Norşun Tepe

Eine versunkene Uralt-Siedlung in der Türkei

Abb. 1 Eine Luftaufnahme der Anlage von Norşun Tepein der östlichen Türkei vor ihrer Überflutung

(bb) Wer an versunkene Städte oder Siedlungen aus mehr oder weniger ferner Vergangenheit denkt, stellt sich zumeist Anlagen vor, die im Verlauf der Jahrtausende vom Meer verschlungen wurden. Bisweilen ist es aber auch der Mensch selber, der solche Altertümer in den Fluten künstlich angelegter Gewässer versinken lässt. Man erinnere sich nur an die Folgen der Errichtung des Assuan-Staudamms in Ägypten, der archäologische Sehenswürdigkeiten und Kulturgüter von unschätzbarem Wert im neu entstandenen Nassersee verschwinden ließ. [1] Einem Staudammprojekt fiel auch die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt gebliebene archäologische Fundstätte von Norşun Tepe (Norşuntepe) im Osten der Türkei zum Opfer, über die es in der deutschsprachigen Wikipedia heißt:

"Norşuntepe (eigentlich Norşuntepe Höyüğü) ist ein Tell in der Türkei, etwa 25 km östlich von Elazığ. Er liegt heute im Bereich der Keban-Talsperre, so dass von ihm nur eine Insel im Stausee übrig geblieben ist. Die Krone des Hügels hatte eine Fläche von rund 500 m auf 300 m, innerhalb derer Siedlungsspuren feststellbar waren.

Abb. 2 Viele Rätsel dieser erstaunlichen archäologischen Fundstätte werden nun vermutlich nicht mehr gelöst werden können.

Norşuntepe wurde ab 1968 vom Deutschen Archäologischen Institut unter Leitung des Heidelberger Professors für Ur- und Frühgeschichte Harald Hauptmann ausgegraben. 1974 mussten die Arbeiten wegen des durch den Bau der Keban-Talsperre steigenden Wasserspiegels eingestellt werden. Bei den Ausgrabungen konnten 40 Siedlungsschichten identifiziert werden, die vom späten Chalkolithikum über alle Phasen der Bronzezeit bis hin zu einer urartäischen Siedlung in der späten Eisenzeit reichten. Aus der Eisenzeit stammen auch mehrere reich ausgestattete Gräber. Die urartäische Siedlung wurde durch einen Brand zerstört und aufgegeben." [2]

Die Jahrtausende währende 'Kulturstätten-Kontinuität' der Anlage von Norşun Tepe ist schon erstaunlich. Die 40 archäologisch nachgewiesenen Schichten der Fundstätte legen nahe, dass sich dort Angehörige vieler aufeinander folgender Kulturen quasi 'die Klinke in die Hand' gaben. Was war das besondere an diesem Ort? Welche Rolle spielte er im Rahmen der Entwicklung früher Metallurgie im Großraum Kleinasiens? Und: War Norşun Tepe dort womöglich ein noch unbekannter politischer Machtfaktor der Bronzezeit?

Vollständig klären lassen wird sich dies alles nun leider nicht mehr, was vermutlich nicht nur Archäologen und Althistoriker bedauern dürften. Immerhin trug bereits das, was vor der Überflutung Norşun Tepes an Erkenntnissen gesammelt werden konnte, wie es bei Mavi Boncuk heißt, "wesentlich zu unserem Wissen über prähistorische Aktivitäten in Ost- und Südostanatolien bei. Die in der Keban-Damm-Projektserie der Technischen Universität des Nahen Ostens veröffentlichten vorläufigen Berichte bilden nach wie vor die Grundlage für weitere Forschungsaktivitäten in dieser Region." [3]


Externa / Literaturhinweise:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe z.B.: Klaus Jacob, "Verdammte Dämme", bei wissenschaft.de (abgerufen: 27. Juni 2018)
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Norşuntepe" (abgerufen: 27. Juni 2017)
  3. Quelle: M.A.M., "Before Göbekli Tepe... There Was Norşun Tepe", bei maviboncuk.blogspot.com (abgerufen: 27. Juni 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) EsasCosas - Este Mundo, a veces insólito, unter: Norsun Tepe
2) ebd.