Hellanikos von Lesbos

Abb. 1 Papyrusfragment P. Oxy. 1084 der Atlantias des Hellanikos - oder womöglich auch eines ihr zugrunde liegenden, noch älteren Epos.

(red) Hellanikos von Lesbos (altgr.: Ἑλλάνικος, latinisiert: Hellanicus) auch bekannt geworden als Hellanikos von Mytilene - war ein griechischer Geschichtsschreiber, der um 490/480 v.d.Z., vermutl. in Mytilene, geboren wurde, und um 400 v.d.Z. in Perperene in Mysien gestorben ist.

Hellanikus "gilt", wie es bei Wikipedia heißt, "als erster Vielschreiber der griechischen Literatur; von seinen zahlreichen Werken (vermutlich mehr als zwanzig) sind aber nur Fragmente erhalten. Er sammelte die griechischen Sagengeschichten und ordnete sie nach Geschlechtern und Landschaften. Daneben schrieb er landeskundliche Werke (u. a. über Ägypten, Persien [Persika] und einzelne griechische Landschaften) und chronologische Listen (vor allem der Herapriesterinnen von Argos). Seine Atthis (>Attische Geschichte<) ist wie seine anderen Lokalgeschichten nicht überliefert, aber von Thukydides erwähnt.

Sie beschrieb die Zeit von den Anfängen Athens bis zum Peloponnesischen Krieg in chronologischer Methode, die im Vergleich zu seinen Vorgängern als besonderer Fortschritt galt. Mit der Atthis setzte eine Tradition von attischen Lokalhistorikern, den Atthidographen, ein. Hellanikos stützte sich nicht auf eigene Beobachtungen und Nachforschungen, sondern auf die Aussagen anderer Leute, die er kritiklos übernahm. Thukydides und seine Nachfolger kritisierten den Stil und die Ungenauigkeiten des Hellanikos. Sein Werk, insbesondere seine chronologischen Zusammenstellungen, leiteten aber zur eigentlichen Geschichtsschreibung über." [1]

Aus atlantologischer Sicht bedeutsam ist, dass Hellanikos auch ein (zum größten Teil verloren gegangenes [2]) Werk mit dem Titel Atlantis (auch: Atlantias) verfasst hat, wobei dieser Titel eine Tochter des Titanen Atlas meint. Teile dieses Textes basieren möglicherweise auf einem epischen Gedicht, welches Carl Robert Atlantis genannt hat. [3] Bei einem der so genannten Oxyrhynchus Papyri (11, 1359) könnte es sich um ein Fragment daraus handeln. [4]

Tony O’Connell bemerkt zu der Atlantias und ihrem möglichen Urtext in Atlantipedia.ie: "Es ist recht wahrscheinlich, dass diese bis zu 100 Jahren vor Platons Bericht verfasst wurde, was nahe legen würde, dass dessen Geschichte nicht die originäre Erfindung sein könnte, für die sie von vielen gehalten wird. T. Gantz [5] weist insbesondere auf eine Zeile hin, die besonders bemerkenswert sei: >Poseidon ging mit Celaeno eine Verbindung ein, und ihr Sohn Lycus wurde von seinem Vater auf den Inseln der Seligen angesiedelt und unsterblich gemacht.<

Andrew Collins [6] verwirft diese Bezugnahme auf Hellanicus als irrelevant, wohingegen Rodney Castleden [7] dahin tendiert, einige Ähnlichkeiten mit Platons Erzählung aufzuzeigen und zudem annimmt, dass ein noch älterer Hinweis in einem Fragment aus den Oxyrhynchus Papyri Hellanicus inspiriert haben könnte. Oxyrhynchos war eine hauptsächlich griechischsprachige Stadt im Alten Ägypten, aus deren Müllhalde die erwähnten Papyri stammen. Peter Parsons hat jüngst ein Buch [8] über diese Stadt geschrieben." [9] Auch John V. Luce, der es für wahrscheinlich hielt, dass eine ägyptische Überlieferung über die Kultur der kretischen Minoer Eingang in die platonische Atlantida gefunden habe, sah in der Atlantias des Hellanikos ein Vorbild für Platons Atlantis. [10]



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Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

Einzelnachweise:

  1. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Hellanikos von Lesbos (Stand: 17.09.2010)
  2. Anmerkung: Drei kurze Fragmente jenes Werkes sind von Robert Louis Fowler zusammengefügt worden. In: Early Greek Mythography, Oxford: Oxford University Press, 2000, S. 161-162. (Quelle: Wikipedia, "Hellanicus of Mytilene". Stand: 17.09.2010)
  3. Anmerkung: "Der folgende Papyrus, 1359, welchen Grenfell und Hunt als ebenfalls dem Katalog zugehörig identifizieren, wird von C. Robert als Teil eines separaten Epos betrachtet, welches er 'Atlantis' nennt." Bell, H. Idris "Bibliography: Graeco-Roman Egypt A. Papyri (1915-1919)", The Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 6, No. 2 (Apr., 1920), S. 119-146. (Quelle: Wikipedia, "Hellanicus of Mytilene". Stand: 17.09.2010. Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Siehe dazu: Carl Robert (1917): "Eine epische Atlantias", Hermes, Vol. 52, No. 3 (Jul., 1917), S. 477-79
  5. Siehe: Timothy Gantz, "Early Greek myth: a guide to literary and artistic sources" (John Hopkins University Press, Baltimore, 1993)
  6. Siehe: Andrew Collins, "Gateway to Atlantis: The Search for the Source of a Lost Civilization", (Headline, London 2000)
  7. Siehe: Rodney Castleden, "Atlantis Destroyed" (Routledge, London, 1998)
  8. Siehe: Peter Parsons, "The City of the Sharp-Nosed Fish: Everyday Life in the Nile Valle", London (Weidenfeld) 2007
  9. Quelle: Tony O’Connell in Atlantipedia.ie, unter: Hellanicus of Lesbos (Stand: 17.09.2010; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  10. Siehe: John Victor Juce, "Atlantis. Legende und Wirklichkeit", Bergisch Gladbach, 1987

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