Kretominoische Atlantis-Hypothesen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Minoische Welt.jpg|thumb|left|550px|'''Abb. 1''' Eine Karte mit Darstellung der konventionellen Ansicht zum Einflussgebiet der Kretominoer in der Ägäis]]
  
 
Die '''Minoer-Hypothese''' sieht einen Ursprung von [[Plato]]s [[Atlantis]] im östlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]] vor, mit Zentrum auf den Inseln [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] und/oder [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]]. '''(Abb. 1)''' Der Begriff ‘[http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer Minoer]’ - nach dem mythischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Minos König Minos] - wurde geprägt von dem berühmten Archäologen [http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Evans Sir Arthur Evans]. Es wird angenommen <ref>Siehe: '''W. Sheppard Baird''', "[http://www.minoanatlantis.com/ minoanatlantis.com]", 02.02.2008 (abgerufen: 01.12.2012)</ref>, dass der Einflussbereich der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer Minoer] sich bereits um 3000 [[v.d.Z.]] bis zur [[Iberien|Iberischen Halbinsel]] erstreckt habe, und sich in den Spuren dessen widerspiegelt, was heute als [http://de.wikipedia.org/wiki/Los_Millares Kultur von Los Millares] bekannt ist. <ref>Red. Anmerkung: Siehe zu dieser bei ''Atlantisforschung.de'' auch: "[[Los Millares - eine atlantische Metropole im Land des Gadeiros]]" ('''H. Tributsch''')</ref>
 
Die '''Minoer-Hypothese''' sieht einen Ursprung von [[Plato]]s [[Atlantis]] im östlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]] vor, mit Zentrum auf den Inseln [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] und/oder [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]]. '''(Abb. 1)''' Der Begriff ‘[http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer Minoer]’ - nach dem mythischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Minos König Minos] - wurde geprägt von dem berühmten Archäologen [http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Evans Sir Arthur Evans]. Es wird angenommen <ref>Siehe: '''W. Sheppard Baird''', "[http://www.minoanatlantis.com/ minoanatlantis.com]", 02.02.2008 (abgerufen: 01.12.2012)</ref>, dass der Einflussbereich der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer Minoer] sich bereits um 3000 [[v.d.Z.]] bis zur [[Iberien|Iberischen Halbinsel]] erstreckt habe, und sich in den Spuren dessen widerspiegelt, was heute als [http://de.wikipedia.org/wiki/Los_Millares Kultur von Los Millares] bekannt ist. <ref>Red. Anmerkung: Siehe zu dieser bei ''Atlantisforschung.de'' auch: "[[Los Millares - eine atlantische Metropole im Land des Gadeiros]]" ('''H. Tributsch''')</ref>
  
<center>[[Bild:Minoische Welt.jpg]]</center><br>'''Abb. 1''' Eine Karte mit Darstellung der konventionellen Ansicht zum Einflussgebiet der Kretominoer in der [[Die Ägäis als Feld der modernen Atlantisforschung|Ägäis]].<br>[[Bild:Louis-Figuire-1894.jpg|thumb|'''Abb. 2''' ''Louis Guillaume Figuier'' (1819-1894), der 'Vater' der Idee eines 'minoischen Atlantis']]  
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[[Bild:Louis-Figuire-1894.jpg|thumb|'''Abb. 2''' ''Louis Guillaume Figuier'' (1819-1894), der 'Vater' der Idee eines 'minoischen Atlantis']]  
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Der Ursprung der '''Minoer-Hypothese''' geht zurück auf das Jahr 1872, als [http://atlantipedia.ie/samples/figuier-louis-guillaume/ Louis Guillaume Figuier] '''(Abb. 2)''' der erste war, der vorschlug, es gebe einen Zusammenhang zwischen der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Eruption Thera-Eruption] und [[Plato]]s [[Atlantis]]. <ref>Siehe: '''Louis Guillaume Figuier''', "La Terre et les Mers", Paris, 1872</ref> Der verheerende Ausbruch des [http://de.wikipedia.org/wiki/Krakatau Krakatau] von 1883 inspirierte dann [http://atlantipedia.ie/samples/nicaise-auguste/ Auguste Nicaise] dazu, [http://atlantipedia.ie/samples/figuier-louis-guillaume/ Figuiers] Theorie im Jahr 1885 in einem Vortrag <ref>Siehe: '''Auguste Nicaise''', "[http://fr.wikisource.org/wiki/Les_Terres_disparues Les Terres disparues - L’Atlantide, Théra, Krakatoa], 1885</ref> in Paris auszubauen.
 
Der Ursprung der '''Minoer-Hypothese''' geht zurück auf das Jahr 1872, als [http://atlantipedia.ie/samples/figuier-louis-guillaume/ Louis Guillaume Figuier] '''(Abb. 2)''' der erste war, der vorschlug, es gebe einen Zusammenhang zwischen der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Eruption Thera-Eruption] und [[Plato]]s [[Atlantis]]. <ref>Siehe: '''Louis Guillaume Figuier''', "La Terre et les Mers", Paris, 1872</ref> Der verheerende Ausbruch des [http://de.wikipedia.org/wiki/Krakatau Krakatau] von 1883 inspirierte dann [http://atlantipedia.ie/samples/nicaise-auguste/ Auguste Nicaise] dazu, [http://atlantipedia.ie/samples/figuier-louis-guillaume/ Figuiers] Theorie im Jahr 1885 in einem Vortrag <ref>Siehe: '''Auguste Nicaise''', "[http://fr.wikisource.org/wiki/Les_Terres_disparues Les Terres disparues - L’Atlantide, Théra, Krakatoa], 1885</ref> in Paris auszubauen.
  
Die '''Minoer-Hypothese''' schlägt vor, dass die Eruption(en) des Vulkans [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] im 2. Jahrtausend [[v.d.Z.]] die Zerstörung von [[Atlantis]] mit sich brachten. [[Kingdon Tregosse Frost|K.T. Frost]] und [http://atlantipedia.ie/samples/rev-james-baikie-amended/ James Baikie] umrissen 1909 respektive 1910 Argumente zur Gleichsetzung the [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer Minoer] mit den [[Atlantier]]n, Jahrzehnte bevor das Ausmaß der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Eruption Thera-Eruption] von der modernen Wissenschaft vollständig wahrgenommen wurde.
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Die '''Minoer-Hypothese''' schlägt vor, dass die Eruption(en) des Vulkans [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] im 2. Jahrtausend [[v.d.Z.]] die Zerstörung von [[Atlantis]] mit sich brachten. [[Kingdon Tregosse Frost|K.T. Frost]] und [[James Baikie]] umrissen 1909 respektive 1910 Argumente zur Gleichsetzung the [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer Minoer] mit den [[Atlantier]]n, Jahrzehnte bevor das Ausmaß der [http://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Eruption Thera-Eruption] von der modernen Wissenschaft vollständig wahrgenommen wurde.
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[[Bild:Stierkult Knossos.jpg|thumb|'''Abb. 3''' Auch der kreto-minoische Stierkult wurde in Anspielung auf die von Platon beschriebenen [[Stieropfer]] der Atlantier als Argument für ein ägäisches Atlantis bemüht.]]
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Unterstützer der Vorstellung eines minoischen [[Atlantis]] behaupten, dass [[Plato]], als er über [[Atlantis]] schrieb, es sei größer als [[Libyen]] und [[Asien]] zusammen gewesen, bei seiner Transkription ''meson'' (zwischen) zu ''[http://atlantipedia.ie/samples/meizon/ meizon]'' (größer) verfälscht habe, was wohl aus ägyptischer Perspektive Sinn machen könnte, da [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] sich, von dort aus gesehen, zwischen [[Libyen]] und [[Asien]] befindet, wobei es schwieriger wird, diese Interpretation für [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] in Anwendung zu bringen, das sich weiter nördlich befindet, und korrekt als zwischen [[Athen]] und [[Asien]] liegend zu beschreiben wäre. [[Thorwald C. Franke]] hat eine verständigere Erklärung für diese umstrittene Formulierung vorgeschlagen, indem er hervorhebt, dass "''für Ägypter die Welt ihrer ‘traditionellen’ Feinde zweigeteilt war: Im Westen standen die [[Libyen|Libyer]], und im Osten gab es die Asiaten. Wenn ein ägyptischer Schreiber aussagen wollte, dass ein Feind gefährlicher war als die ‘üblichen’ Gegner, was bei der '[[Das derzeitige Seevölker-Paradigma|Seevölker]]’-Invasion der Fall war, dann würde er höchst whrscheinlich gesagt haben, dass dieser Feind >mächtiger als [[Libyen]] und [[Asien]] zusammengenommen< gewesen sei''."
 
Unterstützer der Vorstellung eines minoischen [[Atlantis]] behaupten, dass [[Plato]], als er über [[Atlantis]] schrieb, es sei größer als [[Libyen]] und [[Asien]] zusammen gewesen, bei seiner Transkription ''meson'' (zwischen) zu ''[http://atlantipedia.ie/samples/meizon/ meizon]'' (größer) verfälscht habe, was wohl aus ägyptischer Perspektive Sinn machen könnte, da [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] sich, von dort aus gesehen, zwischen [[Libyen]] und [[Asien]] befindet, wobei es schwieriger wird, diese Interpretation für [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] in Anwendung zu bringen, das sich weiter nördlich befindet, und korrekt als zwischen [[Athen]] und [[Asien]] liegend zu beschreiben wäre. [[Thorwald C. Franke]] hat eine verständigere Erklärung für diese umstrittene Formulierung vorgeschlagen, indem er hervorhebt, dass "''für Ägypter die Welt ihrer ‘traditionellen’ Feinde zweigeteilt war: Im Westen standen die [[Libyen|Libyer]], und im Osten gab es die Asiaten. Wenn ein ägyptischer Schreiber aussagen wollte, dass ein Feind gefährlicher war als die ‘üblichen’ Gegner, was bei der '[[Das derzeitige Seevölker-Paradigma|Seevölker]]’-Invasion der Fall war, dann würde er höchst whrscheinlich gesagt haben, dass dieser Feind >mächtiger als [[Libyen]] und [[Asien]] zusammengenommen< gewesen sei''."
  
[[Bild:Stierkult Knossos.jpg|thumb|'''Abb. 3''' Auch der kreto-minoische Stierkult wurde in Anspielung auf die von Platon beschriebenen [[Stieropfer]] der Atlantier als Argument für ein ägäisches Atlantis bemüht.]]
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Die größten Befürworter der '''Minoer-Hypothese''' waren wohl [[Angelos Galanopulos|Angelos G. Galanopulos]] und [http://atlantipedia.ie/samples/bacon-edward/ Edward Bacon]. <ref>Red. Anmerkung: [[Tony O’Connell]] übersieht hier die herausragende Bedeutung des Archäologen [[Spyridon Marinatos]] (1901-1974), der die '''Minoer-Hypothese''', als deren Wortführer er lange Zeit galt, in wissenschaftlichen Kreisen - genauer gesagt: in jenen Teilen der ''scientific community'', die nicht dem [[Atlantis-Mythos|akademischen Atlantismythos]] verfallen waren - 'salonfähig' machte. Erst nach [[Spyridon Marinatos|Marinatos]]´ Tod (er starb 1974 bei einem Arbeitsunfall während archäologische Ausgrabungen bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Akrotiri_%28Kreta%29 Akrotiri] auf Kreta) avancierte [[Angelos Galanopulos|A. Galanopulos]] zur neuen 'Leitfigur' der 'Minoer-Fraktion' unter den universitären Atlantisforschern.</ref> Andere, wie etwa [[John Victor Luce|J.V. Luce]] und [http://atlantipedia.ie/samples/mavor-james-watt/ James Mavor], zeigten sich von ihren Argumenten beeindruckt, und sogar [http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques-Yves_Cousteau Jacques Cousteau] erkundete das Seegebiet um [[Santorin]] herum. <ref>Red. Anmerkung: Siehe dazu bei ''Atlantisforschung.de'' auch den Beitrag: "[[Das atlantologische 'Gastspiel' des Jacques-Yves Cousteau]]" ([[bb]])</ref> Eine 2008 gesendete Dokumentation mit dem Titel 'Sinking Atlantis' behandelte den Untergang der minoischen Zivilisation. Eine Transkription des Programms kann [http://www.pbs.org/wnet/secrets/transcripts/sinking-atlantis-transcript/91/ online nachgelesen] werden. <ref>Red. Anmerkung: Diese 'Dokumentation' ist übrigens ein Musterbeispiel für das offenkundige Bemühen mancher Fans und Verfechter des 'ägäischen Atlantis', die - letztlich auf äußerst schwachen Füßen stehende - '''Minoer-Hypothese''' als einzige wissenschaftlich zulässige Lösung des [[Atlantis-Problem]]s und quasi als 'bewiesene Tatsache' darzustellen.</ref>
  
Die größten Befürworter der '''Minoer-Hypothese''' waren wohl [[Angelos Galanopulos|Angelos G. Galanopulos]] und [http://atlantipedia.ie/samples/bacon-edward/ Edward Bacon]. <ref>Red. Anmerkung: [[Tony O’Connell]] übersieht hier die herausragende Bedeutung des Archäologen [[Spyridon Marinatos]] (1901-1974), der die '''Minoer-Hypothese''', als deren Wortführer er lange Zeit galt, in wissenschaftlichen Kreisen - genauer gesagt: in jenen Teilen der ''scientific community'', die nicht dem [[Atlantis-Mythos|akademischen Atlantismythos]] verfallen waren - 'salonfähig' machte. Erst nach [[Spyridon Marinatos|Marinatos]]´ Tod (er starb 1974 bei einem Arbeitsunfall während archäologische Ausgrabungen bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Akrotiri_%28Kreta%29 Akrotiri] auf Kreta) avancierte [[Angelos Galanopulos|A. Galanopulos]] zur neuen 'Leitfigur' der 'Minoer-Fraktion' unter den universitären Atlantisforschern.</ref> Andere, wie etwa [[John Victor Luce|J.V. Luce]] und [http://atlantipedia.ie/samples/mavor-james-watt/ James Mavor], zeigten sich von ihren Argumenten beeindruckt, und sogar [http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques-Yves_Cousteau Jacques Cousteau] erkundete das Seegebiet um Santorin herum. <ref>Red. Anmerkung: Siehe dazu bei ''Atlantisforschung.de'' auch den Beitrag: "[[Das atlantologische 'Gastspiel' des Jacques-Yves Cousteau]]" ([[bb]])</ref> Eine 2008 gesendete Dokumentation mit dem Titel 'Sinking Atlantis' behandelte den Untergang der minoischen Zivilisation. Eine Transkription des Programms kann [http://www.pbs.org/wnet/secrets/transcripts/sinking-atlantis-transcript/91/ online nachgelesen] werden. <ref>Red. Anmerkung: Diese 'Dokumentation' ist übrigens ein Musterbeispiel für das offenkundige Bemühen mancher Fans und Verfechter des 'ägäischen Atlantis', die - letztlich auf äußerst schwachen Füßen stehende - '''Minoer-Hypothese''' als einzige wissenschaftlich zulässige Lösung des [[Atlantis-Problem]]s und quasi als 'bewiesene Tatsache' darzustellen.</ref>
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[[Bild:Gavin Menzies 2009.jpg|thumb|left|'''Abb. 4''' ''Gavin Menzies'', der neue 'Bannerträger' der Minoer-Hypothese (Foto: Case Western University, Ohio)]]
  
 
In der breiten Öffentlichkeit ist die '''Minoer-Hypothese''' noch immer eine der populärsten Vorstellungen zu [[Atlantis]], obwohl sie mit vielen Elementen in [[Plato]]s Bericht kollidiert. Ein paar Beispiele dafür sind: wo waren die '[[Säulen des Herakles]]'? Wie konnte [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]]/[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] eine Armee von einer Million Männern versorgen? Wo waren die Elefanten? Es gibt keinen Beweis dafür, dass es auf [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] von Wällen umgebene Städte gab, wie [[Plato]] sie beschrieben hat. Die Schiffe der Minoer waren relativ leicht und erforderten keine riesigen Häfen, wie im [[Atlantisbericht]] beschrieben.
 
In der breiten Öffentlichkeit ist die '''Minoer-Hypothese''' noch immer eine der populärsten Vorstellungen zu [[Atlantis]], obwohl sie mit vielen Elementen in [[Plato]]s Bericht kollidiert. Ein paar Beispiele dafür sind: wo waren die '[[Säulen des Herakles]]'? Wie konnte [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]]/[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] eine Armee von einer Million Männern versorgen? Wo waren die Elefanten? Es gibt keinen Beweis dafür, dass es auf [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] von Wällen umgebene Städte gab, wie [[Plato]] sie beschrieben hat. Die Schiffe der Minoer waren relativ leicht und erforderten keine riesigen Häfen, wie im [[Atlantisbericht]] beschrieben.
  
[[Frank Joseph]] has kritisiert, die Unterstützung der '''Minoer-Hypothese''' durch griechische Archäologen sei eher durch Nationalismus motiviert als durch ernsthafte wissenschaftliche Ermittlungen. Dies scheint die Tatsache zu ignorieren, dass [http://atlantipedia.ie/samples/nicaise-auguste/ Nicaise] und [http://atlantipedia.ie/samples/figuier-louis-guillaume/ Figuier] Franzosen waren; [[Kingdon Tregosse Frost|Frost]], [http://atlantipedia.ie/samples/rev-james-baikie-amended/ Baikie] und [http://atlantipedia.ie/samples/bacon-edward/ Bacon] waren Briten, [[John Victor Luce|Luce]] war Ire und [http://atlantipedia.ie/samples/mavor-james-watt/ Mavor] ein Amerikaner. <ref>Red. Anmerkung: Trotzdem ist [[Frank Joseph|F. Josephs]] Vorhaltung keineswegs unberechtigt. In der Tat werden entsprechende 'Atlantisforschungen' in Griechenland traditionell als Angelegenheit des 'nationalen Interesses' betrachtet und - zur Stützung eines durchaus [http://de.wikipedia.org/wiki/Chauvinismus chauvinistischen], graecozentrischen Geschichtsbildes - von den Behörden z.T. sogar massiv gefördert (alleine ''Cousteaus'' sinnlose 'Odyssee' durch die Gewässer [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Theras]] hat die griechischen Steuerzahler damals umgerechnet 1,8 Millionen Dollar gekostet!). Andererseits ist der Wissenschaftsmythos '[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] = [[Atlantis]]' zu einem der Stützpfeiler einer enormen Fremdenverkehrs-Industrie in der [[Die Ägäis als Feld der modernen Atlantisforschung|Ägäis]] geworden, auf die dort niemand verzichten kann und will. Gerade die Bevölkerung der Insel Santorin ([[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]]) lebt heute fast ausschließlich vom Tourismus! Schon aus diesem Grund darf '[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]]-[[Atlantis]]' nicht sterben, sondern wird nicht zuletzt auch durch gelegentliche Aufrritte 'linientreuer' Archäologen in den Medien am Leben gehalten.</ref>
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[[Frank Joseph]] hat kritisiert, die Unterstützung der '''Minoer-Hypothese''' durch griechische Archäologen sei eher durch Nationalismus motiviert als durch ernsthafte wissenschaftliche Ermittlungen. Dies scheint die Tatsache zu ignorieren, dass [http://atlantipedia.ie/samples/nicaise-auguste/ Nicaise] und [http://atlantipedia.ie/samples/figuier-louis-guillaume/ Figuier] Franzosen waren; [[Kingdon Tregosse Frost|Frost]], [http://atlantipedia.ie/samples/rev-james-baikie-amended/ Baikie] und [http://atlantipedia.ie/samples/bacon-edward/ Bacon] waren Briten, [[John Victor Luce|Luce]] war Ire und [http://atlantipedia.ie/samples/mavor-james-watt/ Mavor] ein Amerikaner. <ref>Red. Anmerkung: Trotzdem ist [[Frank Joseph|F. Josephs]] Vorhaltung keineswegs unberechtigt. In der Tat werden entsprechende 'Atlantisforschungen' in Griechenland traditionell als Angelegenheit des 'nationalen Interesses' betrachtet und - zur Stützung eines durchaus [http://de.wikipedia.org/wiki/Chauvinismus chauvinistischen], graecozentrischen Geschichtsbildes - von den Behörden z.T. sogar massiv gefördert (alleine ''Cousteaus'' sinnlose 'Odyssee' durch die Gewässer [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Theras]] hat die griechischen Steuerzahler damals umgerechnet 1,8 Millionen Dollar gekostet!). Andererseits ist der Wissenschaftsmythos '[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]] = [[Atlantis]]' zu einem der Stützpfeiler einer enormen Fremdenverkehrs-Industrie in der [[Die Ägäis als Feld der modernen Atlantisforschung|Ägäis]] geworden, auf die dort niemand verzichten kann und will. Gerade die Bevölkerung der Insel Santorin ([[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]]) lebt heute fast ausschließlich vom Tourismus! Schon aus diesem Grund darf '[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]]-[[Atlantis]]' nicht sterben, sondern wird nicht zuletzt auch durch gelegentliche Aufrritte 'linientreuer' Archäologen in den Medien am Leben gehalten.</ref>
 
 
[[Bild:Gavin Menzies 2009.jpg|thumb|'''Abb. 4''' ''Gavin Menzies'', der neue 'Bannerträger' der Minoer-Hypothese (Foto: Case Western University, Ohio)]]
 
  
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Zangger Eberhard Zangger], der [[Troja - das Zangger´sche Atlantis|Troja]] als [[Atlantis]] favorisiert, verwirft vehement <ref>Siehe: '''Eberhard Zangger''', "The Future of the Past: Archaeology in the 21st Century", Weidenfeld, 2001</ref> die Vorstellung, dass der [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]]-Ausbruch verantwortlich für den Kollaps der minoischen Zivilisation der ‘[http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer#Neupalastzeit Neu-Palastzeit]' um 1500 [[v.d.Z.]] gewesen sei. Des weiteren ist [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] ganz eindeutig nicht in den Wellen versunken. [[Henry M. Eichner|Henry Eichner]] kommentierte die '''Minoer-Hypothese''' höchst vielsagend mit der Fragestellung, warum [[Platon]], sofern denn sein [[Atlantis]] Bezug auf [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] genommen habe, dies nicht auch so gesagt habe. <ref>Red. Anmerkung: Weitere scharfe Kritik an der Vorstellung eines '''kretominoschen Atlantis''' übten u.a. der Altphilologe [[J. Rufus Fears]] und - im Lager der [[Personalia atlantologica|Atlantisforscher]] - [[Jürgen Spanuth]] (siehe: "[[Jürgen Spanuth über 'Atlantis in der Ägäis']]")</ref>
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Zangger Eberhard Zangger], der [[Troja - das Zangger´sche Atlantis|Troja]] als [[Atlantis]] favorisiert, verwirft vehement <ref>Siehe: '''Eberhard Zangger''', "The Future of the Past: Archaeology in the 21st Century", Weidenfeld, 2001</ref> die Vorstellung, dass der [[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende?|Thera]]-Ausbruch verantwortlich für den Kollaps der minoischen Zivilisation der ‘[http://de.wikipedia.org/wiki/Minoer#Neupalastzeit Neu-Palastzeit]' um 1500 [[v.d.Z.]] gewesen sei. Des weiteren ist [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] ganz eindeutig nicht in den Wellen versunken. [[Henry M. Eichner|Henry Eichner]] kommentierte die '''Minoer-Hypothese''' höchst vielsagend mit der Fragestellung, warum [[Platon]], sofern denn sein [[Atlantis]] Bezug auf [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] genommen habe, dies nicht auch so gesagt habe. <ref>Red. Anmerkung: Weitere scharfe Kritik an der Vorstellung eines '''kretominoschen Atlantis''' übten u.a. der Altphilologe [[J. Rufus Fears]] und - im Lager der [[Personalia atlantologica|Atlantisforscher]] - [[Jürgen Spanuth]] (siehe: "[[Jürgen Spanuth über 'Atlantis in der Ägäis']]")</ref>
  
Inzwischen ist [[Gavin Menzies]] '''(Abb. 4)''' zum neuen 'Bannerträger' der '''Minoer-Hypothese''' geworden. In [http://books.google.de/books?id=Iie8px1FKc8C&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false The Lost Empire of Atlantis] <ref>Siehe: '''Gavin Menzies''', "The Lost Empire of Atlantis", New York (Harper Collins), 2011</ref> argumentiert er für ein riesiges Minoer-Imperium, das sich über das gesamte [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]] erstreckte, und sogar [[Atlantis-Lokalisierungen, Diffusionismus und die Spuren prädiluvialer Kulturen in Amerika|Amerika]] entdeckte (S.245). Er geht sogar noch weiter und behauptet, dass Minoer die gewaltigen Kupfervorräte [http://de.wikipedia.org/wiki/Michigan Michigans] <ref>Red. Anmerkung: Siehe zum [[präkolumbisch]]en Bergbau in [http://de.wikipedia.org/wiki/Michigan Michigan] bei ''Atlantisforschung.de'' einführend: "[[Gesucht: 500 000 Tonnen Kupfer]]" von [[William R. Corliss]]; weiterführend dazu auch extern: [http://www.grahamhancock.com/forum/WakefieldJS1.php Michigan Copper in the Mediterranean. By Jay Stuart Wakefield, MES & AAPF], bei: [http://www.grahamhancock.com/ grahamhancock.com]</ref> ausbeuteten, und das Erz mit Flößen den Mississippi hinab schafften, um es zu bearbeiten, bevor sie es exportierten, um den Bedarf der mediterranen Bronze-Industrie zu decken.
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Inzwischen ist [[Gavin Menzies]] '''(Abb. 4)''' zum neuen 'Bannerträger' der '''Minoer-Hypothese''' geworden. In [http://books.google.de/books?id=Iie8px1FKc8C&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false The Lost Empire of Atlantis] <ref>Siehe: '''Gavin Menzies''', "The Lost Empire of Atlantis", New York (Harper Collins), 2011 --- Siehe dazu auch die [[Gavin Menzies: The Lost Empire of Atlantis|Rezension von Dr. Horst Friedrich]]</ref> argumentiert er für ein riesiges Minoer-Imperium, das sich über das gesamte [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]] erstreckte, und sogar [[Atlantis-Lokalisierungen, Diffusionismus und die Spuren prädiluvialer Kulturen in Amerika|Amerika]] entdeckte (S.245). Er geht sogar noch weiter und behauptet, dass Minoer die gewaltigen Kupfervorräte [http://de.wikipedia.org/wiki/Michigan Michigans] <ref>Red. Anmerkung: Siehe zum [[präkolumbisch]]en Bergbau in [http://de.wikipedia.org/wiki/Michigan Michigan] bei ''Atlantisforschung.de'' einführend: "[[Gesucht: 500 000 Tonnen Kupfer]]" von [[William R. Corliss]]; weiterführend dazu auch extern: [http://www.grahamhancock.com/forum/WakefieldJS1.php Michigan Copper in the Mediterranean. By Jay Stuart Wakefield, MES & AAPF], bei: [http://www.grahamhancock.com/ grahamhancock.com]</ref> ausbeuteten, und das Erz mit Flößen den Mississippi hinab schafften, um es zu bearbeiten, bevor sie es exportierten, um den Bedarf der mediterranen Bronze-Industrie zu decken.
  
  
 
===Anmerkungen und Quellen===
 
===Anmerkungen und Quellen===
  
Dieser Beitrag von [[Tony O’Connell]] wurde in der englischsprachigen Originalfassung erstmals am 10 Juni 2010 in der Online-Enzyklopädie [http://atlantipedia.ie/samples/ Atlantiopedia] unter dem Titel "[http://atlantipedia.ie/samples/minoan-hypothesis/ Minoan Hypothesis]" veröffentlicht. Bei ''Atlantisforschung.de'' erscheint er (02.12.2012) in deutschsprachiger Übersetzung als redaktionell überarbeitete Neufassung.
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[[Bild:Atlantipedia-Logo 2.gif]]<br>Dieser Beitrag von [[Tony O’Connell]] wurde in der englischsprachigen Originalfassung erstmals am 10 Juni 2010 in der Online-Enzyklopädie [http://atlantipedia.ie/samples/ Atlantiopedia] unter dem Titel "[http://atlantipedia.ie/samples/minoan-hypothesis/ Minoan Hypothesis]" veröffentlicht. Bei ''Atlantisforschung.de'' erscheint er (02.12.2012) in deutschsprachiger Übersetzung als redaktionell überarbeitete Neufassung.
  
'''Eintelverweise:'''
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'''Einzelverweise:'''
 
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<references />
 
  
 
'''Bild-Quellen:'''
 
'''Bild-Quellen:'''
  
(1) [[Tony O’Connell]], [http://atlantipedia.ie/samples/minoan-hypothesis/ Minoan Hypothesis], in: [http://atlantipedia.ie/samples/ Atlantipedia.ie]
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:1) [[Tony O’Connell]], [http://atlantipedia.ie/samples/minoan-hypothesis/ Minoan Hypothesis], in: [http://atlantipedia.ie/samples/ Atlantipedia.ie]
  
(2) '''Felix Nadar''' (Fotograph), veröffentlicht in: Nachruf auf Figuier in der New York Times am 10. November 1894; nach: [http://bibliodots.blogspot.de/ Biblio-Dots]
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:2) '''Felix Nadar''' (Fotograph), veröffentlicht in: Nachruf auf Figuier in der New York Times am 10. November 1894; nach: [http://bibliodots.blogspot.de/ Biblio-Dots]
  
(3) [http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Edisonblus Edisonblus], [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rython_bull_head-heraklion_archeological_museum.jpg File:Rython bull head-heraklion archeological museum.jpg], bei: [http://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page Wikimedia Commons]
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:3) [http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Edisonblus Edisonblus], [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rython_bull_head-heraklion_archeological_museum.jpg File:Rython bull head-heraklion archeological museum.jpg], bei: [http://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page Wikimedia Commons]
  
(4) [http://de.wikipedia.org/wiki/Case_Western_Reserve_University Case Western University, Ohio], unter: [http://www.nhdasia.org/?page_id=47 NHD] (Bildbearbeitung durch ''Atlantisforschung.de'')
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:4) [http://de.wikipedia.org/wiki/Case_Western_Reserve_University Case Western University, Ohio], unter: [http://www.nhdasia.org/?page_id=47 NHD] (Bildbearbeitung durch ''Atlantisforschung.de'')

Aktuelle Version vom 27. April 2020, 13:10 Uhr

von Tony O’Connell

Abb. 1 Eine Karte mit Darstellung der konventionellen Ansicht zum Einflussgebiet der Kretominoer in der Ägäis

Die Minoer-Hypothese sieht einen Ursprung von Platos Atlantis im östlichen Mittelmeer vor, mit Zentrum auf den Inseln Thera und/oder Kreta. (Abb. 1) Der Begriff ‘Minoer’ - nach dem mythischen König Minos - wurde geprägt von dem berühmten Archäologen Sir Arthur Evans. Es wird angenommen [1], dass der Einflussbereich der Minoer sich bereits um 3000 v.d.Z. bis zur Iberischen Halbinsel erstreckt habe, und sich in den Spuren dessen widerspiegelt, was heute als Kultur von Los Millares bekannt ist. [2]

Abb. 2 Louis Guillaume Figuier (1819-1894), der 'Vater' der Idee eines 'minoischen Atlantis'

Der Ursprung der Minoer-Hypothese geht zurück auf das Jahr 1872, als Louis Guillaume Figuier (Abb. 2) der erste war, der vorschlug, es gebe einen Zusammenhang zwischen der Thera-Eruption und Platos Atlantis. [3] Der verheerende Ausbruch des Krakatau von 1883 inspirierte dann Auguste Nicaise dazu, Figuiers Theorie im Jahr 1885 in einem Vortrag [4] in Paris auszubauen.

Die Minoer-Hypothese schlägt vor, dass die Eruption(en) des Vulkans Thera im 2. Jahrtausend v.d.Z. die Zerstörung von Atlantis mit sich brachten. K.T. Frost und James Baikie umrissen 1909 respektive 1910 Argumente zur Gleichsetzung the Minoer mit den Atlantiern, Jahrzehnte bevor das Ausmaß der Thera-Eruption von der modernen Wissenschaft vollständig wahrgenommen wurde.

Abb. 3 Auch der kreto-minoische Stierkult wurde in Anspielung auf die von Platon beschriebenen Stieropfer der Atlantier als Argument für ein ägäisches Atlantis bemüht.

Unterstützer der Vorstellung eines minoischen Atlantis behaupten, dass Plato, als er über Atlantis schrieb, es sei größer als Libyen und Asien zusammen gewesen, bei seiner Transkription meson (zwischen) zu meizon (größer) verfälscht habe, was wohl aus ägyptischer Perspektive Sinn machen könnte, da Kreta sich, von dort aus gesehen, zwischen Libyen und Asien befindet, wobei es schwieriger wird, diese Interpretation für Thera in Anwendung zu bringen, das sich weiter nördlich befindet, und korrekt als zwischen Athen und Asien liegend zu beschreiben wäre. Thorwald C. Franke hat eine verständigere Erklärung für diese umstrittene Formulierung vorgeschlagen, indem er hervorhebt, dass "für Ägypter die Welt ihrer ‘traditionellen’ Feinde zweigeteilt war: Im Westen standen die Libyer, und im Osten gab es die Asiaten. Wenn ein ägyptischer Schreiber aussagen wollte, dass ein Feind gefährlicher war als die ‘üblichen’ Gegner, was bei der 'Seevölker’-Invasion der Fall war, dann würde er höchst whrscheinlich gesagt haben, dass dieser Feind >mächtiger als Libyen und Asien zusammengenommen< gewesen sei."

Die größten Befürworter der Minoer-Hypothese waren wohl Angelos G. Galanopulos und Edward Bacon. [5] Andere, wie etwa J.V. Luce und James Mavor, zeigten sich von ihren Argumenten beeindruckt, und sogar Jacques Cousteau erkundete das Seegebiet um Santorin herum. [6] Eine 2008 gesendete Dokumentation mit dem Titel 'Sinking Atlantis' behandelte den Untergang der minoischen Zivilisation. Eine Transkription des Programms kann online nachgelesen werden. [7]

Abb. 4 Gavin Menzies, der neue 'Bannerträger' der Minoer-Hypothese (Foto: Case Western University, Ohio)

In der breiten Öffentlichkeit ist die Minoer-Hypothese noch immer eine der populärsten Vorstellungen zu Atlantis, obwohl sie mit vielen Elementen in Platos Bericht kollidiert. Ein paar Beispiele dafür sind: wo waren die 'Säulen des Herakles'? Wie konnte Kreta/Thera eine Armee von einer Million Männern versorgen? Wo waren die Elefanten? Es gibt keinen Beweis dafür, dass es auf Kreta von Wällen umgebene Städte gab, wie Plato sie beschrieben hat. Die Schiffe der Minoer waren relativ leicht und erforderten keine riesigen Häfen, wie im Atlantisbericht beschrieben.

Frank Joseph hat kritisiert, die Unterstützung der Minoer-Hypothese durch griechische Archäologen sei eher durch Nationalismus motiviert als durch ernsthafte wissenschaftliche Ermittlungen. Dies scheint die Tatsache zu ignorieren, dass Nicaise und Figuier Franzosen waren; Frost, Baikie und Bacon waren Briten, Luce war Ire und Mavor ein Amerikaner. [8]

Eberhard Zangger, der Troja als Atlantis favorisiert, verwirft vehement [9] die Vorstellung, dass der Thera-Ausbruch verantwortlich für den Kollaps der minoischen Zivilisation der ‘Neu-Palastzeit' um 1500 v.d.Z. gewesen sei. Des weiteren ist Kreta ganz eindeutig nicht in den Wellen versunken. Henry Eichner kommentierte die Minoer-Hypothese höchst vielsagend mit der Fragestellung, warum Platon, sofern denn sein Atlantis Bezug auf Kreta genommen habe, dies nicht auch so gesagt habe. [10]

Inzwischen ist Gavin Menzies (Abb. 4) zum neuen 'Bannerträger' der Minoer-Hypothese geworden. In The Lost Empire of Atlantis [11] argumentiert er für ein riesiges Minoer-Imperium, das sich über das gesamte Mittelmeer erstreckte, und sogar Amerika entdeckte (S.245). Er geht sogar noch weiter und behauptet, dass Minoer die gewaltigen Kupfervorräte Michigans [12] ausbeuteten, und das Erz mit Flößen den Mississippi hinab schafften, um es zu bearbeiten, bevor sie es exportierten, um den Bedarf der mediterranen Bronze-Industrie zu decken.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell wurde in der englischsprachigen Originalfassung erstmals am 10 Juni 2010 in der Online-Enzyklopädie Atlantiopedia unter dem Titel "Minoan Hypothesis" veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er (02.12.2012) in deutschsprachiger Übersetzung als redaktionell überarbeitete Neufassung.

Einzelverweise:

  1. Siehe: W. Sheppard Baird, "minoanatlantis.com", 02.02.2008 (abgerufen: 01.12.2012)
  2. Red. Anmerkung: Siehe zu dieser bei Atlantisforschung.de auch: "Los Millares - eine atlantische Metropole im Land des Gadeiros" (H. Tributsch)
  3. Siehe: Louis Guillaume Figuier, "La Terre et les Mers", Paris, 1872
  4. Siehe: Auguste Nicaise, "Les Terres disparues - L’Atlantide, Théra, Krakatoa, 1885
  5. Red. Anmerkung: Tony O’Connell übersieht hier die herausragende Bedeutung des Archäologen Spyridon Marinatos (1901-1974), der die Minoer-Hypothese, als deren Wortführer er lange Zeit galt, in wissenschaftlichen Kreisen - genauer gesagt: in jenen Teilen der scientific community, die nicht dem akademischen Atlantismythos verfallen waren - 'salonfähig' machte. Erst nach Marinatos´ Tod (er starb 1974 bei einem Arbeitsunfall während archäologische Ausgrabungen bei Akrotiri auf Kreta) avancierte A. Galanopulos zur neuen 'Leitfigur' der 'Minoer-Fraktion' unter den universitären Atlantisforschern.
  6. Red. Anmerkung: Siehe dazu bei Atlantisforschung.de auch den Beitrag: "Das atlantologische 'Gastspiel' des Jacques-Yves Cousteau" (bb)
  7. Red. Anmerkung: Diese 'Dokumentation' ist übrigens ein Musterbeispiel für das offenkundige Bemühen mancher Fans und Verfechter des 'ägäischen Atlantis', die - letztlich auf äußerst schwachen Füßen stehende - Minoer-Hypothese als einzige wissenschaftlich zulässige Lösung des Atlantis-Problems und quasi als 'bewiesene Tatsache' darzustellen.
  8. Red. Anmerkung: Trotzdem ist F. Josephs Vorhaltung keineswegs unberechtigt. In der Tat werden entsprechende 'Atlantisforschungen' in Griechenland traditionell als Angelegenheit des 'nationalen Interesses' betrachtet und - zur Stützung eines durchaus chauvinistischen, graecozentrischen Geschichtsbildes - von den Behörden z.T. sogar massiv gefördert (alleine Cousteaus sinnlose 'Odyssee' durch die Gewässer Theras hat die griechischen Steuerzahler damals umgerechnet 1,8 Millionen Dollar gekostet!). Andererseits ist der Wissenschaftsmythos 'Thera = Atlantis' zu einem der Stützpfeiler einer enormen Fremdenverkehrs-Industrie in der Ägäis geworden, auf die dort niemand verzichten kann und will. Gerade die Bevölkerung der Insel Santorin (Thera) lebt heute fast ausschließlich vom Tourismus! Schon aus diesem Grund darf 'Thera-Atlantis' nicht sterben, sondern wird nicht zuletzt auch durch gelegentliche Aufrritte 'linientreuer' Archäologen in den Medien am Leben gehalten.
  9. Siehe: Eberhard Zangger, "The Future of the Past: Archaeology in the 21st Century", Weidenfeld, 2001
  10. Red. Anmerkung: Weitere scharfe Kritik an der Vorstellung eines kretominoschen Atlantis übten u.a. der Altphilologe J. Rufus Fears und - im Lager der Atlantisforscher - Jürgen Spanuth (siehe: "Jürgen Spanuth über 'Atlantis in der Ägäis'")
  11. Siehe: Gavin Menzies, "The Lost Empire of Atlantis", New York (Harper Collins), 2011 --- Siehe dazu auch die Rezension von Dr. Horst Friedrich
  12. Red. Anmerkung: Siehe zum präkolumbischen Bergbau in Michigan bei Atlantisforschung.de einführend: "Gesucht: 500 000 Tonnen Kupfer" von William R. Corliss; weiterführend dazu auch extern: Michigan Copper in the Mediterranean. By Jay Stuart Wakefield, MES & AAPF, bei: grahamhancock.com

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, Minoan Hypothesis, in: Atlantipedia.ie
2) Felix Nadar (Fotograph), veröffentlicht in: Nachruf auf Figuier in der New York Times am 10. November 1894; nach: Biblio-Dots
3) Edisonblus, File:Rython bull head-heraklion archeological museum.jpg, bei: Wikimedia Commons
4) Case Western University, Ohio, unter: NHD (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)