Elena Maria Whishaw

Forscherinnen- und Autorinnen-Portrait

Abb. 1 Elena Maria Whishaw auf einem 1944 posthum publizierten Foto, das vermutlich aus der Zeit nach ihrer Übersiedlung im Jahr 1914 nach Niebla stammt.

(red) Elena Maria (Ellen Mary) Abdy Whishaw (Abb. 1) (geb. Williams [1]; * 1857 in Dawlish, Devon, Südengland; ✝ 1937 oder 1940 [2] in Niebla, Huelva, Spanien) war eine britisch-spanische Journalistin, Autorin und Selfmade-Archäologin, die vor allem durch ihre Ausgrabungen in Südspanien und ihre Suche nach den von ihr vermuteten Spuren der sagenhaften Atlantier in Andalusien in Erinnerung geblieben ist.

In ihrer englischen Heimat arbeteite Ellen Mary zunächst als Journalistin und verfasste ab 1884 insgsamt vier Romane, beginnnd mit 'Two Ifs: A Novel'. Im Jahr 1885 heiratete sie den Erziehungs-Reformer, Archäologen und Buchautor Bernhard Whishaw (1857–1914). Eine Zeit lang (1885–1888?) gab sie das von ihr gegründete literarische Periodikum 'Time' heraus. 1886 erschien ihr letzter, in drei Bänden veröffentlichter Roman 'The World Below', dem es, wie de Autorin selber im Vorwort bemerkte, aufgrund einer längeren Krankheit am nötigen 'Feinschliff' mangelt.

Abb. 2 Hier das Titelblatt eines Exemplars der Original-Ausgabe von Atlantis in Andalucia (1928) aus dem Bestand der Universitäts-Bibliothek in Huelva (Foto: BUH)

Um 1900 reisten E.M. Whishaw und ihr Gatte zu einem längeren Aufenthalt nach Sevilla. [3] Schon zuvor hatten die Eheleute ein intensives Interesse am Studium spanischer bzw. andalusischer Kultur, Geschichte und Archäologie entwickelt. [4] Vermutlich während besagter Reise oder nach der Rückkehr des Paares nach England gründete es die Escuela Anglo-Hispano-Americana de Arqueología de Niebla (Anglo-Hispano-amerikanische Schule der Archäologie von Niebla), die - unterstützt von einigen Adligen und Wissenschaftlern - mit der archäologischen Erforschung von Geschichte und Prähistorie der Stadt Niebla begann. [5] Zudem gelangten Ellen und Bernhard Whishaw gemeinsam zu der Ansicht, die Überreste der biblischen Stadt Tarschisch seien im Gebiet des modernen Sevilla zu finden. [6]

Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1914 übersiedelte Elena Maria dauerhaft nach Niebla, wo sie die Leitung der Archäologischen Schule übernahm und am Aufbau eines dortigen Museums beteiligt war. Zudem begann sie mit eigenen archäologischen Projekten, die - was bei heutigen, häufig überspezialisierten Archäologen bisweilen auf Unverständnis stößt - sowohl prähistorische als auch antike und mittelalterliche Stätten Andalusiens umfassten. Ergebnisse ihrer langjährigen prähistorischen sowie atlantologischen Studien publizierte sie 1928 in ihrem Werk 'Atlantis in Andalucia (Abb. 2) [7], das 1997 mit dem Titel "Atlantis in Spain" neu aufgelegt wurde. [8] Beide Titel sind irreführend. Tatsächlich war E.M. Whishaw keineswegs eine Verfechterin der Annahme eines 'Atlantis in Iberien', sondern sie vermutete Platons versunkenes Inselreich im Atlantik, ging aber davon aus, dass Andalusien schon früh von atlantischen Kolonisten besiedelt wurde. Deren Hinterlassenschaften wollte sie mit archäologischen Mitteln aufspüren. Ein weiteres von ihr verfasstes Buch zur Historie und Vorgeschichte der Stadt Niebla und der sie umgebenden Region am Río Tinto erschien 1930. [9]

Der großen Leidenschaft für die Erforschung der Vergangenheit ihrer andalusischen Wahlheimat blieb Elena Maria Whishaw bis ins hohe Alter treu. Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs im Juli 1936 markierte auch das Ende von E.M. Whishaws Engagement als Archäologin, brachte aber die nun ca. achtzig Jahre alte Dame dazu, noch einmal journalistisch tätig zu werden, indem sie mehrere Artikel über den Konflikt für die spanische und britische Presse schrieb. Nach ihrem Tod gerieten sie und ihr Werk gerade in Niebla keineswegs in Vergessenheit. So wurde z.B. in der 'Burg von Niebla', an deren Erhaltung sie einigen Anteil hatte, ihr zu Ehren ein spezieller Raum eingerichtet.


Siehe zu E.M. Whishaw bei Atlantisforschung.de auch:



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Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendetes Material:

(Alle Links abgerufen am 30. März 2017)

Fußnoten:

  1. Anmerkung: In verschiedenen Quellen wird sie auch unter dem Namen Elena Mary/Maria Williams y Windsor erwähnt. Siehe dazu z.B.: Juan María Acosta Ferrero, "Elena Whishaw y Niebla: la dama de las piedras", Universidad de Huelva. Departamento de Historia, 2006. Bisweilen auch als Zuatz zum Namen: viuda de Whishaw (verwitwete Whishaw)
  2. Anmerkung: Stelios Grant Pavlou gibt in seiner atlantipedia.com 1937 als E.M. Whishaws Sterbejahr an, wobei er sich auf einen Eintrag in Dr. Troy J. Bassetts "At the Circulating Library - A Database of Victorian Fiction, 1837 - 1901 (siehe hier) bezieht. Bassett gibt dort seinerseits als Quellen an: British Census (1891, 1901); pers inf (Colin Wallace); J. Whishaw, A History of the Whishaw Family (Methuen, 1935). Abweichend davon nennt Tony O’Connell auf Atlantipedia.ie 1840 als ihr Todesjahr. Möglicherweise nimmt er dabei Bezug auf den biografischen Artikel "Whishaw, Elena M. (de soltera Ellen Mary Willians y Windsor)", erschienen auf BIOGRAFÍAS de MUJERES ANDALUZAS. Dort wird zwar im Subtitel des Beitrags ebenfalls 1937 genannt, aber im Haupttext heißt es (übersetzt) unter "Elena M. Whishaw en Niebla": "Geht man von der Dokumentation des Stadtarchivs von Niebla aus, dauerte ihr Aufenthalt in Niebla bis 1940". Wir tendieren dazu, die Angabe 1937 für korrekt zu halten, die auch bei dem spanischen Historiker Juan María Acosta Ferrero (2006; siehe Fn. 1) zu finden ist.
  3. Siehe: Mrs. Bernhard Whishaw, "My Spanish Year", London (Mills & Boon), 1944 (Neuauflage 2012)
  4. Siehe: Bernhard und Ellen M. Whishaw, "Arabic Spain, sidelights on her history and art", London (Darf Publishers), 1986
  5. Näheres dazu in: Ellen Mary Whishaw "Niebla. La Escuela Anglo-Hispano-Americana de Arqueología. Memoria con guía de los lugares colombinos", Sevilla, 1927 (Das Buch liegt uns leider noch nicht vor; d. Red.)
  6. Siehe: Bernhard Whishaw und Ellen M. Whishaw, "Illustrated descriptive account of the Museum of Andalucian pottery and lace, antique and modern: together with notes on pre-Roman Seville and the lost city of Tharsis", London (Elder & co.), 1913 (Reprint 2010)
  7. Siehe: Ellen Mary Whishaw, "Atlantis in Andalucia: a study of folk memory", Plymouth (Rider & Co., Paternoster House), 1928
  8. Siehe: E.M. Whishaw, "Atlantis in Spain", Kempton, Illinois (Adventures Unlimited Press), 1997 (Reprint von: 'Atlantis in Andalucia', 1928)
  9. Siehe: E. Whishaw, "Historia y Prehistoria de Niebla y Riotinto", Sevilla, 1930

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Atlantisforschung.de; nach: Mrs. Bernhard Whishaw, "My Spanish Year", London (Mills & Boon), 1944 (online bei Archive.org)
2) Universidad de Huelva, Biblioteca Universitaria, unter: Patrimonio Arqueológico en Huelva: Selección temática de la BUH