Dr. Javier Cabrera

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Dr. Javier Cabrera mit einigen Exponaten seiner Sammlung von 'Ica-Steinen'

(red) Dr. med. Javier Cabrera Darquea (Abb. 1) (* 13. Mai 1924; † Dez. 2001) war ein peruanischer Mediziner und Privatgelehrter, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Sammler und Erforscher der ebenso rätelhaften wie umstrittenen 'Steine von Ica' weltweite Bekanntheit erlangte.

Als Sohn von Don Pedro Carlos Cabrera Martínez und Doña María Darquea de la Quintana im südperuanischen Ica, etwa 300 km südöstlich von Lima, zur Welt gekommen und ansässig, war Javier Cabrera der Sproß einer der prominenten Familien der Stadt, die 1563 von einem seiner Vorfahren, dem spanischen Edelmann Captain Don Geronimo Luis de Cabrera y Toledo gegründet wurde.

Nachdem Dr. Cabrera erfolgreich sein Medizin-Studium an der Nationalen Universität von San Marcos in Lima abgschlossen hatte, wurde er als Arzt für das peruanische Institut für Soziale Sicherheit tätig und übernahm die Position des Leiters der Abteilung für Präventivmedizin in Ica. Er war einer der Initiatoren und Begründer der Universidad Nacional San Luis Gonzaga de Ica und ihrer Medizinischen Fakultät, und erhielt 1988 die Ehrenbürgerschaft (“Favorite Son of Ica City”) seiner Vaterstadt. Zudem engagierte er sich auch im Bereich der Kultur als erster Direktor der Casa de la Cultura von Ica. Schießlich wagte er sich als Quereinsteiger auch auf das Gebiet der Bergbaus vor. Als Autodidakt und Mitbegründer eines großen Bergbauunternehmens in Ica erwarb er sich im Verlauf von etwa zehn Jahren bemerkenswerte Kenntnisse der Geologie, des Bergbaus und der Metallurgie.

Abb.2 Das Frontcover der aktuellen Ausgabe von Dr. Cabreras Werk El Mensaje de las Piedras de Ica

Diese Kenntnisse kamen Javier Cabrera auch bei seinem eigentlichen Lebenswerk zugute. Mehr als vierzig Jahre lang studierte er jene mysteriösen gravierten Steine, die in der wüstenhaften Umgebung von Ica zu finden sind, und im Format etwa zwischen der Größe einer Tomate und einem Durchmesser von über einem Meter und dreißig (mit einem Gewicht von mehr als 500 Kilogramm) variieren. Auf ihnen sind rätselhafte kultische Handlungen abgebildet, astronomische Motive, komplizierte medizinische Eingriffe, Exemplare uralter längst ausgestorbener Tierarten - u.a. Dinosaurier - (zum Teil in Interaktion mit Menschen), unerklärliche Landkarten, aber auch Darstellungen mit Motiven der berühmten Linienbilder auf der benachbarten Hochebene von Nazca. [1]

Mitte der 1960er Jahre hatte Cabrera von einem Freund Felix Llosa Romero ein Exemplar dieser Steine geschenkt bekommem - der Beginn einer unermüdlichen Sammlertätigkeit, in deren Verlauf er mehr als 11.000 derartige Objekte zusammentrug, die er in einem von ihm gegründeten Privatmuseum (heute:Museo cientifico Javier Cabrera) der Öffentlichkit zugänglich machte. 1976 veröffentlichte er seine bisherigen Ergebnisse und Annahmen in dem Buch "El Mensaje de las Piedras de Ica" (Die Botschaft der gravierten Steine von Ica) (Abb. 2), mit dem er sich in schulwissenschaftlich orientierten Kreisen wenig Freunde machte. Darin schlussfolgerte er, die Steine von Ica seien das Produkt einer vergessenen primhistorischen Menschheit - von ihm als glyptolithischer Mensch (gliptolithic man) bezeichnet - die vor Millionen von Jahren auf der Erde existiert habe.

Cabrera war der Meinung, dass diese von ihm vermuteten, intellektuell hochentwickelten Urzeit-Menschen außerirdischen Ursprungs gewesen und als spirituelle Wesen von den Plejaden (>Siebengestirn<) auf die Erde gekommen seien. Bei der Hochebene von Nazca habe es sich um einen Landeplatz dieser Aliens gehandelt, deren irdische 'Niederlassung' vor ca. 65 Millionen Jahren durch einen planetaren Kataklysmus vernichtet worden sei. [2]

Kein Wunder, dass Dr. Cabrera und seine exzentrische Interpretation der 'Steine von Ica' zunächst vor allem bei Anhängern der Prä-Astronautik - z.B. bei Robert Charroux [3] und dem NASA-Wissenschaftler Josef F. Blumrich [4] - auf Interesse stießen. Für viele von ihnen stand die Authentizität der Fundstücke außer Frage. So bemerkte etwa Blumrich 1974 nach einem Besuch in Ica: "Ich bin tief von dem beeindruckt, was ich hier gesehen habe, und ich bin glücklich, so viele direkte Beweise für das gefunden zu haben, was ich bereits zuvor zu empfinden und verstehen begonnen hatte. Für mich gibt es keinen Zweifel an der Authentizität dieser Steine." [5] Tatsächlich - und dies beklagte bereits Dr. Cabrera selber - existieren leider auch zahlreiche gefälschte Exemplare, was es 'orthodoxen' Historikern und Pseudoskeptikern erleichtert hat, den gesamten Fundkomplex als 'Hoax' darzustellen und nachhaltig zu diskreditieren.


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Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material

Fußnoten:

  1. Siehe für eine nach Motiven sortierte Auswahl von Abbildungen: Michael Palomino, "Ica, Steinemuseum mit gravierten Steinen, Index - Astronomen, Weise, Dinosaurier, Operationen etc." (abgerufen: 29. Jan. 2016)
  2. Quelle: Lars A. Fischinger, "Das Geheimnis der Steine von Ica", bei freenet.de (nicht mehr online)
  3. Siehe: Robert Charroux, "Das Rätsel der Anden", Econ-Verlag, 1978
  4. Anmerkung: Blumrich, der u.a. an der Entwicklung der Saturn V-Rakete und des Skylab beteiligt war, wurde vor allem durch seine prä-astronautische Rekonstruktion des so genannten "Hesekiel-Raumschiffs" bekannt.
  5. Quelle: Josef F. Blumrich, 29. April 1974; zit nach: Kathy Doore, "The Legacy of Dr. Javier Cabrera Darquea - Curator of the Engraved Stones of Ica", bei Labyrinthina.com (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)