Mais im alten Indien

von William R. Corliss (1988)

Abb. 1 Maiskolben an altindischen Tempel-Skulpturen belegen, dass es schon im 12. und 13. Jahrhundert Kontakte zwischen Menschen des indischen Subkoninents und Bewohnern Amerikas gegeben haben muss. (Fotos: Shakti M. Gupta)

Der herkömmlichen Meinung nach stehen zwei Dinge fest: 1.) Mais entstand in der Neuen Welt. 2.) In der langen Zeit zwischen der (hypothetischen) Überquerung der Bering-Landbrücke vor dem Abflauen der (hypothetischen) Eiszeit und den (hypothetischen) Einfällen der Wikinger in nordamerikanische Gewässer gab es keine kulturellen, Mais übertragenden Kontakte zwischen der Neuen und der Alten Welt.

Doch C.L. Johannessen ist sich sicher, dass die alten Inder [...] mindestens schon im zwölften Jahrhundert v. Chr. Maiskolben genossen haben. Er schreibt: "Göttinnen und Götter auf bildhauerisch bearbeiteten Specksteinfriesen in Hoysala-Tempeln aus dem zwölften und dreizehnten Jahrhundert v.Chr., nahe Mysore, Indien, halten in ihren Händen Darstellungen von Mais-Ähren. Es gibt mehr als 63 dieser großen Ähren bei Somnanthpur, und Mais ist auch in drei anderen Tempeln vertreten, die ich besucht habe.

In der Hoysala-Tradition müssen die Gläubigen in ihren religiösen Riten Mais als goldfarbenes und mit vielen Samen versehenes Fruchtbarkeitssymbol verwendet haben. Dass die Ähren dem Mais nachempfunden sind, zeigen das Verhältnis von Ährenlänge zu Durchmesser, die Ährengrößen im Verhältnis zu Teilen der menschlichen Figuren und die große Variation der anatomischen Details in den Schnitzereien, die alle zum Mais gehören: die Ähren haben entweder parallele, stark verjüngte oder gewölbte Seiten, ihre Kuppen sind spitz, und ihre Achsen können gerade oder verzogen sein, je nachdem wie hoch die Feuchtigkeit zum Zeitpunkt des Pflückens ist, und der Art entsprechend, wie der Mais trocknet ... Keine andere Pflanze oder kein anderes Objekt hat die große Komplexität und Vielfalt von hochgradig verschiedenem [orig.: "segregated"; d.Ü.] Mais, der als Modell für die Skulpturen dienen konnte. Keine andere Frucht hat die gleiche Anzahl und Form dicht gepackter Körner, die in parallelen Reihen in den Skulpturen angeordnet sind." [1]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (1926-2011) erschien erstmals unter dem Titel "Maize In Ancient India" bei Science Frontiers, No. 58: Juli - August 1988; Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im September 2018 nach der Version des Artikels bei Science Frontiers ONLINE

Fußnote:

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