Der Feuer speiende Berg

Atlantis: Der verlorene Kontinent (VI)


von unserem Gastautor William Lauritzen

Platon sagt, dass die Stadt sich auf einem Teil der Insel befand, der gegen Süden lag. Dies war ein Rückschlag für meine Theorie, aber ich begann pflichtschuldig nach Informationen über Indonesien (das Land im Süden mit den Inseln Sumatra und Java) zu suchen. Ich war beeindruckt von der Entdeckung, dass es mehr als hundert aktive oder noch vor kurzem aktive Vulkane in Indonesien gibt. Tatsächlich ist Java diejenige Gegend mit den meisten Vulkanen auf der Welt.

Abb. 1 Der Vulkan Krakatau. Hier die Dokumentaraufnahme eines Ausbruchs im Jahr 1960. (Foto: Steve O'Meara, Volcano Watch International)

Um sich eine Vorstellung davon zu verschaffen, wie Java beschaffen ist, stelle man sich eine Landmasse von der Größe des Staates New York vor, lang und schmal, aber mit 17 aktiven Vulkanen, fünf davon mit mehr als 10 000 Fuß Höhe. All diese vulkanische Aktivität ist theoretisch die Folge der australischen Krustenplatte, die gen Norden auf die Eurasische Platte drückt. Die Entstehung des Malaysischen Bogens (einschließlich Malaysia, Sumatra, Java, Bali, etc.) war vermutlich eine Folge dieser Platten-Kollisions Aktivität.

Diese geologische Aktivität schien gut zu der Vorstellung zu passen, dass Atlantis durch einen Kataklysmus zerstört worden ist. Jedenfalls erschien es nicht gerade wahrscheinlich, dass eine größere Stadt entlang dieser zerklüfteten Küste existiert habe. Da schien es keinen geeigneten Hafen gegeben zu haben, außer einem vielleicht. Das war irgendwo in der schmalen Straße zwischen Sumatra und Java, die man Sunda-Straße nennt.

Zu etwa dieser Zeit stieß ich auf den Namen eines Vulkans, von dem ich schon gehört, aber nicht gewusst hatte, dass er sich in Indonesien befindet. Natürlich kennt jeder Geologe auf der Welt den Krakatau. Diverse Bücher sind über seine Eruptions-Explosion von 1883, deren resultierende Flutwelle 36 417 Indonesier getötet hat, geschrieben worden (und ein Hollywood-Film, den ich nicht empfehlen kann, wurde gedreht). Die Schallwellen seiner Explosion breiteten sich in den folgenden zwölf Stünden über den Globus aus; man nannte dies häufig "Das lauteste Geräusch, das in der Menschheitsgeschichte verzeichnet ist." Ich suchte schnell nach der Position des Krakatau auf der Karte. Er liegt zwischen Sumatra und Java, mitten in der Sunda-Straße.

Abb. 2 Diese Karte zeigt, welche Landmasse beim großen Ausbruch des Krakatau 1882 im Meer unterging.

Es war ein diesiger Tag in Indonesien. Eine fünf Monate andauernde Trockenheit hatte gefährliche Bedingungen hervorgerufen. Waldbrände breiteten sich auf der Insel Sulawesi im Osten aus, und die [...] Winde bliesen den Rauch in die Sunda-Straße, wo wir uns befanden. Weiter nördlich, in Sumatra, trugen die Menschen Tücher vor ihren Gesichtern. (Weniger als eine Woche später würde ich ich gen Süden nach Java fliegen, während ein Jet Richtung Norden abstürzen wird, wobei alle an Bord umkommen. Ich vermute, dass der Dunst zum Teil daran Schuld war.)

Während wir die Flanke des Vulkans hinaufstiegen, konnte ich durch den Dunst in der Ferne eine Insel erkennen. Diese Insel stellte die Reste von dem dar, was nach der Explosion von 1883 vom Krakatau übrig geblieben war. Die Insel, von der nun zwei Drittel fehlen, hatte sich über das Wasser bis dorthin erstreckt, wo wir uns nun befanden. Das 'Kind' des Krakatau, 'Anak Krakatau', wo wir standen, hatte sich 45 Jahre später über den Ozean erhoben. Zwei Drittel des ürsprünglichen Krakatau waren in die Luft geflogen. Ein Teil davon regnete auf das umliegende Land herab, ein anderer Teil blieb verteilt in der oberen Atmosphäre zurück, wo er während der folgenden Jahre die Sonnenuntergänge und das Wetter auf der ganzen Welt beeinflusste.

Wir bewegten uns auf einer schlüpfrigen, grauen, sandartigen Mischung aus Staub und Asche, die der Vulkan ausgestoßen hatte. Ab und zu hielten wir an, um die Lavabomben zu betrachten. Dabei handelte es sich um Felsen unterschiedlicher Größe, die aus dem Vulkankrater geschleudert worden waren. Bei ihrem Aufschlag schufen sie ihre eigenen, kleinen Krater. Die meisten waren klein genug, um sie aufzuheben. Jedenfalls hielten wir an, um uns ein Exemplar von der Größe eines kleinen Volkswagens anzusehen. Der Vulkan hatte es erst vor kurzem ausgespuckt.

Abb. 3 Diagramm des Krakatau am “Ellbogen” von Sumatra und Java. (nach Furneaux)

Ich begann mich etwas unwohl zu fühlen. Wir machten einige Fotos und ich bemerkte erneut die große Ausdehnung des Meeres, das uns von den Überresten des Krakatau trennte. Ich fragte mich, wie viel meine Begleiter über diesen Vulkan wussten. Ich erläuterte ihnen, wie er im Jahr 1883 explodiert war und hob hervor, bis wohin sich die Insel einmal erstreckt hatte.

Wir hielten an, um die weißen Schwefelablagerungen um einen der vielen Kamine herum zu untersuchen, die sich im Inneren des Kegels abgesetzt hatten. Ich machte einige Aufnahmen. Die unheimliche Stille, zusammen mit den rauchenden Schloten und den großen Lava-Bomben begann wahrscheinlich auf mich zu wirken. Ich sprach mich dafür aus umzukehren, bevor wir den Gipfel erreichten. Ohne große Diskussion erklärten sich die anderen einverstanden. Vielleicht fühlten auch sie sich unwohl.


Fortsetzung:

Die unterseeische Ebene - eine Bestätigung


Bildquellen

(1) Steve O'Meara, Volcano Watch International, nach: http://volcano.und.nodak.edu/vwdocs/volc_images/southeast_asia/indonesia/krakatau.html (nicht mehr online)

(2) http://www.ajb-hennings.de/vulkankrakatau.htm (nicht mehr online)

(3) Lauritzen, http://earth360.com/lost1.html#_edn3 (nicht mehr online)