfalls Terrassen-Bauer. die ihre Dämme mit Stein verkleideten, sodass sie das Aussehen großer Treppen hatten. Das Gebiet, in dem sie vormals lebten, ist heute zum größten Teil mit Wald bedeckt, in welchem des Öfteren ihre Höhlen-Wohnungen entdeckt werden, die sie aus solidem Fels herausgehauen haben. Zur Zeit der Ankunft Catrain Coocks waren ihre alten Plantagen mit Kies bestreut, der von den Stränden herangebracht worden war, und es war wenig zu sehen, was ihre vormalige Präsenz enthüllt hätte.

Abb. 2 Moriori-Schnitzerei an einem Baumstamm auf den Charham-Inseln (Das Foto entstand ca. 1900).

Überdies sind bei Takiroa und auf Pareora und anderenorts viele seltsame Inschriften zu beobachten, die Zeugnis von ihrer Inbesitznahme ablegen. J. von Haast wies bereits 1875 auf die Bedeutung dieser Inschriften hin und schrieb sie einer "'Zivilisation von weitaus höherem Stand" zu "als ihn die Maori jemals erreicht haben." Die Gesamterscheinung, sowohl ihrer Artefakte als auch ihrer größeren Konstruktionen, macht deutlich, dass ihre Handwerkskunst Beziehungen zu jener der Megalith-Baumeister des polynesischen Gebiets hatte, und dass die Letztgenannten keine Polynesier waren, macht ein Vergleich polynesischer Arbeiten mit ihren eigenen deutlich genug.

Abb. 3 Ein Bereich der enormen Sternen-Pyramide von Pulemelei (auch: Pulemai Mound) auf der samoanischen Insel Savai'i. Stand ihre Errichtung mit der Erinnerung ihrer Baumeister an weitaus ältere derartige Bauten verschollener Völker in Zusammenhang?

Auch in Neuseeland ist das altertümliche Drainage-System eine Bemerkung wert, das kürzlich im Awanui-Sumpf entdeckt wurde. Die Ablasskanäle sind fünf Fuß [ca. 1,52 m; d.Ü.] breit und fünf Fuß tief, und sie wurden, wie Macmillan Brown meint, zu einer Zeit gegraben, als die Halbinsel nördlich von Auckland noch eine Insel war, und der Manukau Harbour noch eine Seeverbindung mit dem Hauraki Gulf, so dass die Völker ganz im Norden noch einschlossen waren. "Eine Sache, der wir ganz sicher sein können", schreibt er, "ist, dass jene Meilen von Ablasskanälen nicht ohne eine gewaltige Beistellung von Arbeitskräften gegraben werden konnten, auf die man zugreifen konnte, und auch nicht ohne einen organisierten Staat, der umfassende Pläne zur Abhilfe bei Überbevölkerung erstellen konnte, und der die Armeen von Arbeitern kontrollieren konnte, welche zur Ausführung solcher Pläne benötigt wurden.

Die großen befestigten Pas [3], die sowohl auf der Nord- als auch auf der Südinsel überall zu finden sind, indizieren die selbe Sachlage. Ihre gewaltigen Gräben und Erdwerke, die uns an die Verschanzungs-Methoden und an das Ingenieurwesen des gerade beendeten Krieges erinnern, bedingten Armeen von Arbeitern, die durch einen effizienten Führungsstab hoch organisiert waren. Die zyklopischen Maraes der Marquesas, der Gesellschaftsinseln und auf Rarotonga sowie die großen steinernen Zufluchts-Städte und die gewaltigen von Stein umschlossenen Fischteiche der Hawaii-Kette legen die selbe Folgerung nahe."

In der Umgebung dieser Ablasskanäle wurde ein kurioser gemeißelter [geschnitzter?; d.Ü.] Sturz [orig.: "carved lintel"; d.Ü.] entdeckt, der nicht das Werk von Maoris ist und den Beleg für eine große und blühende Bevölkerung liefert [...] Professor Brown sagt: "Es ist aus sich selbst heraus [orig.: "for itself"; d.Ü.] zu klassifizieren, nicht nur durch [...; seine] durchbrochene Schnitzerei und wegen seiner echsenartig geformten Enden, sondern auch wegen der grotesken Figur, welche die Enden der Schnitzerei mit ausgestreckten Händen hält und deren Zentrum und Verbindung bildet. Vor allem das rückwärtige Stück [orig.: "stern-piece"; d.Ü.] Das ist ein Meisterwerk von spitzenartigem Filigranmuster, das hinsichtlich der Raffinesse seiner Darstellung seinesgleichen sucht, wenn man einmal von Lettnern mittelalterlicher Kathedralen in Europa oder von aus Elfenbein geschnitzten Fächern [orig.: "fans"; d.Ü.] aus Kanton absieht. [...] Die Enden dieses Sturzes stellen Krokodil-Köpfe dar. Die Fels- und Höhlenmalereien, die auf der Südinsel Neuseelands gefunden wurden, stellen ebenfalls Beweise für [die vormalige Präsenz einer] nicht-maorischen Rasse aus."


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Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Lewis Spence (1874-1955) wurde seinem Buch "The Problem of Lemuria - The Sunken Continent of the Pacific" (Kapitel II, The Argument from Archaeology) entnommen, das im Jahr 1932, S. 27 ff.[4] erstveröffentlicht wurde. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im März 2019 nach dem 2002 bei The Book Tree erschienen Reprint des Buches.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Dies wird allerdings sowohl von Mainstream-Archäologen als auch von Politikern in Neuseeland entschieden bestritten, um nicht das dortige - zum gesellschaftlichen Status quo gewordene - Paradigma zur Disposition stellen zu müssen, die Urahnen der heutigen Maori seien die Erstbesiedler Neuseelands gewesen. Um dies zu gewährleisten, scheint den dortigen Verantworlichen fast jedes Mittel recht zu sein. Siehe dazu: "Streitfall Waipoua Forest in Neuseeland - Über einen der großen archäologischen Vertuschungs-Skandale des 20. Jahrhunderts" (Ancient-Wisdom)
  2. Red. Anmwerkung: Zur Zeit des Einreffens der Maori soll es ihren ältesten Überlieferungen zufolge neben den Moriori noch weitere Ureinwohner, wie die Kiri-Puwhero und die Waitaha gegeben haben. Siehe dazu z.B.: Tanga Tawhenua - Searching for those here long before the Polynesian migrations occurred, 22. März 2016, unter: "38: The first ones" (abgerufen: 23. März 2019)
  3. Red. Anmnerkung: Pa () ist die Maori-Bezeichnung für die altertümlichen Festungs-Anlagen Neuseelands. Siehe z.B. Rangikapiti Pā in der heutigen Region Northland auf der Nordinsel Neuseelands.
  4. Siehe: Lewis Spence, "The problem of Lemuria, the sunken continent of the Pacific", London (Ryder), 1932

Bild-Quellen:

1) Szilas bei Wikimedia Commons, unter: File:Rotorua Museum, Maori arrival.jpg
2) Ulanwp (Uploader )bei Wikimedia Commons, unter: File:Moriori carving Chatham Islands 1900 cut.jpg
3) Peter Marsh, Lapita Pottery & Polynesians, bei Polynesian Pathways