Egerton Sykes´ postatlantische Inselwelt
"Immer beschäftigten mich zwei Fragen: Warum verschwand Atlantis, und gibt es irgendein Verbindungsglied zwischen DAMALS und JETZT?" (Egerton Sykes)
(bb) Der britische Forscher Egerton Sykes (Abb. 1) war überzeugter Anhänger der Atlantik-Theorie und ging davon aus, dass Atlantis ein S-förmiger 'Kleinkontinent' gewesen sei, der parallel zur afrikanischen Küste verlief. Vor 11 500 Jahren sei es in Folge des Carolina-Impakts und weiterer Einschläge untergegangen. Insofern wäre Sykes´ Erwähnung bei Atlantisforschung.de eigentlich eher in der Rubrik KLEINKONTINENT zu erwarten. Es gibt jedoch durchaus einen triftigen Grund, sie hier zu positionieren: seine Betrachtungen der postatlantischen Inselwelt im Ozean zwischen Europa, Afrika und Amerika.
Das Besondere an den Ergebnissen seiner langjährigen Forschungsarbeit liegt u.a. in dem Umstand begründet, dass er sich auf die Untersuchung ganz konkreter Überlieferungen 'postatlantischer' Kulturen, vor allem der irischen Tuatha De Dannan, berief. Die sollen angeblich viele Aufzeichnungen hinterlassen haben, "in denen nicht nur die Namen von vier Städten von Atlantis genannt werden - vier von sieben, von denen die Tradition berichtet."
Sykes hat nach eigenen Angaben, so Martin Ebon in "Atlantis - Neue Beweise", über Aufzeichnungen "von den Schätzen der verschiedenen Tempel plus etliche Details, was mit ihnen geschah" verfügt. Er will zudem die Namen des atlantischen Götter-Pantheons gekannt haben, das eine enge Verwandtschaft mit dem ägyptischen aufweise. Von überlebenden AtlanterInnen sollen übrigens die Hochkulturen der Assyrer, Tuatha und Amazonen begründet worden sein. Doch beginnen wir mit Sykes Annahmen bezüglich der großen Katastrophe, die den Untergang der atlantischen Hochkultur heraufbeschwor. (Vergl. dazu auch: Atlantis - Die Theorie vom Meteoriten-Impakt von Egerton Sykes)
Etwa 9500 v. Chr. war es, als ">Atlantis unter die Wellen sank, und um diese Zeit war es auch, daß die Verbindungsglieder zwischen der Kultur von Atlantis und unserer heutigen geschmiedet wurden. [...] Die Ursache der Zerstörung waren ausgedehnte Meteoreinschläge in der Region der Karibik und der Küste von Carolina, wo es zahlreiche große und kleine Meteor-krater gibt, die auf den ungeheuren Umfang dieses Unglücks hinweisen. [...]
Eine Reihe von Meteoriten zwischen einem Durchmesser von einer halben Meile und bis zu ein paar Yards fiel nahezu gleichzeitig, und die so vereinten Schockwellen ließen den gesamten Delphinrücken absinken , bis nur noch einige höhere Gipfel aus dem Wasser ragten.< Das sind die Azoren und die [...] Insel Ascension. Nach Sykes sind Madeira, die Kanarischen und die Kapverdischen Inseln wie auch Bimini vor der Küste Floridas ebenso erhalten geblieben, obwohl sie nicht direkt mit der Insel Atlantis in Verbindung standen."
Was kam nach Atlantis?
">Der Verlust an Menschenleben war enorm<, fährt Sykes fort, >doch gewisse kleine Gruppen konnten fliehen, dank ihrer Profession und ihrer Situation.< Diese privilegierten Vertriebenen gehörten drei Hauptkategorien an: Die Priesterinnen von Atlantis wurden zu den Amazonen, die Tempelfunktionäre kamen als die Tuatha nach Irland, und die militärischen Posten, wurden nach Sykes, die Assyrer. [1]
Besieht man sich die im Atlantik und in der Karibik verstreuten Inseln, so lassen sich, wie Sykes meint, noch zahlreiche Spuren der Atlanter und ihnen nachfolgender Zivilisationen erkennen. >Jetzt, nach Jahrtausenden, haben einige der Schätze überlebt, einige davon absichtlich so angelegt, andere durch Zufall.< Und so war es möglich, >vier der sieben Städte von Atlantis mit ihren Tempeln und noch eine weitere Stadt mit Tempel< lagemäßig zu bestimmen."
Woher hat Sykes diese - märchenhaft anmutenden - Informationen, von denen bei Platon nichts zu finden ist? Aus welchen Quellen schöpft er sein Wissen? Bei Ebon heißt es dazu: "Über einen Zeitraum von mehr als fünfundzwanzig Jahren, wurden, wie Sykes erklärt, >Listen mit heiligen Schätzen der Tuatha, der Kelten und der Assyrer aufgestellt, und aus ihnen konnte man den Ursprung aus Atlantis ableiten. Die Namen der Städte sind jene, die von den Tuatha und anderen genannt worden waren, doch in der Zeit, da Atlantis noch bestand, mögen ihre Namen ganz anders gelautet haben<."
"In irgendeiner Form, erklärt Sykes ganz entschieden, seien diese Städte seit den Tagen von Atlantis bis in die heutige Zeit ständig bewohnt gewesen. Sieben Städte sollen existiert haben, drei von ihnen sind untergegangen und erwarten eine geschickte Tiefseeforschung. Eine Stadt nennt er Falias, und sie liegt an der Mitte eines Komplexes aus zwei Inseln der Azorengruppe, San Miguel und Santa Maria. Aus Tuathaquellen zitiert er, Falias sei als Stadt der Goldenen Tore gewesen sein, aber für >die Atlanter mag der Name etwas mit Poseidon zu tun gehabt haben und mit dessen Tempel, dessen Zugang die Goldenen Tore waren. Die Reste davon liegen ein paar Meilen südöstlich.<" [...]
">Ein ägyptischer Tempel stand im Westen von Santa Maria neben einem Dorf oder einer Stadt namens Miau Miau, nach dem Tempel der Bast, der Katzengöttin, so benannt, deren Tempel dort stand. Der 'Stein des Todes, gekrönt mit blassem Feuer' wurde dort aufbewahrt, nachdem er aus dem Tempel der Goldenen Tore gerettet worden war. Wahrscheinlich ist dieser Stein das wichtigste Relikt aus der Zeit von Atlantis, das in unsere Zeit hinübergerettet wurde; ursprünglich mag es ein Meteorit gewesen sein, der dann als Thron von Britannien endete.<"
Nach Sykes Aussagen haben den Zusammenbruch des ursprünglichen Atlantis "nur solche Bewohner Falias überlebt, die den Tempel besucht oder - ein zweites außerordentliches Gebäude - das Nonnenkloster oder Kolleg von San Miguel. Nur die Amazonenpriesterinnen, schreibt er, hätten dort wohnen bleiben können. Sie seien wohl für einige Zeit abgeschnitten gewesen, konnten später jedoch den Kontakt mit anderen Gruppen von Überlebenden und Zentren der Zivilisation von Atlantis aufnehmen. Nebenbei bemerkt Egerton Sykes, dieser Tempel habe als Spezialität so etwas wie eine Musikschule gehabt, in der auch Singen gelehrt wurde, und die Calypso-Musik sei dort erfunden und nach einer frühen Hohepriesterin benannt worden." [...]
"Es wird erzählt, Räuber hätten die isolierten atlantischen Städte überfallen, und zu den erfolgreichsten Räubern hätten die Brüder Tuirenn gehört, die aus dem heutigen Irland gekommen sein und alle vier Städte besucht hätten. Aus Falias brachten sie den Stein des Todes mit, der zum `Stein des Schicksals´ wurde. [...] Ein anderer Besucher oder Plünderer war Pepi I. von Ägypten, der - wie Sykes glaubt - etwa um 2800 v. Chr. Suchgruppen zu den Atlantischen Inseln sandte. Um diese Zeit war der örtliche Tempel nicht mehr dem Poseidon, sondern der Katzengöttin geweiht. Sykes zitiert einen Historiker namens Thevet, der San Miguel 1675 besuchte und eine Höhle an der Nordseite der Insel beschrieb, >in der zwei steinerne Stelen waren, Säulen von vertikalen Steinplatten, die Inschriften trugen, die wir für hebräische hielten.< Die Höhle mußte dann verschlossen werden, weil verschiedene Besucher an Dämpfen starben, die von den danebenliegenden vulkanischen Kratern und Thermalquellen aufstiegen."
"Nach diesen Berichten gelang es der Amazonen-Schwesternschaft nicht nur, sich an die Inseln vor der Küste zu klammern - man darf annehmen, daß es sich hierbei um die Inseln vor der Nordküste Afrikas handelt - , sondern auch in ihren Tempeln zu bleiben und die Küstenlinie von Thymaterium-Mogador im Norden bis Kerne im Süden, gegenüber den Kapverdischen Inseln zu beherrschen. Dann umfaßt Sykes einen weiten historischen und geographischen Bereich, wenn er anfügt: >Im Inland kamen sie in östlicher Richtung bis nach Nysa, der Stadt aus Messing im Hoggar, während sie im Mittelmeerraum eine Inselfestung unterhielten, die Kakhale oder Pferdekopf hieß. Später wurde daraus Karthago.
Im Hintergrund hielt sich immer das Wissen der gesamten klassischen Welt, daß die Tempelstädte von Gorias und Finias, von Falias und Murias ganz zu schweigen, Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert enthielten. Eine dieser Kostbarkeiten war das Diadem oder der Staatsgürtel der Amazonenkönigin, der in Gorias aufbewahrt, später aber aus Sicherheitsgründen vor einem Angriff der Herakliben [Herakliden?; bb] verlagert wurde. Ihn gab es bis 1942, und es sind sogar Fotos davon gemacht worden.<"
"Den Tempel von Gorias identifiziert Sykes auf Madeira bei Gran Curral neben den Orangenwäldern, wo die goldenen Äpfel der Sonne wuchsen. Es werden Angriffe auf die verschiedenen Städte oder Stadtstaaten mit unterschiedlichem Erfolg berichtet. In einem Bericht heißt es: >Die einzigen Völker, die sich einen Brückenkopf in Gorias oder Finias sichern konnten, waren die Ägypter und Karthager, de sie abwechslungsweise über lange Zeiten in Besitz hatten. Es gab zahlreiche Tempel der Bast und der Isis, Tantith und Selene. Nach dem Fall von Karthago ließen ihnen die Römer Ruhe.<" Das gewaltsame Ende der postatlantischen Inselkultur, von der Sykes spricht, soll erst in historischen Zeiten, im Jahr 1111 n. Chr., gekommen sein ">als Moslemhorden einfielen und die Bevölkerung töteten und versklavten und nur kahle Wüsten zurückließen<"
Bei seiner Beschreibung der Stadt Finias erwähnt Sykes eines der "Wunder der Atlantischen Welt", den so genannten "Wagen der Götter". Bei diesem kostbaren Gefährt, das im Tempel der Stadt gestanden haben soll, handelte es sich um "eine Wiedergabe in voller Größe des Wagens des Poseidon, vollständig mit Pferden und Fahrern, und das alles aus solidem Gold. >Zu zeremoniellen Gelegenheiten<, so berichtet Sykes, >wurde er herausgeholt und paradierte durch die Straßen.< Hanno und Alexander der Große kannten ihn. Finias sei ein Zentrum der Metallarbeit gewesen. Pferde und Hunde seien von den Bewohnern der Insel gezüchtet worden, und die Stadt habe >viele Arten häuslicher Gegenstände< geliefert. Mr. Sykes meint, der Goldene Wagen der Götter könne vielleicht irgendwo im Meer zwischen Lanzarote und Teneriffa liegen."
Auch Bimini gehört zu den Schauplätzen der Sykes´schen Atlantida: "Egerton Sykes kam zu dem Schluß, daß diese Stelle, besonders der Stadtmittelpunkt mit dem Tempel des Muria, eine lange atlantische Tradition hat. Der Tempel, meint er, könnte könnte die Fluten, in denen Atlantis unterging, deshalb überstanden haben, weil er auf einem Hügel stand, während die Stadt Murias in einem Tal lag, das nun zwischen Bimini und einer der Inseln der Bahamagruppe vom Wasser bedeckt ist. Die ganze Region, einschließlich der relativ großen Insel Andros, sei ein Komplex des Tempels Bimini gewesen, mit Kliniken, Schulen, Wohnhäusern für das Personal und Kasernen für die Truppen. Sykes schreibt: >Der Bimini-Tempel hatte Fenster aus Kristall, das weniger transparent, sondern eher durchscheinend war< , denn Plattenglas gab es damals noch nicht. Der berühmte, in dieser Gegend gefundene Kristallschädel sei aus einem einzigen Bergkristallbrocken geschnitten und ein erlesenes Beispiel für die hohe Kunstfertigkeit seiner Zeit". [...]
"Sykes schließt [...], daß der Tempel von Bimini vor dem Beginn unserer Ära versank, nachdem er bis dahin von der einen oder anderen Sekte benutzt worden war. Er meint, das Absinken des kontinentalen Schelfs sei vielleicht ein langsam verlaufender Prozeß, der später die Benutzung des Gebäudes verbot. Wie die übrigen Tempel auf Atlantis, so habe auch der auf Bimini viele Funktionen gehabt: Er sei Regierungssitz gewesen, habe ein Krankenhaus, ein Heim für in Not geratene Durchreisende und einen Hafen mit Reparaturmöglichkeiten gehabt."
Anmerkungen und Quellen
Quelle: Martin Ebon, "Atlantis - Neue Beweise", Heyne 1978, Kapitel 7: Was traf Atlantis?
Bild-Quellen
(1) http://www.edgarcayce.org/am/sykes.html (nicht mehr online)
(2) http://www.violations.dabsol.co.uk/search/searchpart1.htm (nicht mehr online)
(3) http://visibleearth.nasa.gov/data/ev84/ev8429_S2001148132454.L1A_HMAS.Madeira.Canary.IslandWakes.png (nicht mehr online)
(4) http://www.anthro.mankato.msus.edu/prehistory/aegean/amazons/amazonmyths.html (nicht mehr online)
(5) Unbekannte Bildquelle. Die Redaktion bittet um sachdienliche Hinweise!