Geoffrey Ashe

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Geoffrey Ashe (MBE, FRSL)

(red) Geoffrey Thomas Leslie Ashe MBE FRSL (Abb. 1) (* 29. März 1923 in London) ist ein britischer Kulturhistoriker, Vortragsredner sowie Autor von Sachbüchern und Romanen zu historischen Themen. Besondere Bekanntheit erwarb er mit seinen Studien und Veröffenlichungen zur Legende von König Arthur. [1] Außerdem leistete er auch Beiträge zu anderen Bereichen der Mediaevistik und Mythologie Britanniens sowie zum modernen Diffusionismus und zur Atlantisforschung.

Frühes Leben, Studien und Beruf

Als junger Mann verbrachte Ashe einige Jahre in Kanada, wo er studierte und an der University of British Columbia in Vancouver graduierte, bevor er weitere Studien an der University of Cambridge unternahm. Obwohl sein 'offizielles' Fachgebiet Englisch war, übte er danach verschiedene anders geartete gewerbliche Berufe aus. So hielt Ashe z.B. Vorlesungen zu so genannten "Management Studien" an der damaligen London Polytechnic. Obwohl er auch verschiedene Gastprofessuren in Amerika innehatte, ließ er sich nie ganz auf eine übliche Karriere im universitären Bezirk ein, um seinen wachsenden Interessen an geschichtlichen Themen und der Schriftstellerei folgen zu können. [2]

Artuslegende

Abb. 2 Die bronze- und eisenzeitliche Festung Cadbury Castle in der heutigen Grafschaft Somerset - eine 'heiße Kandidatin' für die Burg Camelot der Artus-Legenden

Ein besonders nachhaltiges und fruchtbares Interesse entwickelte Ashe für den vermeintlich fiktiven König Artus und die sich um ihn rankenden Legenden. Deren Analyse und Interpretation widmete er - über die Jahrzehnte hinweg - einen Großteil seiner Publikationen, beginnend 1957 mit seinem Buch King Arthur's Avalon: The Story of Glastonbury, das von G. K. Chestertons Werk Short History of England inspiriert war. [3]

Später wird Geoffrey Ashe Mitbegründer und Sekretar des Camelot Research Committee, einer Vereinigung, die in den Jahren von 1966 bis 1970 die unter Leitung des Archäologen Prof. Leslie Alcock durchgeführten Ausgrabungen von Cadbury Castle (Abb. 2) in der Grafschaft Somerset organisierte, eine 'heiße Kandidatin' für die historische Stätte von König Arthurs Burg Camelot.

Im April 1981 vertrat Ashe erstmals (im wissenschaftlichen Fachjournal Speculum) die Ansicht, dass die Artus-Legenden auf überlieferte Erinnerungen an den Helden Riothamus zurückgehen, einen romano-britannischen Heerführer um ca. 470 nach der Zeitenwende. Diese Annahme entwickelte er nachfolgend in The Discovery of King Arthur (1985), The Landscape of King Arthur (1987) sowie in diversen Artikeln und Papieren weiter. Außerdem fungierte Ashe als Ko-Herausgeber der Arthurian Encyclopedia, der New Arthurian Encyclopedia [4] sowie des Arthurian Handbook.

Diffusionismus

Abb. 3 Das Frontcover von Geoffrey Ashes Atlantis-Buch aus dem Jahr 1992

In den späten 1950er Jahren meldete das von Egerton Sykes herausgegebene Journal Atlantis, Ashe plane, St. Brendans sagenhafte Atlantiküberquerung in einem Curragh nachzuvollziehen - eine Meisterleistung, die dann in den späten 1970er Jahren dem britischen Historiker, Forschungsreisenden und Sachbuchautor Tim Severin gelang. Ashe selber unternahm diese Seereise zwar nicht, er widmete sich dem Thema aber 1962 sehr umfassend in seinem Buch Land to the West: St. Brendan's Voyage to America. [5] 1971 erschien die von Ashe initiierte Anthologie The Quest for America [6], an der sich neben ihm selbst auch eine Reihe hochkarätiger Ko-AutorInnen - u.a. Thor Heyerdahl, Betty J. Meggers und Birgitta Linderoth Wallace - mit Beiträgen zu präkolumbischen transatlantischen Kontakten zwischen Alter und Neuer Welt sowie zu römischen Handelsfahrten nach Indien beteilgten. [7]

Atlantis

In seinem 1992 erschienenen Werk Atlantis - Lost Lands, Ancient Wisdom [8] (Abb. 3) knüpft Ashe an seine früheren Überlegungen zu präkolumbischen transatlantischen Kontakten an. Dazu bemerkt er, wie der Atlantologie-Enzyklopädist Stelios Grant Pavlou notiert, "dass im fünften Jahrhundert der Neo-Platoniker Proklos, einen Geographen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts namens Marcellus zitierend, über drei im Atlantischen Ozean gelegene Inseln von ‘immenser Ausdehnung’ sprach. Über die Bewohner der mittleren dieser Inseln hieß es, dass sie die Erinnerung an eine vormalige Landmasse bewahrt hatten, die von Proklos mit Atlantis gleichgesetzt wurde, welches ungefähr dort existiert habe.

Ashe identifizierte Marcellus’ drei große Inseln als die Großen Antillen der Karibik. Außerdem wies er darauf hin, dass the indigenen Völker der Region auch die Erinnerung an einen Kataklysmus bewahrten, der eine ehemalige Landmasse zersplittert hatte, und nur die Inseln übrig ließ, welche das Archipel bilden, das wir heute sehen. Bis auf einige wenige menschenwesen wurden alle bei diesem allumfassenden Ereignis ertränkt." [9] [10]

Varia

1963 wurde Geoffrey Ashe zum Fellow der Royal Society of Literature ernannt, und 2012 als Mitglied in den Order of the British Empire (MBE) Im Jahr 2015 verlieh ihm der Rat der Stadt Glastonbury die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde "in Anerkennung seiner herausragenden Dienste für den Ort als Autor und Kulturhistoriker." [11] Ashes Buch Camelot and the Vision of Albion wurde wiederholt von Paul Weller als wichtige Inspirations-Quelle für das Album Sound Affects der Rockband The Jam aus dem Jahr 1980 bezeichnet. [12]


Siehe auch:



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Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendetes Material:

(Alle Links abgerufen: 23. Okt. 2016)

Fußnoten:

  1. Siehe: Norris J. Lacy, "Eminent Arthurian: Geoffrey Ashe", Arthuriana Vol. 23, Nummer 4, Winter 2013 pp. 4-5 | 10.1353 / art.2013.0044; (PDF-Datei, abgerufen 23. Okt. 2016)
  2. Siehe: "A Conversation with Geoffrey Ashe", bei Britannia.com
  3. Siehe: ebd.
  4. Quelle: Tony O’Connell, "Ashe, Geoffrey (I)", 31. Mai 2010, bei Atlantipedia.ie - An A-Z Guide To The Search For Plato´s Atlantis
  5. Siehe: Geoffrey Ashe, "Land to the West: St. Brendan's Voyage to America", Viking Press, 1962
  6. Siehe: Geoffrey Ashe, Thor Heyerdahl, Helge Ingstad, John V. Luce, Betty J. Meggers und Birgitta L. Wallace, "The Quest for America", New York, washington, London (Praeger Publishers), 1971
  7. Siehe dazu auch: The Quest for America by Geoffrey Ashe, Thor Heyerdahl, Helge Ingstad, J. V. Luce, Betty J. Meggers, Birgitta L. Wallace, Rezension von George F. Carter, in Geographical Review Vol. 63, No. 1 (Jan., 1973), pp. 121-123 --- sowie: The Quest for America Geoffrey Ashe, Thor Heyerdahl, Helge Ingstad, J. V. Luce, Betty J. Meggers, and Birgitta L. Wallace, Rezension von John L. Sorenson, BYU Studies Quarterly, Volume 12:3 (Spring 1972)
  8. Siehe: Geoffrey Ashe, Atlantis - Lost Lands, Ancient Wisdom, New York (Thames and Hudson), 1992
  9. Quelle: Stelios Grant Pavlou, "Geoffrey Ashe" bei Atlantipedia.com (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  10. Zu weiteren Informationen über Ashes atlantologischen Ansatz siehe online: Andrew Collins, "Atlantis in the Caribbean: And the Comet That Changed the World", Inner Traditions / Bear & Co, 2016, Kap. 7, unter "The real Atlantis"
  11. Siehe: Bodhi Maia (Mid Somerset Series), "Council honours historical author with freeman nod", in Central Somerset Gazette, 23 Juli 2015, S. 9
  12. Siehe: Jim Irvin (Hrsg.) und Colin McLear (Hrsg.), "The Mojo Collection - 4th Edition", The Jam: Sound Affects. Canongate Books, 2007, S. 457. ISBN 978-1-84195-973-3

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, "Ashe, Geoffrey (I)", 31. Mai 2010, bei Atlantipedia.ie - An A-Z Guide To The Search For Plato´s Atlantis (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Joe D, modified by JimChampion bei Wikimedia Commons, unter: File:Somerset cadbury castle modified.jpg
3) Bild-Archiv Atlantisforschung.de