Moundbauer in Kupferrüstung

aus Nature (1891)

Abb. 1 Frederic Ward Putnam (1839-1915)

Den "World's Fair Notes" zufolge, die uns aus Chicago zugeschickt wurden, machte das Team, welches unter der Leitung von Mr. Putnam (Abb. 1) Ausgrabungen in den Mounds von Ohio durchgeführt hat, am 14. November eine wichtige Entdeckung.

Während der Arbeit an einem 500 Fuß [152,40 m; d.Ü.] langen, 200 Fuß [60,96 m; d.Ü.] breiten und 28 Fuß [ca. 8,53 m; d.Ü.] hohen Mound fanden die Ausgräber nahe seines Zentrums in einer Tiefe von 14 Fuß [ca. 4.27 m; d.Ü.] dass massive Skelett eines Mannes, eingehüllt in eine Kupfer-Rüstung.

Der Kopf war abgedeckt von einer oval geformten Kupfer-Kappe; die Kiefer hatten kupferne Zierleisten (vergl. Abb. 2); die Arme waren in Kupfer gekleidet, während Kupfer-Platten Brust und Bauch bedeckten, und zu beiden Seiten des Kopfes befanden sich auf vorstehenden Stöcken hölzerne, mit Kupfer geschmückte Geweihe. Der Mund war vollgestopft mit echten Perlen von immenser Größe, die aber stark verrottet waren. Um das Genick herum befand sich eine Halskette aus Bärenzähnen, versetzt mit Perlen. An der Seite diees Seletts lag das Skelett einer Frau.

Redaktionelle Anmerkung

Abb. 2 Hier der kupferne Kopfschutz eines Kriegers der Hopewell-Kultur. Die links und rechts angebrachten 'Flügel' dienten dem Schutz der Schläfen und Wangen.

(red) Die historischen Berichte aus dem 19. Jahrhundert über Funde in Kupferrüstungen gehüllter Moundbauer-Herrscher oder -Edelleute gelten heute zu Recht als zweifelhaft. Tatsächlich scheint es sowohl bei den älteren als auch bei en jüngeren Moundbauer-Kulturen keine Rüstungen gegeben zu haben, die etwa jenen im alten Asien oder Europa vergleichbar wären.

Auch im obigen Beitrag - den wir vor allem deshalb vorstellen, um zu zeigen, dass das Klischee der 'geharnischten' Moundbauer keineswegs nur von 'Crackpots' kultiviert wurde, sondern auch im renommierten Wissenschafts-Journal Nature zu finden war - wird letztlich klar: Das 'Rüstzeug' der Moundbauer beschränkte sich im Wesentlichen auf kupfernen Kopfschutz (Abb. 2) und einfache Brustpanzer in Plattenform (Bild). Bei den kupfernen Arm- und Beinringen handelte es sich offenbar um Schmuck, nicht um schützende Schienen. Ob die Moundbauer (oder einzelne, unter diesem Sammelbegriff fassbare Kulturen) im Kampf auch Schilde verwendeten - wie dies z.B. bei den Prärie-Indianern der Fall war -, konnten wir bisher nicht mit Sicherheit in Erfahrung bringen.

Sollte es tatsächlich auch Funde kompletter Rüstungen in Mounds gegeben haben, so ist anzunehmen, dass es sich dabei um präkolumbische Importgüter oder Adaptionen solcher Stücke aus Übersee handelte, ähnlich wie dies auch bei den Rüstungen der Haida und Tlingit (Bild) an der nordamerikanischen Pazifikküste der Fall ist, die augenscheinlich der Kriegsausrüstung früher Besucher aus Japan nachempfunden waren.


Weitere Berichte über Funde 'geharnischter' Moundbauer:


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag erschien erstmals (o.A.) am 17. Dezember 1891 mit der Original-Überschrift "MOUNDBUILDER IN COPPER ARMOR" im Journal Nature (45:157). Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach: William R. Corliss, "Sourcebook M1 - Strange Artifacts" (MES-003), online bei Scribd.com.

Bild-Quellen:

1) Materialscientist bei Wikimedia Commons, unter: File:Frederic Ward Putnam.jpg
2) W. Vincent Coon, MS, "The Book of Mormon & “Mound-Builder” America - A Comprehensive Comparison" (abgerufen: 15. Dez. 2016)