Louis Gentil

Kurzportrait

Abb. 1 Dr. Louis Émile Gentil (1868-1925); Foto: Société de Géographie (BnF)

(red) Louis Émile Gentil (Abb. 1) (* 15. Juli 1868 in Algier; † 12. Juni 1925) war ein französischer Geograph, Geologe und Mineraloge, der sich auf das Gebiet des Maghreb spezialisiert hatte und die Überreste von Atlantis im Gebiet des heutigen Marokko vernutete. Nach ihm benannt wurde der Square Louis Gentil im Quartier du Bel-Air im 12. Arrondissement von Paris. Auch die Stadt Youssoufia - Hauptstadt der gleichnamigen Provinz - in Marokko, die hauptsächlich vom Phosphat-Abbau lebt, wurde lange Zeit 'Louis-Gentil' genannt. Schließlich wird von der französischen Akademie der Wissenschaften seit 2007 jährlich der Grand Prix Louis Gentil - Jacques Bourcart verliehen, um Forscher unter 40 Jahren zu belohnen, die im Ausland bedeutende Forschungen im Bereich der Geowissenschaften durchgeführt haben.

Wissenschaftliche Laufbahn

Nach dem Besuch des renommierten Lycée Bugeaud in Algier setzte Gentil, der über gute Kenntnisse des Arabischen verfügte, seinen akademischen Werdegang am Collège de France und an der Sorbonne fort. Im Jahr 1902 promovierte er in Algier mit einer Arbeit über die Stratigraphie und Petrographie des Tafna-Beckens in Algerien und avancierte 1905 zum Dozenten.

Von 1896 to 1901 bereiste Dr. Louis Gentil das Gebiet von Oran und studierte vor Ort die Geologie des Tafna-Tals. Ab 1902 begann er ein besonderes Interesse für Marokko zu entwickeln. Er schloss sich dem Forschungsreisenden Marquis René de Segonzac an, der übrigens den Schriftsteller Pierre Benoit zur Figur des Lieutenant André de Saint-Avit in seinem Erfolgsroman L'Atlantide inspirierte. [1]

Abb. 2 Die wildromantische Landschaft des zu Marokko gehörenden westlichen Atlas bereiste L.É. Gentil zwischen 1904 und 1905 nach Art eines 'Kara ben Nemsi' in Trachten der Einheimischen gekleidet und mit guten Sprachkenntnissen versehen, ohne von Rebellen behelligt zu werden.

Da Gentil fließend Arabisch sprach und sich wie die Einheimischen kleidete, blieb er bei diesen Expeditionen (vom November 1904 bis zum März 1905), die ihn auch ins Gebiet des westlichen Atlas führten, völlig unbehelligt. Nach einem folgenden Aufenthalt in Frankreich zögerte er nicht, trotz aller Risiken erneut und mit seiner Gattin und seiner Tochter nach Marokko zu reisen, doch 1907 zwang ihn die immer brisanter werdende Lage, mit seiner Familie nach Frankreich zurückzukehren. Spätere Expeditionen in den Maghreb konnte er nur noch unter militärischem Schutz durchführen.

Ab 1913 setzte Louis É. Gentil sich für den Aufbau eines wissenschaftlichen Instituts in Marokko ein, das sich insbesondere mit der Erstellung einer geologischen Karte des Landes (Bild) und der Aufklärung von Wasservorkommen befassen sollte. Diese Institution - das Institut scientifique de Rabat - wurde 1920 gegründet. Louis Gentil setzte seine Forschungsreisen im Auftrag der Geographischen Gesellschaft fort. Im Jahr 1923 wurde er zum Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Seine Erforschung des marokkanischen Atlasgebirges führte er bis zu seinem Tod weiter.

Atlantisforschung

Louis Émile Gentils Atlantisforschung scheint heute fast ebenso geheimnisvoll zu sein wie Platons Atlantisbericht höchstselbst. Tony O’Connell betont in seiner Atlantipedia.ie, Gentil habe "mit Nachdruck" für die Historizität von Platons Atlantis votiert, und der französische Forschungsreisende sei "überzeugt" gewesen, "es habe in Marokko gelegen" [2], liefert aber keinerlei Hinweise auf diesbezügliche Schriften oder Vorträge des Franzosen. Auch das Lemma Louis Emile Gentil [3] in der Atlantipedia.com von Stelios Grant Pavlou bietet uns keine entsprechenden Informationen, und in Frank Josephs Atlantis Encyclopedia (2005) findet Gentil überhaupt keine Erwähnung.

Immerhin verwiesen Alexander Bessmertny (1932) und Nikolai F. Zhirov (1963 und 2001) in den Bibliographien ihrer bekannten Atlantisbücher - unabhängig voneinander - auf eine Arbeit Gentils aus dem Jahr 1910. [4] Sollte darin auch etwas zum Thema 'Atlantis' zu finden sein? David Hatcher Childress bemerkt schließlich im Rahmen einer Aufzählung von Forschern und Autoren, die Atlantis in Nordafrika lokalisierten, Gentil habe "Marokko 1921 erneut" vorgeschlagen. Somit liegen zumindest einige wenige Ansätze für weitere Recherchen vor.



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Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendetes Material:

(alle abgerufen: 23. Mai 2016)

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Zu den Verfilmungen dieses Romans siehe bei Atlantisforschung.de: "Die Herrin von Atlantis" (red)
  2. Quelle: Tony O’Connell, "Gentil, Louis Emile", 1. Jan. 2010, bei Atlantipedia.ie (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  3. Link: http://www.atlantipedia.com/doku.php?id=louis_emile_gentil&s[]=gentil
  4. Siehe: Gentil, L. (1910), "Les mouvements tertiaires dans le Haut-Atlas Marocain", CR l'Académie des Sciences, Paris, Vol. 150, No. 22, 1465

Bild-Quellen:

1) BnF - Bibliothèque nationale de France (Société de Géographie), Gallica, unter:Louis Gentil / Pierre Petit (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Sophiasnapped, bei Wikimedia Commons, unter: File:Tighdouin.jpg; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)