Henry Davis

Kurzportrait

Abb. 1 Das Cover von The Critias Atlanticus (vergriffen)

(bb) Reverend Henry Davis (*?-†?) war ein britischer Geistlicher und Akademiker (Master of Arts, vermutlich in Klassischer Philologie), des 19. Jahrhunderts, der offenkundig in enger Beziehung zum King's College London stand. [1] Gemeinsam mit Henry Cary (1804-1870) und George Burges (1786-1864) veröffentlichte Davis eine sechsbändige Übersetzung aller Werke Platons ins Englische. Für den 1849 erschienenen zweiten Band [2] dieser Reihe, der die Dialoge Politeia, Timaios und Kritias umfasst, zeichnete er verantwortlich. [3] Seine darin enthaltene Übersetzung des Kritias wurde vor wenigen Jahren - neben jenen von - Thomas Taylor, Benjamin Jowett, W.R.M. Lamb, Robert Gregg Bury und Lewis Spence in die Anthologie The Critias Atlanticus [4] (Abb. 1) aufgenommen.

Dass die Kritias-Übersetzungen von Davis und Taylor dort zusammen wiederveröffentlicht wurden, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, wenn man folgendes Bonmot zur Kenntnis nimmt, das der Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell über den frommen Altphilologen zum Besten gibt: "Der Reverend-Gentleman zeigte wenig christliche Nächstenliebe, als er in der Einleitung die Übersetzung von Thomas Taylor als >ungeschliffen, obskur, unenglisch und oft äußerst falsch< beschrieb." [5] Davis’ Werk aus dem Jahr 1849 kann man übrigens in digitalisierter Form online frei abrufen [6], während The Critias Atlanticus vergriffen und praktisch nicht mehr aufzutreiben ist.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Im Jahr 1844 erschien Henry Davis’ Abhandlung "Progressive exercises for advanced students in Latin composition", auf deren Titelblatt sich die Bemerkung "FOR THE USE OF KING'S COLLEGE" (für die Nutzung des King's College) findet.
  2. Siehe: Henry Davis, "THE WORKS OF PLATO - A NEW AND LITERAL VERSION, Chiefly From The Text of Stallbaum, Vol. 2 (CONTAINING THE REPUBLIC, TIMAEUS AND CRITIAS)", London (Henry M. Bohn), MDCCCXLIX (1849)
  3. Anmerkung: Was übrigens die Frage nach Davis’ Ansichten zum Atlantis-Problem betrrifft, handelte es sich bei ihm offenkundig um einen Anhänger der damals in Fachkreisen 'trendig' gewordenen Atlantis-Skepsis. So bemerkte er in einer Fußnote zu seiner Timaios-Übersetzung: "Die ganze Geschichte über die Atlantikinseln, welche die Kritiker so sehr unter die Lupe genommen haben, ist so unwahrscheinlich und im Widerspruch zu den geographischen Kenntnissen der Griechen, selbst zu Platos Zeiten, stehend, dass sie nur als bloßer Mythos angesehen werden kann. Siehe Martins vortreffliche Ausführungen, Études sur le Timée ." (Henry Davis, 1849, S. 329; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de) - Anmerkung: Bemerkenswert erscheint dem Verfasser (bb) die Tatsache, dass Davis’ hier geäußerte Ansicht in deutlichem Widerspruch zu jener von Johann Gottfried Stallbaum (1793-1861) steht, auf dessen Arbeit seine Übersetzung weitgehend beruht.
  4. Siehe: Plato (diverse Übersetzer), "The Critias Atlanticus", TGS Publishing (keine Informationen zum Jahrgang vorhanden)
  5. Quelle: Tony O’Connell, "Davis, Henry", 06. September 2013, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 19. Januar 2020; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  6. Anmerkung: Die Seiten 408-414 scheinen in dieser Version bei Google Books allerdings zu fehlen, was ärgerlich ist, weil sich in besagtem Bereich Henry Davis’ "Introduction to the Critias" befindet.

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